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GWD Minden – Hamm(er)-Sieg zum Saison­start verdirbt grün-weiße Pokalhoffnungen

Sport, insbe­son­dere der Profi­sport, zeichnet sich heut­zu­tage durch seine Schnell­le­big­keit aus. Bis zum Juni 2018 war es bei den Hand­ball­fans der GWD Minden üblich, sich über Tore von Sören Südmeier zu freuen. Das änderte sich mit dem Beginn der zurück­lie­genden Spielzeit, als der Rück­raum­spieler ein Angebot des Zweit­li­gisten ASV Hamm-Westfalen annahm. Südmeier stieg quasi, sehr zur Freude seines neuen Klubs, frei­willig eine Liga ab. Damit war auch vorerst ein schnelles Wieder­sehen mit dem einstigen Publi­kums­lieb­ling in weite Ferne gerückt, zumindest auf der Punktspielebene.

Aber da gibt es ja noch den DHB-Pokal. Denn die Lostrommel für die ersten beiden Runden der neuen Saison sah eine Rückkehr des mitt­ler­weile 28-jährigen zu seinen Wurzeln vor. Fans mit grün-weißem Blut in den Adern bereitete der Besuch des einstigen GWD-Spielers zusammen mit seinen neuen Mann­schafts­kol­legen aller­dings fast gar keine Freude. Denn nicht die favo­ri­sierte GWD Minden, sondern der Zweit­li­gist erspielte sich am 17. und 18. August das Ticket für das Achtel­fi­nale. Und das hochverdient.

Doch beginnen wir von vorne. Die Hoff­nungen der Ostwest­falen auf eine erfolg­reiche Pokal­saison waren berech­tigt. Von den vier Mann­schaften, die in Gruppe 4 gelost wurden, erklärte sich nur die GWD bereit, das Turnier auszu­richten. Das gewünschte Ziel, zu den 16 Achtel­fi­na­listen am Ende dazu­zu­ge­hören, schien damit greifbar zu sein. Denn neben dem Erst­run­den­gegner aus Hamm stand im Erfolgs­fall fest, dass in Runde zwei eine Drittliga-Mann­schaft der Gegner sein würde: Entweder der HC Empor Rostock oder der Orani­en­burger HC.

Und auch bei der Heran­ge­hens­weise der Orga­ni­sa­tion wollte man nichts dem Zufall über­lassen. Statt in der gewohnten KAMPA-Halle wollte man in der Sport­halle Dankersen, die sowohl von der GWD als auch vom TUSPO Meißen 1892 genutzt wird, vor wenigen 100 treuen Fans ein großes Hand­ball­fest feiern. Die Laune bei den Einhei­mi­schen war bestens, die Ausschank­buden hatten ausrei­chend zum Anstoßen für die Achtel­fi­nal­qua­li­fi­ka­tion der GWD bereit­ge­stellt und die Stimmung der Grün-Weißen wurde noch besser. Denn das Niveau der Auftakt­partie zwischen Rostock und Orani­en­burg, die der HC Empor knapp gewann, ließ wenig Zweifel zu, dass die zweite Runde am Sonntag eine Hürde sein könnte.

Dennoch gab es bei den Fans auch vorsich­tige bis skep­ti­sche Töne zu hören: Hamm werde ein harter Brocken, das werde alles andere als leicht, trotz des Klas­sen­un­ter­schieds. Zudem frischten einige Erin­ne­rungen an den Saison­start vor zwei Jahren auf, als damals in der ersten Runde eine Dritt­li­ga­mann­schaft der GWD Minden ein blamables Aus in der KAMPA-Halle bescherte. Doch musste man so pessi­mis­tisch an ein neues Kapitel herangehen?

Die Skeptiker sollten mehr als Recht behalten, denn die Gäste aus dem Unterhaus zerstörten die Party gnadenlos. Und die GWD Minden half kräftig mit. Die Neugierde auf die beinahe zur Hälfte mit neuen Spielern besetzte Mann­schaft verwan­delte sich am frühen Sams­tag­abend in Enttäu­schung und Entsetzen. Sicher, Über­ra­schungen sind das Salz in der Pokal­suppe, aber das Auftreten der Heim­mann­schaft war erschre­ckend schwach. Auf den Rängen flossen die Vokabeln von Blamage über peinlich bis kata­stro­phal. Auch von "Arbeits­ver­wei­ge­rung" war die Rede.

Am Ende stand mit einem 21:31 nicht nur ein vernich­tendes Endergebnis, es standen urplötz­lich besorgte Fragen im Raum. Denn wie soll dieses Team in der Liga bestehen, wenn selbst gegen einen Zweit­li­gisten fast überhaupt nichts funk­tio­nierte? Kaum ein Angriff, der nicht in der Deckung des ASV Hamm-Westfalen hängen blieb, oder spätes­tens beim hervor­ra­genden Gäste­tor­wart Felix Storbeck ein jähes Ende fand. Wie will man zum Beispiel in Hannover-Burgdorf am kommenden Sonntag (25. August) punkten? Nicht wenige Fans befürchten gar einen Abstiegs­kampf für die kommende Spielzeit.

Die Mann­schaft der GWD Minden ist in der ersten Pokal­runde knallhart auf dem Boden gelandet. Hier in Freistatt, dem Ort mit der größten Wieder­ein­glie­de­rungs­hilfe kennt man sich mit Schick­salen aus, bei denen Menschen ebenso auf den Boden landen. Hier lernen viele Menschen wieder an sich zu glauben. Urplötz­lich setzen sie sich wieder Ziele, und fangen an, für ihre Träume und Wünsche zu kämpfen. Das hat ziemlich viel mit Willens­stärke zu tun, und es ist oftmals eine Kopfsache. Die innere Über­zeu­gung und der Glaube daran kann Berge versetzen.

Viel­leicht hilft diese Menta­lität den Spielern auch. Wir werden auch weiterhin vor Ort dem sehr fami­liären Verein unsere Unter­stüt­zung zusichern. Aus unserer Erfahrung wissen wir, welch eine Wohltat eine Hand ist, die einem in einer solchen Situation gereicht wird.

Wir drücken die Daumen, und gratu­lieren auf diesem Weg Max Staar nach­träg­lich zu seinem Geburtstag, den am Sonntag feiern konnte. Happy Birthday!