Um nicht mit der doch recht umfangreichen Reload-Berichterstattung zu kollidieren, kommt der Bericht über diese Veranstaltung etwas verspätet. Wir fanden es aber wichtig, dass diese Veranstaltung die volle Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient hat.
Am 18. August 2018 fand auf dem Gelände des Rugby-Vereins VfR Döhren 1906 in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover die Veranstaltung "Straße trifft Politik und Hannover 96" statt. Das Event hatte das Ziel etwas für Wohnungslose zu tun, Menschen zusammen zu bringen und sich auf Augenhöhe zu begegnen. Organisiert wurde die Veranstaltung von Werkheim e.V. Hannover in Zusammenarbeit mit dem Fanclub des Bundesligisten Hannover 96 "Rote Reihe 96".
Der Verein Werkheim e.V. sieht es als seine Aufgabe an, wohnungslosen und mit vielfachen Problemen belasteten Männern Unterstützung zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft und der Führung eines selbstständigen Lebens in einer eigenen Wohnung anzubieten. Die "Rote Reihe 96" ist nicht nur ein Fanclub. Sie erfüllt insbesondere durch finanzielle Unterstützung gemeinnütziger Organisationen und durch die Durchführung von Informationsveranstaltungen, Sport- und Kulturfesten den Zweck der Kinder- und Jugendförderung sowie der Bewahrung hannoverschen Brauchtums und Tradition. So hatte die "Rote Reihe " die Idee zu der Veranstaltung "Straße trifft Politik und Hannover 96". Sie gewährleistete die Finanzierung und stattete die Mannschaft der Wohnungslosen mit Trikots und weiterer Sportausrüstung aus.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Hanna Legatis, Mitherausgeberin des Asphalt-Magazins. Für musikalische Unterhaltung sorgte Büttner's Best Choice, ein Bandprojekt für wohnungslose Männer des Werkheim e.V. Für weitere Unterstützung bei der Planung und Durchführung des Events sorgten die Ü40-Mannschaft von Hannover 96, der Rat der Stadt Hannover, der VfR Döhren, die Straßenzeitung Asphalt sowie die Diakonie Niedersachsen.
Nach der offiziellen Eröffnung durch den Bürgermeister und Ratsvorsitzenden der Stadt Hannover Thomas Hermann, dem Vorsitzenden der "Roten Reihe" Uwe Beyes und dem Vorstand des Werkheim e.V. Andreas Sonnenberg wurde das erste Spiel Wohnungslose gegen den Rat der Stadt Hannover angepfiffen.
Das Team "Wohnungslos" setzte sich aus Bewohnern der Einrichtungen Werkheim e.V., Jugendwerksiedlung e.V. und Mitarbeitern der Straßenzeitung Asphalt zusammen. Für das "Rats-Team"spielten Afra Gamoori (SPD, Sprecherin des Schulausschusses und Vertreterin des Jugenhilfeausschusses), Thomas Klapproth (CDU, Sportsprecher), Angelo Alter (SPD, Sprecher des Sportausschusses), Arne Borstelmann (CDU), Michael Gertz (SPD, Bezirksratherr Südstadt-Bult) und Roland Schmitz-Justen (SPD, Fraktionsvorsitzender Südstadt-Bult. Komplettiert wurde das "Rats-Team" durch André Lang (Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Spendenmarketing der Diakonie >Niedersachsen) sowie Thomas Kötter (Werkheim e.V.). Das Spiel endete nach einer Spielzeit von zweimal 30 Minuten, inklusive Trinkpausen nach jeweils 15 Minuten, mit einem 6:4‑Sieg für das "Team Wohnungslos".
Im Anschluss an dieses Spiel gab es eine Diskussionsrunde zur Bedeutung des Sports als Teilhabe am sozialen Leben. Ebenso wurden die Themen Selbstwertgefühl und Selbstachtung angesprochen. Teilnehmer dieser Diskussionsrunde waren Konstanze Beckedorf (Sozial- und Sportdezernentin der Stadt Hannover), Carsten Linke (Sporttherapeut und von 1995 bis 2003 Profi-Spieler von Hannover 96), Dominik M. (Bewohner des Werkheim und Mitglied der Werkheim-Band Büttner's Best Choice) und Thomas (Verkäufer der Straßenzeitung Asphalt). In diesem Zusammenhang ging es auch um generelle Probleme die durch Armut und Wohnungslosigkeit (zwei Themen, die ursächlich zusammenhängen) und die hannoverschen Möglichkeiten zur Problemlösung beizutragen.
Wir möchten an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass es bei der Menschenrechtsdiskussion nicht, wie vielfach missverständlich zitiert, um ein Recht auf Wohnen, sondern um ein Recht auf Wohnung geht. Wohnen kann man auch mit 60 anderen Menschen in einem Zelt, in einer Notunterkunft oder Einrichtung. Eine Wohnung ist dagegen ein privater Rückzugsraum, den man selbst gestalten und über den man selbst verfügen kann.
Frau Beckedorf selbst wies darauf hin, dass sie, wenn sie von einem harten Arbeitstag in ihre Wohnung zurückkkehrt, merkt, wie sehr das Fehlen eines solchen Rückzugraums sie selbst belasten würde.
Nach dieser Gesprächsrunde wurde das zweite, und letzte, Spiel des Tages angepfiffen. Diesmal spielte das "Team Wohnungslos" gegen die Ü40-Mannschaft des Bundesligisten Hannover 96. Die Aufstellung des "Team Wohnungslos" spielte in der gleichen Aufstellung wie gegen das "Rats-Team". Das Team "Hannover 96/Ü40" spielte mit Ulf Maier, Serkan Aslantürk, Klaus-Holger Zölfel, Andreas Gallus, Rico Werthner, Andreas Hampel, Marco Stichnoth, Stefan Mitschke und Michael Wein. Gewinner nach ebenfalls zwei Mal 30 Minuten, inklusive Trinkpausen, endete dieses Spiel mit einem 7:1‑Erfolg des Teams "Hannover 96/Ü40".
Bevor zum gemütlichen Teil des Tages übergegangen wurde, gab es noch eine kurze Gesprächsrunde mit Andreas Sonnenberg und Uwe Beyes. Man kam zu dem Schluss, das das Ziel der Veranstaltung erreicht wurde und es eigentlich nur Gewinner gab. Außerdem gab es als Geschenk für die Spieler des "Team Werkheim" noch Freikarten für ein Bundesliga-Spiel von Hannover 96.
Mit lecker Essen und Trinken und mehr Musik von "Büttners Best Choice" ließ man dann den Tag ausklingen.
Text: Stefan
Fotos: Christoph