„Dein Festmahl“ blieb, und bleibt auch 2022

„Ausfallen kommt für uns gar nicht in Frage“ – das waren die Worte von Mario Roggow (Projekt­leiter bei der ÖVB-Arena Bremen), stell­ver­tre­tend für alle Frei­wil­ligen und ehren­amt­li­chen Helfer von Dein Festmahl e. V.

Und gemeint war eben das Festmahl, mit denen der Verein Dein Festmahl e. V. gemeinsam mit zahl­rei­chen Unter­stüt­zenden in und um Bremen obdach­losen, wohnungs­losen und benach­tei­ligten Menschen bei einem Weih­nachts-Menü eine schöne Weih­nachts­über­ra­schung bereitet. Seit 2017 veran­staltet der Verein diese Feier, die bis 2019 in der ÖVB-Arena statt­ge­funden hat.

Doch wie bereits im Vorjahr ließen die aktuellen Corona-Verord­nungen ein gemein­sames Zusam­men­rü­cken in vorher gewohnter großer Runde nicht zu. Statt­dessen wurden am Dienstag überall in der Hanse­stadt Stände größ­ten­teils unter freiem Himmel aufgebaut, bei denen sich die Menschen ihr Weih­nachts­paket abholen konnten. In großen Trage­ta­schen bekamen sie u. a. wärmende Beklei­dung wie Jacken, Pullover und Socken. Und natürlich in Warm­hal­te­boxen auch das tradi­tio­nelle Weih­nachts­menü: Gänse­keule mit Rotkohl und Klößen. Dazu jede Menge Obst, und auch Süßwaren und Nachtisch gab es im Angebot.

An zwei der Bremer Standorte hat sich dann auch die Frei­stätter Online Zeitung umgesehen. Beide Veran­stal­tungen befanden sich in unmit­tel­barer Nähe des Haupt­bahn­hofs. Um 13 Uhr ging es direkt neben dem Über­see­mu­seum los. Bereits eine halbe Stunde zuvor startete die Ausga­be­ak­tion hinter dem Bahnhof auf dem Nelson-Mandela-Platz, in Sicht­weite der früheren Location, der ÖVB-Arena. Insgesamt waren zwischen 800 bis 1.000 Essen vorbe­reitet worden, dazu ebenso viele Geschenketaschen.

Matthias Höllings, Mario Roggow sowie Simon Zeimke, allesamt Vorsit­zende bzw. Mitglieder von Dein Festmahl e.V. konnten für die Ausgabe nicht nur frei­wil­lige Helfer gewinnen. Auch promi­nente Unter­stüt­zung war beim Verteilen vor Ort, wie z. B.: Frank Imhof (Präsident der Bremi­schen Bürger­schaft), Sofia Leoni­dakis (Frak­ti­ons­vor­sit­zende der Bremer DIE LINKE), Silke Hellwig und David Koopmann (Chef­re­dak­teurin bzw. Vorstands­mit­glied des Weser­ku­riers) oder Frank Baumann (sport­li­cher Geschäfts­führer des SV Werder Bremen).  Guido Regenhard alias Guido Elvoice sorgte gesang­lich mit Elvis-Ever­greens für eine musi­ka­li­sche Abrundung des Nachmittags.

Der eigent­liche Ideen­geber ist der Musiker Frank Zander, der seit 1986 jedes Jahr Weih­nachts­feiern für Wohnungs­lose und Obdach­lose in Berlin orga­ni­siert. Mit der Zeit erkannten dann immer mehr Groß­städte, wie mit solchen gemein­samen Veran­stal­tungen arme und benach­tei­ligte Menschen ein wenig mehr in den Mittel­punkt unserer Gesell­schaft gerückt werden können.

„Doch warum gibt es so eine gute Sache nicht bei uns in Bremen?“, stellte sich Mario Roggow eines Tages die Frage. Roggow, der im Arbeits­alltag als Projekt­leiter in der ÖVB-Arena für die Orga­ni­sa­tion und Abwick­lung von Veran­stal­tungen zuständig ist, nutzte dann seine Kontakte zu promi­nenten Menschen, um gemeinsam solch ein Vorhaben auch für Bremen umzusetzen.

Am meisten Unter­stüt­zung bekam Mario Roggow dabei vom Schla­ger­sänger Semino Rossi. Der aus dem argen­ti­ni­schen Rosario stammende Künstler wuchs in seiner Heimat ohne Vater auf, und erlebte vor seiner Karriere selbst ein Leben in Armut. Rossi und sein Team warben dann rund um Bremen für „“ „Dein Festmahl“, das dann 2017 erstmals in die Tat umgesetzt wurde.

Koope­ra­ti­ons­partner beim Festmahl wurden der Weser­ku­rier und der Kreis­ver­band des Deutschen Roten Kreuz Bremen, und bis zum Ausbruch von CoVid-19 wurde seither immer ein freier Termin um Weih­nachten in der ÖVB-Arena gefunden.

Seit Oktober 2021 ist daraus der Verein Dein Festmahl e. V. als eige­tra­gener Verein geworden, und gemeinsam mit Simon Zeimke und Matthias Höllings darf sich Mario Roggow auf ständig wachsende Hilfe von gemein­nüt­zigen Orga­ni­sa­tionen, Spendern und Sponsoren freuen.

Dein Festmahl wird es auch 2022 geben. Die Planungen hierfür beginnen, so Höllings, bereits im Januar. Und Menschen, die in Deutsch­land von Armut betroffen sind,  wird auch im kommenden Jahr präsent bleiben, und präsenter werden. Denn gerade nach den heute (16. Dezember 2021)  aktuellen Infor­ma­tionen des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­bandes leben laut deren Verbands­ge­schäfts­füh­rers Ulrich Schneider über 13 Millionen Menschen landes­weit in Armut. Laut dieser Aussage erreicht damit die Armuts­quote in Deutsch­land einen Stand von 16,1 %. Laut dieser Berech­nung reden wir also nicht mehr von einer Randgruppe.

In wenigen Tagen ist Weih­nachten. Seit Wochen laufen wie in jedem Jahr Werbe­kam­pa­gnen in Kauf­häu­sern und Medien, um sich für die besinn­li­chen Tage mit allen erdenk­li­chen Präsenten, teurem Schmuck und tech­ni­schen Schnick­schnack für die Liebsten einzu­de­cken. Aber – ist das noch Weihnachten?

Ist Weih­nachten nur dazu da, um viel Geld auszu­geben? Gerade vor den Feier­tagen hört man ja auch so oft, es ist die Zeit des Zusam­men­rü­ckens gekommen. Die Frage muss sich jeder selbst beant­worten. Ist Weih­nachten nicht viel einfacher, viel gemüt­li­cher, viel ruhiger? Und ist Weih­nachten wirklich für alle da? Dein Festmahl e. V. hat erkannt, das Herz des Fests schlägt hinter der Brust, und nicht in der Brusttasche.