Am Sonntagnachmittag konnten wir, mit freundlicher Unterstützung der Kulturloge Sulingen, das Gastspiel des „Filmtheater“ im Stadttheater Sulingen besuchen. „Drei Männer im Schnee“ ist eine Bühnenadaption von Erich Kästners Romanverfilmung aus den 50-er Jahren. Die Verfilmung von 1955 ist einer der Höhepunkte der deutschen Schwarz-Weiß-Komödie und mit Paul Dahlke, Günther Lüders und Claus Biederstaedt eine der schönsten Kästnerverfilmungen überhaupt.
„Filmtheater“ ist eine Theatergruppe, die vor 5 Jahren von Kirsten A. Lange und Saskia Leder gegründet wurde und sich die Verbindung ihrer großen Leidenschaften – Theater und Kino – auf die Fahnen geschrieben hat:
„Wir möchten die wunderbaren und charmanten Geschichten nostalgischer Filme auf ‚die Bretter, die die Welt bedeuten‘ bringen. Unsere Stücke werden in feinster Schwarz-Weiß-Ästhetik inszeniert. Bühne, Kostüm und Gesichter der Schauspieler kommen gänzlich ‚ohne Farbe‘ aus.“
Dies ist in der Tat inzwischen zu ihrem Markenzeichen geworden.
Für alle, die weder Roman noch Verfilmung kennen, eine kurze Zusammenfassung des Stücks: Der exzentrische und gutmütige Millionär Tobler will die Menschen studieren. Er beteiligt sich unter dem Namen Schulze an einem Preisausschreiben seiner eigenen Firma – den weltbekannten Tobler-Werken – und gewinnt den zweiten Preis: Einen zehntägigen Aufenthalt im Grandhotel zu Bruckbeuren in den Alpen. Er tritt die Reise an, um zu erleben, wie die Menschen dort auf einen armen Schlucker reagieren. Toblers besorgte junge Tochter Hildegard aber bereitet das Hotel noch vor seiner Abfahrt heimlich auf den Besuch des verkleideten Millionärs vor.
Fälschlicherweise wird jedoch Dr. Fritz Hagedorn, ein arbeitsloser Werbefachmann, der in dem Preisausschreiben den ersten Preis gewonnen hat, für den reichen Mann gehalten und entsprechend verwöhnt. Tobler hingegen wird in eine kleine Dachkammer ohne Heizung gesteckt, vom Personal schikaniert und zu Gelegenheitsarbeiten herangezogen. Schon am ersten Tag schließt er Freundschaft mit Hagedorn, obwohl das entsetzte Personal jeglichen Kontakt zwischen den beiden zu verhindern sucht.
Vom Regieteam Kirsten A. Lange und Markus Veith wird diese Geschichte mit viel Charme und Liebe zum Detail auf die von Judith Bayer gestaltete Bühne gebracht. Kästners Dialoge haben auch nach 81 Jahren (der Roman erschien 1934) nichts von ihrer Spritzigkeit verloren und man merkt dem Ensemble an, dass es nach wie vor Spaß an der Sache hat.
Hervorzuheben sind in einer allgemein wunderbaren Ensembleleistung Markus Veith als Geheimrat Tobler, der, mal polternd, mal verschmitzt, aber immer punktgenau seine Pointen zu setzen weiß und in der Rolle seines Dieners Joeri Burger, der es schafft, Slapstick aus übertriebener Ernsthaftigkeit zu generieren und die Gratwanderung zwischen Diener und Herr mit seiltänzerischer Sicherheit bewältigt.
Ein durchweg angenehmer Theaternachmittag im Stadttheater Sulingen. Wir kommen gerne wieder (wenn wir dürfen).