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Ein Abend mit viel Leiden­schaft für einen guten Zweck

Man nehme einen Abend, zwei Arten von Musik­in­stru­menten, sowie vier Künstler. Das Resultat ist ein Abend mit sehr viel inten­siver Musik. Am ersten März­samstag lud das Jugenzen­trum in Sulingen zu einem  außer­ge­wöhn­li­chen Abend ein. Unter dem Titel "Meso­pe­lagic Release & Special Guests" fand das JoZZ Acoustics-Concert statt. Mit dem Ergebnis, dass ein sehr bunt gemischtes Publikum sich in der Galtener Straße einfand, die aber die Neugierde auf diesen Abend verband.

Frederike Jender wäre ja eigent­lich schon ein genialer Künst­ler­name. Aber als Scapula Music trennt sie strickt das Bühnen­leben von ihrem Privat­leben. Dabei findet sich sehr viel persön­lich Erlebtes in ihren Songs wieder, wie sie  selbst zum Beginn des Konzerts sagte. Das glaubt man der Bremerin auch sofort, die ihre Chanson-nahen Lieder sehr emotional vortrug. Man bekam den Eindruck, als erlebe sie ihre Kompo­si­tionen über perspek­ti­vi­sche Wechsel,  Selbst­fin­dungs­pro­zesse oder fort­flie­gende Kind­heits­er­in­ne­rungen erneut beim Vortrag. Im Leben nicht aufgeben gehörte ebenso zu ihren Botschaften wie die Fest­stel­lung, dass wir Menschen zum Glück alle unter­schied­lich, und sehr speziell sind. Waren es die Macken der Technik, oder warum "verneigt" sich des Öfteren das fest­ge­machte Mikrofon vor ihr? Die Zuhörer im Saal taten es ohnehin bei diesem mehr als gelun­genen Start. Die Macken des Mikrofons verhin­derte die Klasse der Hanseaten definitiv nicht.

"Radikale Empathie! Militante Hoffnung! Subver­sive Liebe!" Das ist das Motto von Lars Brockob aus Syke. Der 38jährige begann schon als kleiner Junge vor 30 Jahren zu musi­zieren, und hat seither eine Laufbahn hingelegt, die facet­ten­rei­cher fast nicht sein kann. Der einstige Punk­mu­siker spielte bereits Vintage Rock, Dub´n Reggae oder Punk Swing Rock, mitunter in verschie­denen Bands. Bei seinem Auftritt im JoZZ gab Brockob zu, nur noch ganz wenig Punk und Ska auszu­leben. Aber seine rauhe und sehr kräftige Stimme ließen seine ursprüng­li­chen Wurzeln erahnen. Viel­leicht besänf­tigte ihn musi­ka­lisch seine Frau, mit der er seit sechs Jahren verhei­ratet ist.  In seinem einzigen nicht­deut­schen Song "Know Some Magic Words" erinnerte er an einen Musiker, der den Kampf gegen den Krebs verloren hatte. Lars Brockob hat aber dennoch, obwohl seine Texte einen eher ernsten Hinter­grund haben, seinen Humor nie verloren.

Meso­pe­lagic, der Headliner, und damit der abschlie­ßende Programm­punkt des Abends. Dahinter verbirgt sich ein Duett der beson­deren Art. Vor drei Jahren hat der gebürtige Sulinger Jonas Lang­hammer in Hamburg den Cellisten Aleksandr "Sascha" Bukin ausge­wählt, um gemeinsam zu musi­zieren. Lieder, auf der Singer-/Song­writer-Ebene, begleitet von Gitarre und Cello, geht das? Es geht so gut, dass die beiden Neu-Hanseaten gekommen waren, um Werbung für ihre erste CD "Chapter One" machen zu dürfen. Es war genauso ein unge­wöhn­li­cher wie faszi­nie­render Klang, der von den beiden ausging. Auch optisch waren die beiden in jeder Hinsicht ein Hingucker. Während Sascha anständig gekleidet brav und bieder wirkte, wie es sich für ein solches Instru­ment gehört, fiel der kurz­ärm­lige Jonas vor allem durch seine Vielzahl von farbigen Tattoos auf. Sein wohl kritischster und treuester Fan Werner, wurde ebenso ein Lied gewidmet wie Lars, der an diesem Abend das Mischpult bediente. Zwischen­zeit­lich wuchs für einen Song das Duett durch die Mitwir­kung des Nien­bur­gers Eric Rauscher zu einem Trio an. Am Ende bewäl­tigte Thomas seinen finalen Song, dem soge­nannten "Bammel"-Song, den er aber mit viel Leiden­schaft meisterte.

Neben einem gelun­genen musi­ka­li­schen Abend war der Besuch des Publikums aber auch eine Herzens­sache. Die Künstler erin­nerten stets an eine Spen­denbox im JoZZ. Diese wurde bereit gestellt für einen Kollegen, der eine ärztliche Behand­lung benötigt, diese aber von seiner zustän­digen Kran­ken­kasse nicht unter­stützt wird, so Jonas Lang­hammer während seines Auftritts. Wir wünschen diesem Musiker die besten Gene­sungs­wün­sche. Als Fazit bleibt, dass es ein gelun­gener Abend war. Das JoZZ erweitert auf jeden Fall seine Publikumsschichten.