Rough Silk - Resonator Festival - Sulingen - 09.08.2018

19. Resonator-Festival in Sulingen – Die Zukunft ist ungewiss

Am Samstag besuchten wir das 19. Resonator Festival in Sulingen, wie immer orga­ni­siert vom Betreiber des Amts­schimmel in Sulingen, Willi Bründl und Mitver­an­stalter Jens Bokelmann. Leider besteht die Möglich­keit, dass wir das letzte Mal über diese ausser­ge­wöhn­liche Veran­stal­tung berichten, denn Willi Bründl geht nächstes Jahr in den verdienten Ruhestand und hat leider noch keinen Nach­folger für den Amts­schimmel gefunden. Sowohl um den Amts­schimmel als auch um das Resonator-Festival wäre es extrem schade, wenn dieser Zustand so bliebe. Wir drücken ganz fest die Daumen, dass sich jemand findet, der die inzwi­schen lieb­ge­won­nene Tradition und den für Sulingen durchaus wichtigen Pub in die Zukunft führt.

Amtsschimmelwirt Willi Bründl - Resonator Festival - Sulingen - 08.09.2018
Amts­schim­mel­wirt Willi Bründl – Resonator Festival – Sulingen – 08.09.2018

Da das Duo Sven-Ole Lüthke & Crazy Jivin' JJ leider aufgrund einer plötzlich aufge­tre­tenen Nasen­ne­ben­höh­len­ent­zün­dung absagen musste, übernahm Andrè Heuer, der bereits am Freitag mit dem Trio Wildwood Flowers das Publikum begeis­tern konnte, den Part des Openers. Sowohl auf der Resonator-Gitarre als auch auf dem Banjo präsen­tierte er indi­vi­duell vorge­tra­gene tradi­tio­nelle und aktuelle Blues- und Folksongs. Auch wenn er am Anfang auf der großen Bühne in der Kamp­strasse noch etwas verloren aussah, kraft Präsenz und einer unver­wech­sel­baren Stimme eroberte er schnell die Herzen des fach­kun­digen Publikums.

Kosta oder Brane Miha­j­lovič Kosta, wie er mit vollem Namen heisst, ist ein inzwi­schen alter Bekannter auf dem Sulinger Resonator-Festival.  Sowohl auf der Gitarre, als auch gerne einmal auf selbst­ge­bas­telten Instru­menten spielt er Blues, Folk und dazwi­schen gerne auch mal einen Bob Dylan Song. Von Veran­stalter Willi Bründl wurde er ja auch stan­des­gemäß als Bob Dylan Slowe­niens ange­kün­digt. Gut, zum Nobel­preis ist es viel­leicht noch ein langer Weg, aber Kosta ist auf jeden Fall ein Beispiel dafür, dass gute Musik nicht viel Equipment, sondern vor allem Talent, Stimme und Können braucht. Von all dem hat Kosta genug. Das inzwi­schen alle Sitz- und Steh­plätze beset­zende Publikum dankte es ihm mit lang­an­hal­tendem Applaus.

Rough Silk, die Band um Multi­in­stru­men­ta­list Ferdy Doernberg und Schlag­zeuger Herbert Hartmann ist mit ansonsten wech­selnder Besetzung schon seit 25 Jahren unterwegs. Damals hatte zumindest Ferdy noch längere Haare, oder überhaupt welche, ansonsten hat sich aber der Sound zu etwas ganz Eigenem weiter­ent­wi­ckelt. Das aktuelle Album heisst dann auch Progres­sive Oi!-Pop und wer sich darunter nichts vorstellen kann, der möge es sich anhören. Es lohnt sich. Ferdy Doernberg und Herbert Hartmann wechseln sich mit dem Gesang ab, wobei Herr Doernberg E‑Piano, Trompete und Lead­gi­tarre spielt, als wäre er auf allen diesen Instru­menten Solist. Natürlich brilliert er zwischen­durch auch auf der Resonator-Gitarre, das macht er im Sitzen mit Gefühl für das Instru­ment und für das Publikum. Überhaupt ist das Programm der Band aus dem Raum Hannover extrem viel­seitig. Von gefühl­vollen Balladen über Songs aus dem selbst­ver­fassten Musical bis hin zu klassisch-progres­siver Rockmusik, Rough Silk schöpft aus einem vollen Erfah­rungs­schatz und nimmer­müder Spiel­freude. Dabei vergaß das Publikum auch gerne, dass Septem­ber­nächte nicht mehr ganz so warm wie August­nächte sind.

Nach einer kurzen Umbau­pause betrat die letzte Band des dies­jäh­rigen Resonator-Festivals die Bühne. Frag­ments­hader kommen aus der Region und spielen trotz ihres eher an Techno erin­nernden Namens eine Mischung aus Bluegrass, Folk und Acoustic Rock. Das Ganze mit viel Feuer und auch zu der schon recht fort­ge­schrit­tenen Zeit mit großer Freude am Spiel. Das Publikum hat sich aufgrund der doch deutlich gesun­kenen Tempe­ra­turen ein wenig reduziert, abder die Verblie­benen haben dafür einen Heiden­spaß mit dem Trio. Wir mussten leider auch schon vor Ende des Konzertes den Heimweg nach Freistatt antreten, freuen uns aber darauf, bei nächster Gele­gen­heit einen kompletten Gig der Band zu sehen.

Insgesamt mal wieder ein toller Abend in der Kamp­strasse. Wir würden dieses Resonator-Festival, welches einen schönen Ausgleich für die eher metal­las­tigen Konzerte bietet, die wir sonst übers Jahr besuchen, wirklich vermissen. Und das hervor­ra­gende Guinness im Amts­schimmel sowieso. Und ich denke, dass geht nicht nur vielen Sulingern, sondern vielen Menschen in der ganzen Region nicht anders.