Die Essen Motor Show (EMS) ist das führende Event für sportliche Fahrzeuge in Europa. Ihr Angebot umfasst Sportwagen, Tuning und Lifestyle, Motorsport sowie Classic Cars. Außerdem sorgen spannende Sondershows für die Unterhaltung der Besucher.
Die Essen Motor Show gibt es bereits seit 1968 und startete als 1. Internationale Sport- und Rennwagen-Ausstellung Essen. Die Idee des damals erst 25-jährigen Autofans Wolfgang Schöller, dem Erfinder der Veranstaltung, war es, eine Ausstellung als Saisonabschluss des Motorsportjahres auf die Beine zu stellen und dort vor allem die jeweils siegreichen Rennfahrzeuge der abgelaufenen Saison auszustellen. Am 2. November 1968 war es dann soweit: Die erste EMS öffnete ihre Türen und bot alles für den Auto- und Motorsportfan auf 7.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Nachdem der Erfolg dieser ersten Veranstaltung die Erwartungen der Organisatoren übertraf, entschied man sich dafür, die EMS jährlich stattfinden zu lassen. Heute ist die EMS nach der IAA die zweitgrößte Fahrzeugmesse in Deutschland. Und bis zu seinem Tod im Jahr 2017 war der EMS-Erfinder Wolfgang Schöller Motor, Antreiber, Ideengeber und unerschütterlicher Optimist hinter den Kulissen.
In diesem Jahr nun gab es eine besondere Ausgabe der Essen Motor Show. Nach einer Corona-Zwangspause im letzten Jahr kehrte sie zwischen dem 26. November und dem 5. Dezember nun als "Limited Edition" zurück in die Hallen der Messe Essen im Essener Stadtteil Rüttenscheid. Aber wegen der nach wie vor anhaltenden Pandemie unter strengen Hygieneauflagen und mit 3G-Zugangskontrolle. Zu den Hygienemaßnahmen zählten bereits im Vorfeld ein reiner Online-Ticketverkauf um Warteschlangen zu vermeiden. An den Messetagen galt dann Maskenpflicht in allen Messehallen. Dazu sorgten getrennte Ein- und Ausgänge für einen sicheren Messeablauf. Auf dem gesamten Gelände gab es die Möglichkeit zur Desinfizierung der Hände sowie zum Händewaschen. Desweiteren sorgten neueste Lüftungsanlagen und geöffnete Türen für frische Luft in den großzügig dimensionierten Hallen.
Also, Maske auf und hinein ins Vergnügen …
Alles war in diesem Jahr jedoch nicht anders. Denn auch 2021 standen die Fahrzeuge im Mittelpunkt der Essen Motor Show – und es gab sehr viele Fahrzeuge in den Messehallen zu bewundern. Egal, ob mit konventionellem Antrieb oder nachhaltig angetrieben. Es gab Neufahrzeuge, Old- und Youngtimer. Und es gab sie als getunte oder als Serienversionen. Und auch Renn- und Filmfahrzeuge fehlten nicht. In beeindruckender Form wurde die ganze Bandbreite der individuellen und sportlichen Mobilität von den Ausstellern in Szene gesetzt.
Motorsportbegeisterte hatten gleich in der ersten Halle die Möglichkeit sich an alten und neuen Rennfahrzeugen sattzusehen. Vor allem Freunde des Tourenwagen-, des Rallye- und des Langstreckensports kamen hier auf ihre Kosten.
So gab es etwa den Audi Sport Quattro von Michèle Mouton, der erfolgreichsten und bekanntesten Rallyefahrerin der Motorsport-Geschichte zu sehen. Auch ein Fahrzeug der ehemaligen V8STAR-Rennserie gab es zu bewundern. Ein Blickfang war hier auch der kleine Abarth OT 1300 Periscopio aus den späteren 1960er Jahren mit seiner beeindruckenden Abgasanlage.
