Natürlich, es floss die ein oder andere Träne. Nicht nur bei Gabriele Bieber. In 48 Jahren habe sie viele Freundschaften geschlossen, ihre Geschwister sind alle noch in Freistatt. Daher kann man sehr gut verstehen, dass so ein Abschied Freistatt bewegt. Der Kirchenvorstand organisierte einen Abschiedsgottesdienst, denn Gabriele Bieber wird das Osterfest in Ulm, ihrem neuen Zuhause verbringen.
Für unser kleines Freistatt fast unvorstellbar, denn unter den knapp 600 Einwohnern gibt es ganz wenige, die das Bild des Ortes gewaltig mitgeprägt haben. Passenderweise wurde die Andacht am letzten Sonntag im März gefeiert, also exakt an dem Tag, an dem die Uhren umgestellt wurden. Entsprechend hatten die Botschaften während der Predigten und Fürbitten des öfteren das Thema Abschied zum Inhalt, allerdings stets mit der Vorfreude auf neue Ziele. In ihrem Abschiedswort betonte Gabriele Bieber selbst ihre Vorfreude auf neue Aufgaben und Ziele.
Insgesamt war die Messe mit sehr viel Kreativität vorbereitet worden. Erst während des Gottesdienstes erklärte Pastor Michael Herzer die von den Gläubigen unter Umständen vermutete Unordnung im Kirchenraum selbst. Denn zum einen waren die Sitzplätze seitwärts zur Kanzel aufgestellt worden. Zum anderen wurde der mittlere freie Bereich mit allerhand Schnüren und Seilen bedeckt, in allen Formen und Farben, auch in der Geradlinigkeit gab es Unterschiede. Sie sollten die unterschiedlichen und individuellen Wege darstellen, den jeder Einzelne von uns zu bestreiten hat.
So ein Gottesdienst ist wie immer auch die Gelegenheit, etwas für den guten Zweck zu tun. Der Pastor konnte sich über eine Summe von über 970 Euro freuen, die im vergangenen Jahr gesammelt wurde, und so als Spende dem Hospiz Zugvogel in Diepholz zur Verfügung steht. Während der Messe wurde die Kollekte für eine notwendige Organisation umhergereicht: Das Posaunenwerk, das 2016 von der Deutschen UNESCO-Kommission in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde, soll von den Spenden profitieren.
Unter den zahlreichen Kirchgängern war auch Marina Kastens. Einst wurde sie als Ersatz in den Kirchenvorstand gewählt. Nun hat sie die herausfordernde Aufgabe, in die Fußstapfen von Gabriele Bieber zu treten. Wir wünschen der sympathischen Nachfolgerin alles Gute für die neue Arbeit.
Der sonntägliche Kirchgang entwickelte sich im Anschluss zu einem kleinen Happening. Denn die Abschiedszeremonie war den Gläubigen eine Bratwurst wert, die vor der Moorkirche für alle gegrillt wurde. Die dazu bereitgestellten Getränke sorgten dafür, dass die meisten Gäste noch lange nach dem Gottesdienst am Ort des Geschehens verweilten. Jeder hatte die Gelegenheit, sich persönlich bei Gabriele Bieber zu bedanken und sich zu verabschieden.
Das wollen wir auch tun. Wir wünschen Gabriele Bieber alles Liebe und Gute. Bei ihren offiziellen Abschiedsworten betonte sie, sie freue sich auf das, was kommt. Aber ein Abschied nach 48 Jahren Freistatt ist eben auch kein leichter Abschied. Worte, mit dem sie jedem aus dem Herzen sprach, denn wir, die sie ziehen lassen wollen und müssen, fühlen ganz genauso. Danke Gaby.
Text & Fotos: Hari"]