Betheler Nachtreffen "MitWIRken verändert" - Begrüssung der Teilnehmer durch das Moderations-Team Nikola Puls-Heckersdorf und André Sauer

Betheler Nach­treffen „MitWIRken verändert“

Der Zeichner beim Nachtreffen „MitWIRken verändert“ - Wo stehen wir heute in Bethel?
Der Zeichner beim Nach­treffen „MitWIRken verändert“ – Wo stehen wir heute in Bethel?

Die von Bodel­schwingh­schen Stif­tungen Bethel (VBS) hatten am Mittwoch zum Nach­treffen zur Fach­ta­gung „MitWIRken verändert“ nach Bielefeld einge­laden (Die Fach­ta­gung „MitWIRken verändert“ fand Anfang Oktober 2015 statt und sollte damals Wege für ein besseres Mitwirken der von Bethel betreuten Menschen aufzeigen).

Betheler Nachtreffen „MitWIRken verändert“ - Begrüssung der Teilnehmer durch das Moderations-Team Nikola Puls-Heckersdorf und André Sauer.
Betheler Nach­treffen „MitWIRken verändert“ – Begrüs­sung der Teil­nehmer durch das Mode­ra­tions-Team Nikola Puls-Heckers­dorf und André Sauer.

Beim dies­jäh­rigen Treffen ging es um die zentralen Fragen:

  • Wo stehen wir heute?
  • Was läuft gut?
  • Was läuft bisher nicht so gut?

… die nach­mit­tags in Einzel­gruppen bei jeweils zwei Durch­gängen von sechs „Themen­in­seln“ disku­tiert wurden:

  • Kontakt – Freund­schaft – (Liebes-) Beziehung
  • Digitale Teilhabe
  • Zusammen leben in Wohngruppen
  • Freizeit und Bildung – in der Stadt / auf dem Land
  • Inter­es­sen­ver­tre­tungen
  • Arbeit und Beschäftigung

Programm und Übersicht der „Themen­in­seln“

Nach einem ersten Kennen­lernen und Wieder­treffen im Café der Alten Schmiede lud das Mode­ra­tions-Team Nikola Puls-Heckers­dorf und André Sauer zum Eröff­nungs­plenum der Veran­stal­tung ein. Prof. Dr. Günther Wienberg, der stell­ver­tre­tende Vorstands­vor­sit­zende der von Bodel­schwingh­schen Stif­tungen Bethel (VBS) infor­mierte zuerst über die Pläne der VBS zur Weiter­ent­wick­lung der Inter­es­sen­ver­tre­tung. Dazu wollen die VBS „Beiräte“ (bzw. Exper­ten­gre­mien) zu bestimmten Themen einrichten, die aus Klien­tinnen / Klienten und Mitar­bei­tenden und anderen Fach­leuten bestehen sollen. Diese Beiräte sollen dann die VBS in Fragen zu ihrem Fachthema beraten. Eine probe­weise Bildung solcher „Beiräte“ solle bei Interesse für jeden VBS-Stif­tungs­be­reich möglich sein und in gemein­samer Absprache dauerhaft etabliert werden.

Professor Dr. Wienberg zur Weiterentwicklung der Interessenvertretung
Professor Dr. Wienberg zur Weiter­ent­wick­lung der Interessenvertretung

Daneben sollten Inter­es­sen­ver­tre­tungen für alle Bereiche der VBS gewählt werden, wenn es dort Klien­tinnen oder Klienten gibt, die sich wählen lassen wollen. Eine Unter­stüt­zung durch Mitar­bei­tende soll dabei auf Wunsch möglich sein. Dies gilt auch für Bereiche wie zum Beispiel die Wohnungs­lo­sen­hilfe oder die ambulante Betreuung, für die es dazu noch keine gesetz­li­chen Vorgaben gibt.

Auch auf höheren Ebenen sollen Inter­es­sen­ver­tre­tungen nach dem Vorbild des Gesamt­werk­statt­rates der Werk­statt­räte bei proWerk ausgebaut werden.

Zuletzt erläu­terte Prof. Dr. Wienberg noch die Frage „Welches Thema gehört wohin?“. Das sei zuerst immer das Gremium, in dem über das betref­fende Thema entschieden wird, in den meisten Fällen sind das die Leitungen der betref­fenden Häuser oder Einrichtungen.

