Am Samstag, den 21.05.2016 rief das JoZZ Sulingen zur "Welcome to the Circle" Tour der "Sons of Sound". Unterstützt wurden sie dabei von Jaded aus Nienburg und Jadish aus Turin (I). Und wenn das JoZZ ruft, dann sind wir naturgemäß zur Stelle.
Jaded sagen von sich selbst, daß ihre Musik dreckig, laut und ehrlich ist. Das stimmt. Getragen von der bemerkenswerten Stimme von Lukas "Luke" Schröder, gepeitscht von den schnörkellosen Drums von Arne Juschkat, getragen von der durchaus groovigen Bassline von Mirko Schneegluth spelen sich die drei irgendwo zwischen Bluesrock und Heavy Metal in die Herzen des Publikums.
Zugegebenermaßen kann an der Darstellung noch ein bisschen gefeilt werden. Der Bühnenauftritt wirkte dann doch ein bisschen statisch. Aber schließlich war das erst der zweite Gig des vielversprechenden Nienburger Trios und mit der Erfahrung, denke ich, kommt auch ein bisschen Bewegung auf die Bühne. Ich empfehle dringend die Betrachtung des Original-Live-Videos von "Paradise by the Dashboard Light" von Meat Loaf. Da sieht man wie's gemacht wurde und wird.
Jadish kommen aus Turin und singen vorwiegend Deutsch und Englisch. Aber vom ersten Ton an merkt man, dass ihre Wurzeln in Italien zu suchen sind. Basierend auf einer Range zwischen Industrial und Metal, mit Einsprengseln von melodischen und elektronischen Elementen ist der Gesang von Frontfrau Maire Bassou, die bei diesem Auftritt von Sänger Ra Fe' aufgrund eines kleineren Stimmproblems kongenial unterstützt wurde, dermaßen emotional, dass auch bei dem stellenweise an Rammstein erinernden Gesangsstil nie auch nur die Idee aufkam, es könne sich hier um Deutsche handeln (Lea – Gitarre, Velena – Schlagzeug, Blacky – Bass, Maire – Gesang, Ra Fe' – Gesang).
Maire machte zum Abschluss ihres Auftritt das Publikum wegen seiner schwachen Performance gehörig runter. Anständige Publikumsbeschimpfungen finde ich ja immer gut, und das war eine der Besten seit langer Zeit.
Seit Contropotere hab ich diese Art von emotionaler Qualität und streitbarer Bühnenpräsenz nicht mehr gesehen oder gehört und ehrlich, da hab ich was vermisst. Jadish, die normalerweise als reine Frauenband auftreten, gibt es bereits seit über 10 Jahren und sie haben sich besonders im italienischen Musikuntergrund einen Namen gemacht. In Deutschland sind sie noch weitestgehend unbekannt. Das sollte sich dringend ändern. Zum Konzert in Sulingen sei noch gesagt, daß Jadish und S.O.S. sich spontan bereit erklärt haben das Bandessen selbst zu kochen und wohl eine der besten Pastakreationen (mit viel Basilikum) gezaubert haben, die das Haus je gesehen hat. Die versammelten Musiker und Helfer waren auf jeden Fall voll des Lobes.
Last but not least, die Headliner des Abends: Sons of Sound aus Karlsruhe. Die drei Brüder Beselt (Roman – Bass, Gesang, Wayne – Gitarre, Gesang, "H" – Schlagzeug) sind auch schon seit 2007 unterwegs und lernen offensichtlich permanent dazu. Sie selbst nennen es Free Metal, was sie spielen, rüber kommt es als eine mitreißende Mischung aus Heavy und Progressive Metal mit einem Schuss gutem ehrlichen Rock. Mit der momentanen Tournee unterstützen sie ihr neues Album "In the Circle of the Universe", das soeben erschienen ist.
Der Titel der CD ist vielleicht etwas pathetisch, doch die Musik der Brüder Beselt verträgt auch einiges an Pathos. Und an Lautstärke. Es ist immer wieder erstaunlich wie wenig Leute es braucht um so richtig hemmungslos laute Musik zu machen. Auch wenn meine Ohren am Sonntag etwas Schonung brauchten, das war durchaus mächtige Musik. Diese Familie hat definitiv noch mehr in petto. Wir sind gespannt auf die nächsten 5 Jahre. Aber vielleicht (hoffentlich) dauert es ja diesmal nicht ganz so lange bis sie zurückkehren. Und vielleicht sind sie wirklich im Auftrag des Universums unterwegs.
Dem Publikum und mir hat es gefallen, die Stimmung war bis zum Schluss richtig gut. Mag vielleicht daran liegen, dass das Pokalfinale inzwischen sein erwartetes Ende gefunden hatte. Auf jeden Fall lag es an den Brüdern Beselt, denen man zu jedem Zeitpunkt Hingabe und Spaß an ihrer Musik anmerkte. Wenn es mir beim RELOAD-Contest ein wenig zu eng war, so hatte man bei diesem Konzertabend etwas zuviel Platz. Aber irgendwas ist ja immer. Einen herzlichen Dank an dieser Stelle noch an die freundlichen Gäste, die mich nach Hause gefahren haben. Die nächsten Termine sind das Ziegelei Open Air in Twistringen vom 10. bis 12. Juni, sowie der "Local Heroes" Regionalentscheid am 11. Juni im JoZZ Sulingen. Wir sehen uns.