Letzten Montag besuchten wir die Frauengruppe der Moorkirchengemeinde beim Kirchenkaffee mit Kuchen, belegten Brötchen und Käsespießchen. Der Frauenkreis trifft sich traditionell am ersten Montag im Monat. Dieses Mal erhielt der Frauenkreis Besuch von Pastor Herzer.
Nach dem Singen einiger Geburtstagslieder hielt Pastor Herzer eine kurze Andacht in der Kirche.
Das Jahresmotto: „Ich will Euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ stelle dieses Jahr die Frau in den Mittelpunkt: Wenn bei Kindern bei einem „kleinen Unglück“ manchmal die ganze Welt aus den Fugen gerate, reiche oft ein einfühlsames Trösten, um schnell alles vergessen zu machen, ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln. Bei Erwachsenen wäre das in manchen Situationen auch nötig, wenn auch bei ihnen die Dämme meist stabiler seien.
Zuletzt erwähnte Pastor Herzer noch geschlechtsspezifische Unterschiede beim Trösten, das bei Vätern oft im Sinne von „Indianer weinen nicht“ aufgefasst werde.
Im Alltag könnten wir dann immer wieder unerwartete Situationen erleben, in denen wir Trost gebrauchen könnten, z. B. ein Wildunfall mit dem Auto oder „Schicksalsschläge“, die leicht das Gefühl von Trostlosigkeit aufkommen ließen. Dann aber böte sich immer wieder Gott und das Zusammensein in der Kirchengemeinde zum Trost an.
Das anschließende Interview zum Thema Inklusion gab dann interessante Einblicke in das Gemeindeleben Freistatts in den 1980-er und 90-er Jahren:
Pastor Herzer unterhielt sich mit Ilse Dorny, die früher als Krankenschwester in Freistatt gearbeitet hat.
Sie beklagte sich ein wenig über die heutige Situation in Freistatt, die gegenseitige Information im Dorf sei im Vergleich zu früher schlechter geworden, so erfahre sie manche Ding erst vereinzelt in der Zeitung.
Das sei sicher auch darauf zurückzuführen, dass das ehemalige Freistätter Infoblatt „Freistatt Aktuell“ ausgelaufen sei und das „Moortreff“ geschlossen wurde (eine ehemalige Begegnungsstätte im damaligen Pastoratsgebäude an der Bodelschwinghstraße 11, das auch besonders von Jugendlichen genutzt wurde).
Außerdem fänden mittlerweile im Haus Wegwende kaum noch Seminare statt, der Chor sei damals deutlich größer gewesen und die Kirche habe mehr im Mittelpunkt des dörflichen Lebens gestanden.
Es habe viele gemeinsame Aktionen von Eingliederungshilfe und Wohnungslosenhilfe gegeben, gemeinsames Kochen in Haus Neuwerk, Feiern ohne oder mit wenig Alkohol und Aktionen mit Kindern und deren Eltern. Dabei mache sich leider auch bemerkbar, dass heute nur noch wenige Kinder in Freistatt lebten.
Und auch in der Kirche hätten früher deutlich mehr Aktionen und Feste gemeinsam mit der Wohnungslosenhilfe stattgefunden, z. B. Theaterspiele und Ausflüge nach Bremen und besonders schön habe sie damals einen Besuch der Theaterwerkstatt Bethel erlebt. Es habe verschiedene Tschernobyl-Aktionen gegeben und einen Besuch von Chören aus Weißrussland.
Ein besonders Ereignis sei immer wieder der jährliche Besuch einer Essener Behindertengruppe im Sommer gewesen, die auch zu eigenen Veranstaltungen eingeladen hätten. Und das Schwimmbad sei immer ein wichtiger Treffpunkt für Freistätter gewesen, ein Ort zum Ausspannen, Erholen und um miteinander zu reden.
Vielleicht sei es ja möglich, den Platz vor dem Edeka-Laden als neuen Treffpunkt aufzuwerten, ihn attraktiver mit Sitzgelegenheiten zu gestalten, um sich dann dort einmal mit anderen Freistätter/innen ungezwungen zusammenzusetzen?
Dazu kam Ilse Dorny auf die Essener Gruppe zurück, deren Teilnehmer/innen meist mit Betreuern im Dorf unterwegs waren. Damit wäre immer jemand als Moderator dabei gewesen, um Kontakte zu knüpfen. Auch habe sich bei Festen und Gottesdiensten am Haus Fernblick oft die Möglichkeit ergeben, alle anderen Freistätter/innen zu treffen und mit ihnen in Kontakt zu kommen, aber auch immer verbunden mit einer Rückzugsmöglichkeit.
Sie fragte dann in die Runde nach Möglichkeiten, die Gemeinde wieder mehr in die Kirche zu bringen, vielleicht mit einem Shuttle-Dienst zu den Gottesdiensten?
Zuletzt machte sich Frau Dorny noch Gedanken zu den Migranten im alten Haus Wegwende. Ob es Möglichkeiten gebe, die kennenzulernen, auch wenn die Kommunikation mit ihnen oft etwas schwierig sei, wenn Sprachprobleme auftauchen. Was die Flüchtlinge eventuell noch brauchen könnten?
Und was sie wohl über ihr „Schicksal“ berichten könnten?
Damit endete das interessante Interview. Wir bedanken uns für die Einladung bei Pastor Herzer und der Frauengruppe und freuen uns darauf, euch hier auch von künftigen Veranstaltungen der Kirchengemeinde zu berichten.