Professor Dr. Wienberg fragt: "Welches Thema gehört wohin ?"
Professor Dr. Wienberg fragt: „Welches Thema gehört wohin ?“

Anschlie­ßend gab es noch aktuelle Infor­ma­tionen zur später folgenden Arbeit an den sechs Themen­in­seln: Luise Turowski (eine der Geschäfts­füh­renden von Bethel im Norden und Geschäfts­füh­rerin der Diakonie Freistatt) und Frie­de­rike Beuter erläu­terten die Weiter­ent­wick­lung der Inter­es­sen­ver­tre­tung in den verschie­denen Arbeits­fel­dern und regio­nalen Teil­be­rei­chen Bethels. Für Bethel im Norden läuft dazu ein Projekt, bei dem insgesamt 20 Gespräche in Einrich­tungen aus allen Arbeits­fel­dern, in denen immer folgende Fragen erörtert werden:

  • Was heißt Mitwirken?
  • Was funk­tio­niert dabei schon heute gut?
  • Was funk­tio­niert nicht so gut?
  • Wie können wir Mitwirken fördern?

Heute – zur Halbzeit dieses Projekts – wird dabei deutlich, dass ein MitWIRken schon in einigen Bereichen gut funk­tio­niert. An vielen Stellen wird aber auch noch ein Mehr an Infor­ma­tionen und Unter­stüt­zung gewünscht, um überall geeignete Gremien zur Mitbe­stim­mung erfolg­reich zu bilden.

Luise Turowski und Friederike Beuter stellen die Weiterentwicklung der Interessenvertretung bei Bethel vor
Luise Turowski und Frie­de­rike Beuter stellen die Weiter­ent­wick­lung der Inter­es­sen­ver­tre­tung bei Bethel vor

Ein beson­deres Thema seien Mitwir­kungs­mög­lich­keiten im Arbeits­feld „Menschen in beson­deren sozialen Schwie­rig­keiten“. Dort gibt es teilweise Haus­bei­räte, Haus­ver­samm­lungen oder einen „Runden Tisch“ für gemein­same Diskus­sionen. In Freistatt gibt es die Möglich­keit bei der „Frei­stätter Online Zeitung“ mitzu­ar­beiten und das gerade neu orga­ni­sierte „Sommer­camp Freistatt“ (das künftig jedes Jahr als Wohnungs­lo­sen­treffen statt­finden soll). Eine Inter­es­sen­ver­tre­tung der Wohnungs­lo­sen­hilfe Freistatt gibt es bis jetzt aller­dings nicht.

Skizze zu Einführung von Beteiligungsformen beim Nachtreffen „MitWIRken verändert“
Skizze zu Einfüh­rung von Betei­li­gungs­formen beim Nach­treffen „MitWIRken verändert“

Danach berich­tete Melissa Henne von der VBS-Stabs­stelle Unter­neh­mens­ent­wick­lung über das Thema „Part­ner­schaft, Liebe und Sexua­lität“. Es seien keine Tabu-Themen sondern wichtige, lebens­be­deut­same und schöne Bereiche im Leben aller Menschen, auch wenn ein Reden darüber manchmal schwer falle. Bethel biete dazu viele Infor­ma­ti­ons­an­ge­bote, wie z. Bsp. Frauen- und Männer-Treffs, Einzel­be­ra­tungen, Workshops im Internet / PIKSL-Labor, Frau­en­be­auf­tragte, Koope­ra­tion mit Pro Familia und Medi­en­ver­leih in der Zentralen Biblio­thek. Auch werde die Gründung einer Fach­gruppe ange­strebt, um diese Angebote auszu­bauen und bekannter zu machen.

Danach kam Melissa Henne zum Thema „Digitale Teilhabe“, das für die VBS künftig deutlich forcieren möchte. Dazu sollen lang­fristig in allen Häusern Bethels WLAN-Router eingebaut werden, die dann eine Verbin­dung mit dem Internet für alle Computer, Handys oder Touchpads ermög­li­chen werden. Für den Zugang zum WLAN (draht­loses lokales Netzwerk – englisch: Wireless Local Area Network) sollen geeignete Rege­lungen gefunden werden, die gesetz­liche Vorgaben und Daten­schutz­be­lange berück­sich­tigen, aber auch dafür sorgen sollen, dass niemand verbotene Dinge im Internet tue.

Mit der Einfüh­rung dieser Technik soll aber auch Unter­stüt­zung und Rat angeboten werden, wie Computer, Smart­phone und andere Geräte genutzt werden können. Dabei sollen auch Mitar­beiter helfen, die dazu aber in den meisten Fällen geschult werden müssen. Dies soll in Zusam­men­ar­beit mit dem PIKSL-Labor erfolgen, das schon länger Kurse zu Compu­ter­nut­zung und Internet anbietet und für alle Menschen in Bethel da sei.

