Die Festivalsaison neigt sich dem Ende zu. Es ist Burnout-Zeit in Nienburg. Und wenn man die grauen Wolken über der Weser sieht, dann weiß man, warum das 25. Burnout Festival das letzte Open Air der Saison ist. Stürmisch war es beim Aufbau, fast hätten die Verantwortlichen das ganze Altstadtfest, somit auch das Burnout absagen müssen. Glücklicherweise klarte es dann doch noch ein bisschen auf und das Festival an der Weser konnte rechtzeitig um 18:00 Uhr am Freitag beginnen.
Distra, eine Band aus dem Nienburger Umland eröffnet den Reigen beim Burnout Festival 2018. Das Sextett ist in dieser Besetzung noch nie aufgetreten. Da merkt man nix von. Von Beginn an präsent legen Distra mit zwei Sängern und einer amtlichen Mauer aus reinem Sound los. Schnell, brutal, gut. So kann es weitergehen. Das Publikum befindet sich leider noch in der Warm-Up Phase, obwohl sich zwischendurch sogar die Sonne blicken lässt. Der Band ist das komplett wurst. Was wir persönlich super finden. Und im Laufe des Auftritts wagen sich sogar ein paar Headbanger vor die Bühne. Distra ist auf jeden Fall ein Name, den man sich merken sollte. Immer vorausgesetzt, sie schaffen es auch zum zweiten Auftritt. Wir sind gespannt.
Gr:mm kennen wir noch vom letzten Burnout in 2017. Und der Sound ist tatsächlich noch ein wenig klarer geworden, die deutschen Texte sind immer noch irgendwo zwischen nachdenklich und wütend, dafür aber besser zu verstehen als noch vor einem Jahr. Gr:mm ist gerade auf Herbsttour, schön dass sie für das Burnout einen Zwischenstopp einlegen konnten. Die Braunschweiger Alternative/Emo Band überzeugt mit einem souveränen Auftritt und ist unserer Meinung nach in ihrem Genre auf dem Weg, den Geheimtippstatus zu verlassen. Musik die live sehr gut rüberkommt, die man aber auch sehr schön im Auto hören kann. Das ist nicht so häufig. Der Platz füllt sich langsam und von ein paar kalten Böen abgesehen ist das Wetter fast ok.
Als nächstes betreten Travelin Waters, eine Blues-Rock Formation aus Lübbecke die Bühne. Gitarrensoli erobern die Festivalbühne, darüber die bemerkenswerte Stimme von Jan-Philipp Sander, die für diese Art von Musik wie geschaffen zu sein scheint. Zwischen den Songs gibt sich die Band sympathisch-bescheiden, müssen sie gar nicht, kommt aber trotzdem gut an. Erstaunlich was da aus der Kleinstadt mit dem langweiligsten Weihnachtsmarkt Niedersachsens heranwächst. Wirklich toller Auftritt des Quartetts der auch vom immer zahlreicher werdenden Publikum durchaus begeistert aufgenommen wird.
Wir bleiben im Genre, allerdings wird es deutlich härter dabei. Wenn Travelin Waters die entspannte Reise im Greyhound an den Ufern des Mississipi entlang darstellt, dann sind Jaded aus Nienburg die Jungs, die im abgebrannten Auto an der Straße darauf warten, dass sie mit vorgehaltener Schrotflinte zur Heirat im nächsten Hinterwäldlerdorf gezwungen werden. Gut, da kann man auch den Blues kriegen, aber der fällt dann doch in einer deutlich härteren Gangart aus. Wir haben zwar schon etliche Artikel über das Trio geschrieben, und in den meisten davon haben wir erwähnt, dass Jaded von Mal zu Mal besser werden. Weil's stimmt. Und inzwischen haben sie sogar Groupies! Für uns das definitive Highlight des Abends. Für das inzwischen vollzählig angetretene Publikum wohl auch. Tolles Konzert.
Zoo Escape kommen aus München und das erwähnen sie auch gerne und oft. In Norddeutschland nimmt man das hin, es versetzt einen aber nicht in Begeisterung. Können sie ja nichts für. Irgendwo muss man ja herkommen. Ihre Musik ist irgendwo zwischen Power-Pop und Punk angesiedelt, mit einem gehörigen Schuss 80ger Jahre. Leider schlägt nun das Wetter mit Macht zu. Extrem kalter Regen, gepaart mit eisigem Wind, stellt das Immunsystem des Publikums auf die Probe. Selbst Zoo Escape registrieren verwundert die Ausdauer der frierenden Zuschauer. In Anbetracht der ja noch folgenden Band finde ich den auf das Wetter bezogenen Satz des Sängers: "Ich verstehe nicht, warum ihr noch da seid" allerdings mehr als flüssig.
Die folgende Band sind The Deadnotes aus Freiburg und wir freuen uns jetzt schon darauf, das Trio mal in Ruhe anzuschauen, während man nicht gerade schockgefrostet wird. Das was wir gehört haben hörte sich richtig gut an, die meiste Zeit waren wir aber besorgt ums Equipment und mit Frieren beschäftigt. In der Mitte des Auftritts haben wir dann kollektiv festgestellt, das wir für Nachtregen auf Festivals einfach zu alt sind und haben uns auf den Nachhauseweg nach Freistatt gemacht, Weicheier, die wir sind. Sorry, aber wir haben mit Timo ja jetzt ein Ex-Redaktionsmitglied in Freiburg, da ergibt sich vielleicht noch mal ein Besuch mit integriertem Deadnotes-Konzert.
Samstag geht es weiter und wir freuen uns drauf. Vielleicht wird es ja sogar trocken. Die Wahrscheinlichkeit ist leider gering. Aber trotz alledem lieben wir dieses kleine aber feine Festival am Nienburger Weserufer. Wen interessiert schon das Wetter. Bibber…