Ziegelei Open Air 2018 - Der Freitag, 8. Juni 2018

Ziegelei Open Air Twist­ringen – Der Freitag

Natürlich sind wir auch dieses Jahr wieder in Twist­ringen beim 8. Ziegelei Open Air dabei. Das Ziegelei-Team hat wieder ein pralles Programm von Rock bis Blues zusam­men­ge­stellt, das dieses Jahr passend zur Farbe des Festival-Plakats zum großen Teil von Oranje-Bands unseres west­li­chen Nach­bar­landes bestritten wird. Abgesehen davon steht das Festival unter dem Motto des alten Foyer des Art-Hits "Trends": Gitar­ren­solos erobern die Rockmusik zurück!

Den Beginn machen aber The Blue Lights, eine Schü­ler­band aus Wildes­hausen, die dank der Teilnahme von zwei Mitglie­dern, Marcel und Klaas, an der Fern­seh­show "The Voice Kids" einen über­re­gio­nalen Bakannt­heits­grad erreicht haben. Von Mark Forster bis AC/DC reicht das Reper­toire der Jung­mu­siker, die leider sowohl gegen die doch ausge­prägte Hitze des Tages anspielen müssen, als auch mit dem ersten Platz im Line-Up vor einem relativ leeren Gelände spielen. Die mitge­brachte Fange­meinde versucht dies durch laut­starke Anfeue­rungs­rufe wett­zu­ma­chen. Und spätes­tens bei "Enter Sandman" von Metallica, gewohnt stimm­stark von "Heavy Metal Klaas" vorge­tragen, kommt auch wirklich Stimmung auf.

Der zweite Act des Tages, bei nach wie vor tropi­schen Tempe­ra­turen, ist Ralph de Jongh, ein hoch­de­ko­rierter Blues­mu­siker aus den Nieder­landen. Der Gewinner des Dutch Blues Award (2010) und der Dutch Blues Challenge (2014) zeichnet sich durch ein virtuoses Gitar­ren­spiel von der Resonator- bis zur E‑Gitarre und natürlich auch auf der akus­ti­schen Gitarre genauso aus wie durch einen herzhaft rauhen und authen­ti­schen Gesangs­stil. Man fühlt sich hier an Blues­größen wie  Muddy Waters, John Lee Hooker und Lightnin’ Hopkins erinnert. Nur das die im Gegensatz zu Ralph de Jongh keine bunten Holz­schuhe tragen mit denen der Blues­barde gerne den Rhythmus vorgibt. Schöne Einstim­mung auf das Festival und insgesamt ein mitrei­ßendes Solokonzert.

Die Leif de Leeuw Band ist relativ kurz­fristig für die schwe­di­sche Band Maidavale einge­sprungen, die leider vier Wochen vor dem Festival absagen mussten. Leif de Leeuw ist ein begna­deter Gitarrist und zwei­ma­liger Gewinner des Sena Young Talent Guitar Award (2009 und 2013). Seine Band liefert ihm das Backup für seine von Blues, Rock und Fusion geprägten Solis und vor allem Sänger Sem Jansen liefert den stimm­li­chen Kontra­punkt dazu. Inzwi­schen sind auch tatsäch­lich eine Menge Zuschauer vor der Bühne und die Tempe­ratur hat sich von uner­träg­lich zu immer noch zu warm gewandelt. Dank wirklich ausrei­chender Geträn­ke­ver­sor­gung tut das der Stimmung keinen Abbruch.

Den defi­ni­tiven Höhepunkt des Abends liefern Thorbjørn Risager & The Black Tornado die erstaun­li­cher­weise keine Holländer, sondern Dänen sind. Seit der 2014er Veröf­fent­li­chung Too Many Roads firmiert spielt der Sänger mit einer zum Oktett erwei­terten Band, eine mit Peter Kehl (Trompete) und Kasper Wagner (Saxophon) hervor­ra­gend besetzte Bläser­sek­tion trägt deutlich zum satten Sound der Band bei. Über allem die unver­wech­selbar raue Bluesstimme des Band­lea­ders. Inzwi­schen ist das Gelände gut gefüllt und vor der Bühne herrscht richtig Stimmung. Von 10 bis 90 scheint hier alters­struk­tur­tech­nisch alles vertreten zu sein. Das Ziegelei Open Air macht seinem Ruf als fami­li­ärstes aller Festivals der Region wieder einmal alle Ehre.

Zum Abschluss gibt es noch die Einwei­hung der Hot Oven Stage, die in Zukunft bestimmt noch öfter, auch außerhalb des Festivals Beachtung finden wird. Klein aber gemütlich bietet sich hier Platz für Konzerte der intimeren Art. Als erste Band dürfen Nacht­treesor diese, mit drei Musikern aber auch wirklich ausge­reizte Bühne vor dem alten Brennofen der Ziegelei bespielen. Deutsch­rock der selbst­iro­ni­schen Art, inspi­riert von Kraan und einer Katze(?) mal mit Maske, mal ohne, und motto­ge­treu etwas gitar­ren­lastig. Ein toller Ausklang. Im Ziegelei-Café geht es noch bis in die frühen Morgen­stunden weiter mit der Aftershow-Party. Nicht für uns, wir wollen ja auch am Samstag noch fit sein. Da soll es noch wärmer werden. Wir freuen uns drauf.

Text und Fotos: Christof