Melissa Henne referiert zum Thema Digitale TeilhabeMelissa Henne referiert zum Thema Digitale Teilhabe
Melissa Henne referiert zum Thema Digitale Teilhabe

Ein beson­derer Bereich in Bethel sei auch noch die Zusam­men­ar­beit mit Forschern der Univer­sität. In verschie­denen Projekten zur Weiter­ent­wick­lung digitaler Produkte zur Unter­stüt­zung im Alltag vieler Menschen könne diese Technik auspro­biert werden. Rück­mel­dungen über gutes Funk­tio­nieren oder eigene Verbes­se­rungs­vor­schläge der Nutzer helfe den Forscher*innen dann bei ihrer weiteren Arbeit. Als Beispiele gebe es „KogniHome“, eine Wohnung mit Hilfe im Alltag; „KOMPASS“, ein Assistent, der den Tag seines Nutzers mitplane; „ADAMAAS“, eine Brille, die zeigt, wie etwas geht; „Mobile“ Hilfe im Straßenverkehr.

So soll also einer­seits der Zugang aller Menschen zu bestehender Technik verbes­sert werden und die Möglich­keit zur Nutzung neuer Technik soll bei Bedarf gefördert werden.

Zum nächsten Thema „Arbeit und Beschäf­ti­gung“ infor­mierte Martin Henke, der Geschäfts­führer im Stif­tungs­be­reich proWerk der VBS. Die Betriebe Bethels schaffen einer­seits weiter neue Arbeits­plätze, versuchen aber auch in den normalen Arbeits­markt zu vermit­teln (bei 10 Menschen der WfbM sei das 2016 bisher gelungen).

Bestehende Entgelt­ord­nungen werden dieses Jahr über­ar­beitet, wobei der „Fach­aus­schuss Arbeit“ bei Beratung und Prüfung hilft. Ziel dabei ist besonders Verständ­lich­keit, Vergleich­bar­keit und leis­tungs­ge­rechte Bezahlung (die leider immer durch Kürzung von Sozi­al­leis­tungen „bedroht“ ist). Ansehen und Respekt für die Arbeit sei also ein Thema zur Diskus­sion in der gesamten Gesellschaft.

Zuletzt sprach dann Michael Conty, Vorsit­zender der Geschäfts­füh­rung von Bethel.regional, zum Thema „Wohnungen“, das als immer wich­ti­geren Punkt auch „bezahl­baren Wohnraum“ betrifft. Bethel werde auch weiterhin Wohnraum schaffen, was aber über Grund­stück­suche, Planung, Geneh­mi­gung bis zum eigent­li­chen Wohnungsbau eine sehr lang­fris­tige Aufgabe sei.

Nach dem gemein­samen Mittag­essen in der Neuen Schmiede ging es dann mit zwei Durch­gängen an den Themen­in­seln weiter. In jeder dieser Runden wurden Anre­gungen zum Thema gesammelt und diskutiert.

Abschlie­ßend gab es dann wieder im großen Plenum zusam­men­fas­sende Berichte von allen Themen­in­seln für alle Besucher*innen. Die Vertreter*innen von VBS-Vorstand, Geschäfts­füh­rung, Regio­nal­lei­tung und Bereichs­lei­tung verspra­chen, sich mit den disku­tierten Punkten ausein­an­der­zu­setzen um das Thema „MitWIRken“ weiter voran­zu­bringen und alle Inter­es­sen­ver­tre­tungen zu stärken. Wir werden euch dies­be­züg­lich auf dem Laufenden halten.

Für einige besondere Themen, wie in erster Linie der Bereich „Digitale Teilhabe“ sollten neue Beiräte geschaffen werden, in denen weitere Vorschläge entwi­ckelt werden sollen. Der Ausbau der Internet-Infra­struktur in den einzelnen Einrich­tungen und Häusern ist eines der Ziele, die der Vorstand als wichtig und vordring­lich wahrnimmt.

Frau Turowski wies an dieser Stelle darauf hin, dass sie freudig über­rascht war, wie viele kleine Vernet­zungen, Unter­stüt­zungen und Initia­tiven in diesem einen Jahr schon auf den Weg gebracht werden konnten.

Zuletzt gab es noch einen musi­ka­li­schen Abschied und Reise­segen, mit dem Doris von Haebler mit der Posau­nen­mis­sion mit Chor und weiteren Menschen aus Bethel die Besucher*innen verabschiedete.