Weitere beeindruckende Fahrzeuge in dieser Halle waren etwa der Le-Mans-Prototyp der Fahrer Sébastien Buemi, Kazuki Nakajima und Fernando Alsonso, die mit diesem Fahrzeug 2018 den Gesamtsieg der 24-Stunden von Le Mans holten. Durch seine Größe stach der Mercedes G63 AMG 6x6 der Go-Luxury-Sommertour 2020 sofort ins Auge. Unscheinbar dagegen wirkte die VW T3 Pritsche aus dem Jahr 1988, der den Eindruck machte, er käme gerade eben von der Baustelle. Das Beeindruckende an diesem Fahrzeug ist jedoch der Antrieb. Denn diese Aufgabe übernimmt ein 6,2‑Liter-V8-Motor mit 436 PS aus dem Hause Chevrolet. Dieses Fahrzeug gewann in diesem Jahr die Tuning Trophy Germany. Viel Aufmerksamkeit sollte auch der Nissan GTR Type R35 mit seinem 1.200 PS starken Motor, ebenfalls aus dem Hause Chevrolet, erregen.
Selbstverständlich darf auf einer solchen Show auch die Firma Porsche nicht fehlen. Neben vielen anderen Porsche-Modellen waren auch ein Porsche 911 GT3 R des Teams SSR-Performance zu sehen. Michael Ammermüller und Mathieu Jaminet erreichten mit diesem Fahrzeug Platz 2 in der Konstrukteurswertung der ADAC GT Masters 2021. Ein weiterer Porsche 911 GT3 R war auf dem Stand des ADAC Motorsport zu finden. Bei diesem Porsche handelt es sich um den Porsche mit der Startnummer 911 und dem Spitznamen "Grello" des Manthey-Teams, der Rennsportfans aus vielen Einsätzen auf dem Nürburgring bekannt sein dürfte. Auf dem Fahrzeug wurde mittels eines kleinen Schriftzug an die im März diesen Jahres im Alter von nur 51 Jahren verstorbene Rennfahrerin Sabine Schmitz gedacht.
Ein besonderes "Schmankerl" war das Experimentalfahrzeug "Brutus", dessen 12-Zylinder-Motor mit 47 Litern Hubraum für eine Dauerleistung von 500 PS und eine Kurzzeitleistung von sogar 750 PS sorgt. Der Motor aus den Jahren 1917/1918 wurde ursprünglich für Flugzeuge konstruiert und für den Dornier Wal, die Do-17, die Focke-Wulf A‑29 sowie die Heinkel He-111 und He-70 verwendet. Die Achsen, das Getriebe mit dem Differential und die Kupplung stammen von einem American LaFrance mit 14-Liter-Motor, der zwischen 1907 und 1908 gebaut wurde. Von den vier verkleideten Holzspeichenrädern werden nur die hinteren gebremst. Die Antriebskraft wird mit zwei Ketten auf die Hinterräder übertragen. Der "Brutus" besitzt keine Spritzwand. Der Fahrer sitzt direkt hinter dem Motor, dessen bewegliche Teile, wie beispielsweise das Schwungrad, nur über ein Gitter vom Fahrerraum abgetrennt sind und ist somit auch den heißen Motorabwärmen und eventuellen Leckagen des Motors mehr oder weniger ungeschützt ausgesetzt.
Noch etwas zur Geschwindigkeit des "Brutus": Der Waliser Roger Collings erreichte in den Jahren 2007/2008 auf dem Highspeed-Oval der Bosch-Teststrecke mit zwei überhöhten Steilwandkurven in Boxberg eine Geschwindigkeit von 200 km/h. Collings ist bisher der einzige, der sich dies getraut hat. Wer das Fahrzeug einmal in Aktion erleben möchte kann sich entweder dieses Kurzvideo anschauen oder sich auf den Weg zum BRAZZELTAG im Technik Museum Speyer machen.
Auch Filmfreunde kamen auf der Motor Show auf ihre Kosten. So gab es die automobilen Hauptdarsteller aus verschiedenen Filmproduktionen zu bewundern. Darunter waren die vierrädrigen Stars aus "Mad Max", "The Blues Brothers", "Manta, Manta", "Zurück in die Zukunft" und "Ghostbusters" zu sehen
Freunde des Dragster- und des Tractor-Pulling-Sports sollten auf der Essen Motor Show auch nicht zu kurz kommen. Unter anderem gab es einen Dragster von Gerd Habermann, genannt "King of Fire", von Habermann Racing zu sehen. Nur einige Meter präsentierte dann das Tractor-Pulling-Team "Green Monster" zwei seiner leistungsstarken Traktoren. Ebenso wie dem Dragster von Habermann Racing war auch diesen Fahrzeugen die schiere Leistung anzusehen. Wirklich beeindruckend.
