Letzte Woche hat der Paritätische Wohlfahrtsverband seinen aktuellen Armutsbericht 2016 in der Presse und in den Medien vorgestellt, der die Armutsgefahr in den deutschen Bundesländern aufzeigt.
Der Bericht beruht auf der jährlichen Befragung von Haushalten in Deutschland, die das Statistische Bundesamt regelmäßig durchführt und im Sommer des Folgejahres veröffentlicht (die aktuellste ist deshalb aus dem Jahr 2014)
Für Niedersachsen hat sich die Armutsgefährdungs-Quote zwar um 0,3% verringert, für ganz Deutschland aber ist sie mit 15,4% nur minimal gesunken (15,5% im Vorjahr). Mit einer um etwa 0,5% gewachsenen Bevölkerungszahl ergibt das für ganz Deutschland unverändert 12,5 Millionen betroffene Menschen.
Wieder sind die Bundesländer Bremen, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt am stärksten betroffen und Niedersachsen liegt nur leicht über dem Bundesdurchschnitt.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat seinen diesjährigen Bericht deutlich umgestaltet und auf 120 Seiten erweitert mit folgenden Schwerpunktthemen:
- Regionale Entwicklung der Armut
- Armut Alleinerziehender
- Auswirkungen von Armut auf die Lebenswirklichkeit und Entwicklung
von Kindern und Jugendlichen - Arbeitslosigkeit und Armut
- Armut im Alter und bei Erwerbsminderung
- Armut von Migrantinnen und Migranten in Deutschland
- Armut von Flüchtlingen
- Zur Armutsgefährdung von Menschen mit psychischer Erkrankung
- Die Lebenssituation von Menschen in Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot
- Überschuldung als Ursache, Folge und Verschärfung von Armut
- Armutsbekämpfung als verkannte regionale Wirtschaftsförderung
— das Beispiel Hartz IV
Dadurch ist es dem Paritätischen gelungen, die besonderen Probleme der verschiedenen von Armut bedrohten Gruppen detaillierter aufzuzeigen und unseren Politikern konkrete Verbesserungsvorschläge zu geben.
Unverändert fallen wieder drei besondere Risikogruppen auf: Arbeitslose, Alleinerziehende und Rentner/innen — besonders bei Menschen im Rentenalter 1) mit einer beängstigend hohen Zunahme der Armutsquote um 46 Prozent seit 2005.
Es sind also weiterhin entschlossene Maßnahmen der Bundesregierung zur Armutsbekämpfung dringend nötig, wie z. Bsp. eine deutliche Erhöhung der Regelsätze in Hartz IV und Reformen des Familienlastenausgleichs und der Altersgrundsicherung. Ein mutiger steuerpolitischer Kurswechsel steht weiterhin aus, um große Vermögen und Einkommen stärker als bisher zur Finanzierung des Sozialstaats heranzuziehen.
Genauere Einzelheiten dazu – auch über die lokale Situation – könnt ihr im Internet finden:
Armutsgefährdungsquote: Indikator zur Messung relativer Einkommensarmut, definiert als Anteil der Personen mit einem Einkommen von weniger als 60% des Bundes-Durchschnittseinkommens aller Privathaushalte – auf der Basis des Haushaltsnettoeinkommens inklusive aller staatlichen Leistungen.
Datenbasis: Armutsbericht 2016 des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und Mikrozensus 2014 zur Haushalts und Familienstatistik des Statistischen Bundesamts.
1) Ein Aspekt bei der Entwicklung der "Altersarmut" ist die Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen. dazu gibt es eine interessante Graphik "Animierte Bevölkerungspyramide" des Statistischen Bundesamtes. Die Altersverteilung der Bevölkerung Deutschlands von 1950 bis 2060 wird damit so vorhergesagt:
(Pfeil anklicken oder Rollrad der Maus drehen ändert das jeweils angezeigte Jahr)