Mozarts Reise ins Frei­stätter Moor

Letzten Freitag begrüßte Wolfgang Klee, der Verbund­leiter der Alten­hilfe Heimstatt, Eberhard Brünger am Klavier und Michael Mengeling als vorle­sende Begleitung …

… zu einer beson­deren Veran­stal­tung im ehema­ligen Spei­se­saal Heimstatts: Bei einem Klavier­kon­zert wurde dem Publikum Wolfgang Amadeus Mozart als groß­ar­tiger Komponist aber auch als launiger Brie­fe­schreiber vorge­stellt, dank seiner zahlreich erhal­tenen Briefe fast als wäre er selbst zu Worte gekommen:

Mozarts lite­ra­ri­sche und musi­ka­li­sche Reise in das ausge­hende Rokkoko

Herr Klee freute sich sehr über dieses erste Heimstatt-Konzert, dem ja viel­leicht noch weitere folgen könnten, nachdem Herr Brünger (der auch ehren­amt­lich als Fürspre­cher für Heimstatt tätig sei) bei der Vorbe­rei­tung der Veran­stal­tung auch für ein Stimmen ihres Flügels gesorgt hätte.

Solche Konzerte seien immer auch eine will­kom­mene Abwechs­lung für die Einwohner des ja doch etwas abge­le­genen Heimstatts, die sich im Verlauf der letzten Jahre auf 41 reduziert hätten. Für Heimstatt mache sich damit die bessere Versor­gung bedürf­tiger alter Menschen in den deutschen Städten deutlich bemerkbar.

Eberhard Brünger am Klavier und der Sulinger Eulen­spiegel-Buch­händler Michael Mengeling begrüßten dann ihre Zuhörer zu

Musik von eigener Hand und Vorlesen richtiger Briefe“.

Im ersten Teil erfuhr das Publikum inter­es­sante Einzel­heiten zum Aufwachsen Mozarts, seiner allge­meinen Wert­schät­zung zu seiner Zeit und bei nach­fol­genden Gene­ra­tionen. Aber auch über seine Probleme mit seinen aufwen­digen Lebens­stil auf seinen sehr weiten und beschwer­li­chen Reisen durch Europa, auf denen er oft nur mit „der fünften goldenen Uhr“ statt ange­mes­sener Bezahlung belohnt wurde.

In wohl­do­sierter Abfolge spielte Eberhard Brünger dazu immer wieder neue Kost­proben von Mozarts groß­ar­tiger Musik aus diesen Zeiten, die fast alle durchweg unbe­schwert, mühelos und leicht klingen — trotz aller Nöte und Sorgen, die auch als Teil seines Lebens aus seinen Briefen immer wieder herausklingen.

Karl Barth solle zu Mozart folgende Vermutung gehabt haben: „… ich sei nicht schlechthin sicher, ob die Engel, wenn sie im Lobe Gottes begriffen sind, gerade Bach spielen – ich sei aber sicher, dass sie, wenn sie unter sich sind, Mozart spielen und dass ihnen dann doch auch der liebe Gott besonders gerne zuhört.“

Und nach Meinung des Diri­genten Barenboim gelte: „Bei Mozart ist immer auch ein kleiner Affe dabei“.

Dieser „Affe“ wurde im zweiten Teil von Michael Mengeling mit dem Thema „Mozart und seine Frauen“ aufge­griffen: In vielen Passagen aus den Briefen an sein „Bäsle Häsle“, seine in Augsburg lebende Cousine Maria(nne) Anna Thekla Mozart, zitierte er den — viel­leicht lite­ra­risch kompo­nie­renden? — jungen Mozart. In den erhal­tenen Briefen an Marianne sind Schreib­stil und Wortwahl so scherz­haft, derbe und wohl auch ein wenig rätsel­haft, dass Mozart-Experten ihre liebe Mühe hatten, sie mit dem Genie Mozarts in Einklang zu bringen.

Dazu boten Eberhard Brüngers am Klavier gespielten Auszüge aus der „Zauber­flöte“ und aus den Prager „Sechs Deutschen Tänzen“ Gele­gen­heit, sich Mozart auch in vergnüg­li­cher Gesell­schaft vorzustellen.

Der unter­halt­same Abend ging so viel zu schnell zu Ende, und das begeis­terte Publikum bedankte sich mit ausgie­bigem Applaus beim Pianisten und beim Lite­ra­tur­freund. Wir meinen, auch weil das Kapitel „Mozarts Frauen“ im vorge­ge­benen Zeit­rahmen noch nicht voll­ständig abge­han­delt werden konnte, dass eine Folge-Veran­stal­tung zu Mozarts rest­li­chen „Frau­en­zim­mern“ sicher­lich wieder ein dankbares Publikum finden wird. Dann viel­leicht auch mit größerer Betei­li­gung an Freistätter/Innen, die hier ein wenig unter­re­prä­sen­tiert waren.

Wir danken im Namen aller Zuhörer Eberhard Brünger, Michael Mengeling und Wolfgang Klee zu dieser gelun­genen und unter­halt­samen Veranstaltung.