Ein etwas, sagen wir einmal, ungewöhnlicher Gast auf der Essen Motor Show war die Bundeswehr. Unter dem Motto "Nach der Schule liegt dir die Welt zu Füßen – Mach, was wirklich zählt" wurde Werbung für eine eventuelle Karriere bei der Bundeswehr hingewiesen. Im Gepäck hatte die Truppe unter anderem eine Panzerhaubitze 2000, verschiedene Gegenstände aus dem Alltag der Bundeswehr wie etwa Uniformen, Geschosshülsen etc. sowie einen von Studenten der Helmut-Schmidt-Universität, der Bundeswehr-Universität in Hamburg, konstruierten Rennwagen – den RUSH 20. Mit diesem kleinen Rennfahrzeug mit einem Motorradmotor und einem Gewicht von nur 220 kg nimmt das 2006 gegründete Eleven-O-Six Racing Team der Helmut-Schmidt Universität an Rennen der Formula Student Germany teil.
Zu guter Letzt möchte ich noch die Initiative TUNE IT! SAFE! kurz vorstellen, die sich für sicheres Fahrzeug-Tuning einsetzt.
Die vom Verband der Automobil Tuner e.V. (VDAT) getragene Initiative steht seit ihrer Gründung 2005 unter der Schirmherrschaft des Bundesverkehrsministers und wird vom Premium-Reifenhersteller Hankook sowie weiteren institutionellen Partner unterstützt. Auch die Essen Motor Show ist seit 2005 ein wichtiger Partner der Initiative. Auf der EMS 2005 gab der damalige Verkehrsminister Manfred Stolpe den Startschuss für TUNE IT! SAFE! Den Anspruch zur Gründung der Initiative war die Zunahme von unseriösen Tuningangeboten. Die Polizei und Prüforganisationen, die mit Ihrem Know-how den Tuning-Fans zur Seite stehen und als Partner der Initiative angehören, unterstützen TUNE IT! SAFE. Im Jahr 2011 wurde das Konzept von einer 20-köpfigen unabhängigen Expertenjury aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsmanagern, Journalisten und Politikern zu einem der 365 herausragenden Beispiele für Zukunftsfähigkeit, Mut, Engagement und Kreativität der Menschen in Deutschland gewählt.
Ziel der Initiative TUNE IT! SAFE! ist es, mit einer bundesweiten Kampagne gegen unzulässiges und unsicheres Tuning vorzugehen. Das ist wichtig, da im Tuning-Markt neben vielen verantwortungsbewusst handelnden Unternehmen auch Anbieter von minderwertigen oder sogar illegalen Produkten zu finden sind. Mit der Polizei sowie Prüf- und Überwachungs-Organisationen als starke Partner leistet TUNE IT! SAFE! auch wichtige Aufklärungsarbeit. Dabei muss die Sicherheit immer im Fokus stehen, denn nur seriöses und sicheres Tuning bringt den erhofften Fahrspaß.
Ein verkehrssicher getuntes Polizeifahrzeug, mit dem die Initiative für sicheres Tuning auf zahlreichen Messen und Veranstaltungen bundesweit präsent ist, dient als Symbol der Initiative. Die Kampagne startet jährlich mit der Enthüllung eines neuen veredelten Polizeifahrzeugs auf der Essen Motor Show. In diesem Jahr handelt es sich um einen Techart GT auf Basis eines Porsche 911.
Dies war selbstverständlich nur eine kleine Anzahl der auf der Essen Motor Show 2021 gezeigten Fahrzeuge. Wer sich für Tuning, Motorsport und Technik interessiert und die EMA nicht kennt, sollte sich im kommenden Jahr auf den Weg zur 54. Essen Motor Show machen. Vom 3. bis zum 11. Dezember 2022 gibt es dann wieder eine geballte Ladung toller Fahrzeuge und Zubehör.
Text: Stefan
Fotos: (1) Stefan / (2) AutoBild / (3) Stadtbildstelle Essen/Messe Essen