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Das 49 €uro-Ticket – Chance verpasst…

… aber zur Korrektur ist es nie zu spät

1. Mai 2023 – es ist da – das soge­nannte Deutsch­land-Ticket. Seit dem Tag der Arbeit kann zu diesem Preis jeder in unserem Land den Nahver­kehr nutzen. Ob Linienbus, S- oder U‑Bahn oder Züge des regio­nalen Nahver­kehrs – wer pro Monat 49 €uro überweist oder abbuchen kann, braucht vom ersten bis zum letzten des Monats lediglich den Nachweis vorlegen, braucht nur noch einzu­steigen und Platz nehmen. Mit dem 1. Mai ist somit der Nach­folger des 9 €uro-Tickets in Kraft getreten, dass vom Juni bis August des vergan­genen Jahres für Gesprächs­stoff und vor allem volle Bahnen sorgte.

Das Ticket kann jeder nutzen????? Und damit kommen wir dem eigent­li­chen Problem näher. Und zur Diskus­sion, zu der sich u.a. Pia Scholten am vergan­genen Mittwoch (24.Mai) einge­lassen hat. Nicht nur die Landes­spre­cherin der nieder­säch­si­chen Grünen Jugend bemängelt die Hand­ha­bung des neuen Tickets. In Hannover unter­hielt sich die Poli­ti­kerin mit Gästen im Ka:Punkt, einem Treff­punkt zentral in Hannover gelegen. Denn nicht jeder der möchte, kommt so einfach in den Genuß des unbe­schwerten Reisens.

Haupt­säch­lich gibt es die "neue Unab­hän­gig­keit" vorrangig in einer digitalen Form, was der Besitz einen Smart­phones zwingend notwendig macht. um sich die entspre­chende App herun­ter­zu­laden. Ältere und Arme Menschen haben mangels Interesse bzw. eines schmalen Geld­beu­tels jedoch wenig Chancen, sich so kurz­fristig mit einer für sie fremden Technik ausein­an­der­zu­setzen. In manchen Methoden hat die Bahn ein Zugriffs­recht auf den Nachweis einer Schuf­aaus­kunft, um verschul­deten Kunden so mögli­cher­weise das Ticket zu verweigern.

Während der Diskus­sion mit Frau Scholten wurde schnell klar, dass es nicht nur um das Ticket ging, sondern wie sehr das Thema ein weiteres Beispiel für soziale Unge­rech­tig­keit im Land ist. Unter den Gästen befanden sich zahl­reiche Menschen von sozialen Orga­ni­sa­tionen, aber auch Rentner und Wohnungs­lose, die – wenn überhaupt – nur mit großen Hinder­nissen an das an sich günstige Ticket zu gelangen. Schon zu Beginn wurden die Vorteile aufge­zählt, die rück­wir­kend das 9 €uro Ticket im vergan­genen Sommer gebracht hatte.

Z.B.: profi­tierten zahl­reiche Innen­städte sowie deren Einzel­handel und Gastro­no­mie­be­triebe, die unter den Bedin­gungen der pandemie schon ordent­lich gelitten haben. Menschen mit ohnehin geringen Geld­beutel konnten für drei Monate deutlich mobiler agieren. Seit Jahren wird vom Büro­kra­tie­abbau gespro­chen, hier wurde er prak­ti­ziert, zum Wohle der Reisenden und der Bahn­mit­ar­beiter, keiner musste sich durch die "gültigen Tarif­dschungel" durch­kämpfen. Und letzt­end­lich profi­tierte auch das Klima davon, dass viele PKW Besitzer die Autobahn mit der Schiene tauschten.

Die junge Poli­ti­kerin erkannte, was möglich ist, wenn der poli­ti­sche Wille auch einmal durch­ge­setzt wird. Wenn Geld in die Hand genommen wird, kommt es in größeren Mengen zurück, und auf längere und geplanter vernünf­ti­gere Sicht profi­tieren alle davon. Schluss­end­lich war klar, dass das 49 €uro-Ticket eine Möglich­keit ist, in unserer Gesell­schaft etwas zu bewegen. Es sollte jedoch leichter prak­ti­kabel und einfacher für jedermann zu handhaben sein. Und für so manche Geldbörse sollte es auch deutlich preis­werter sein; von 502 €uro Hartz 5 (Bürger­geld) sind 49 €uro eine enorme Belastung. Und im regelsatz nicht vorgesehen.