etzte Woche besuchten am 7. September 2018 wieder einmal 18 ehrenamtliche Mitarbeitende von Bahnhofsmissionen Freistatt für eine kleine „Rundreise“ durch die vielen Bereiche und Betriebe der Wohnungslosenhilfe Freistatt. Die Besucher waren in besonderer Mission unterwegs – sie arbeiten in 8 unterschiedlichen Bahnhofsmissionen: Bonn, Bremen, Celle, Hagen, Köln, Osnabrück, Passau und Recklinghausen. Alle reisten am Veranstaltungstag direkt an, mit Ausnahme der drei Cellerinnen; sie waren bereit am Tag zuvor eingetroffen. Pünktlich genug, um beim Bewohnerfest mitzufeiern.
Rundgang durch Freistatt
Natürlich kam der Großteil mit der Bahn. Aber anders als übliche Reisende, die nach einer längeren Zugfahrt erst einmal durchschnaufen möchten, kamen die guten Seelen der Deutschen Bahn in Freistatt anhand des umfangreichen Programms nur bedingt dazu. Zur vorbereitenden Stärkung war beim Eintreffen im Haus Platane ein kleines Frühstücksbuffet hergerichtet. Vor Ort begleiteten auch einige Mitarbeiter der Diakonie den Rundgang der Besucher.
Frank Kruse, der Bereichsleiter der Diakonie Freistatt, eröffnete den offiziellen Part zunächst mit einigen Begrüßungsworten. Neben der Freude über den Besuch der ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bahnhofsmissionen betonte Kruse, dass deren Einsatz oft unbemerkt, aber dafür unverzichtbar sei. Es würde schon fast als selbstverständlich angenommen, dass sie eine Anlaufstelle für Menschen in Schwierigkeiten seien. Wer Hilfe brauche, wende sich nicht immer zuerst an Ämter oder Polizei, sondern setze oft auf die Unterstützung der Missionsmitarbeiter.
Redaktionsbesuch
Nach der Begrüßung begann der Rundgang durch Freistatt. Als nächstes informierten sich die freiwilligen Helfer über die Arbeit der Redaktion der Freistätter Online Zeitung. Interessiert nahmen sie zur Kenntnis, dass es sich bei der Tätigkeit um das einzige von Wohnungslosen selbstverwaltete Pressemedium handelt. Ebenso positiv äußerten sich manche über das weite Themenfeld, mit der unser Online-Magazin seine Leser informiert. Daneben war es unser bisheriger Besucher-Rekord, denn 22 Menschen gleichzeitig haben sich bisher noch nie gleichzeitig in unseren Redaktionsräumen aufgehalten.
Der Freistätter Friedhof im Grünen
Der nächste Aufenthalt war der Freistätter Friedhof. Frank Kruse betonte, dass es nicht gewöhnlich sei, das verstorbene Wohnungslose mit einer Grabstätte gewürdigt werden. Der Normalfall für arme Menschen sei oft, dass – vor allem wegen Unklarheiten bei der Übernahme der Beisetzungskosten – Wohnungslose eingeäschert würden, und hinterher nichts mehr an die Existenz der Verstorbenen erinnern würde. Was hier jedoch als Normalfall bezeichnet wurde, kann man durchaus auch als Schande für unsere „tolerante Gesellschaft“ bezeichnen, in der jeder einzelne sich über den Umgang mit Menschen, auch nach ihrem Tod, Gedanken machen sollte.
Betriebsbesichtigung der Schreinerei
Bei der Besichtigung der Schreinerei ging es zwar auch um die Tätigkeiten in der Werkstatt als solches, aber nicht hauptsächlich. Die Räumlichkeiten dienten der Projektleiterin Janine Husmann für ihren Vortrag über die Arbeitsmodalitäten für Klienten, die von der Diakonie Freistatt betreut werden. Sie erklärte den Besuchern die unterschiedliche Art von Verträgen, und mit wie viel Zuverdienst die vom Reichtum verschonten Bewohner ihre bescheidenen Einkünfte nach den Bestimmungen von Jobcenter und SGB aufbessern dürfen.
Eine Feldbahnfahrt
Nach der wohlverdienten Mittagspause im Freistätter Rittersaal ging es mit der Freistätter Feldbahn zu einem Ausflug in den freistätter Teil des Wietingsmoors hinaus. Das Wetter verwöhnte die Reisenden mit einer Prise etwas kühlerer Zugluft – das mit dem Fenster schließen, das wissen Kenner der Feldbahn – gestaltet sich in den offenen Waggons doch eher schwierig.
Aufgelockert wurde die Fahrt wieder mit einigen Haltestationen im Moor, an denen Frank Kruse über Moor und Landwirtschaft informierte und auch den ersten Teil seines Vortrag über die Geschichte der Wohnungslosigkeit startete. Teil 2 gab es nach der Rückfahrt im Haus Wegwende. Zusätzlich wurde der Seminarraum zum Kinopalast für einige RTL-Nord-Kurzfilme über Freistatt, die die Besucher vorgeführt bekamen.
Den Abschluss der Visite bildete bei Kaffee und Kuchen ein gemeinsamer Austausch zwischen Mitarbeitern der Diakonie sowie den Helfern der Bahnhofsmission. Dabei gab es natürlich auch einen regen Austausch unter den Besuchern aus den verschiedenen Städten über die Arbeit in ihren jeweiligen Bahnhöfen.
Dann hieß es Abschied nehmen von freundlichen Menschen, die ihre Hand freiwillig zur Hilfe reichen. Jedem, nicht nur den Armen oder den Reichen unserer Gesellschaft. Vielen, die an den bundesdeutschen Bahnhöfen Hilfe suchen, tut das mehr als gut. Manchmal ist es im Leben nur eine Geste oder ein Augenzwinkern, die das Herz genauso erwärmen wie ein Teller Suppe den Magen. Wir können es ihnen nicht genug danken.