Der Mai wird nicht umsonst Wonnemonat genannt; und seit Jahren trifft das vor allem auf die Musikfreunde Europas und darüber hinaus zu. Zum 68sten Mal findet vom 7. bis zum 11. Mai 2024 der Eurovision Song Contest statt. Nachdem Loreen mit "Tattoo" den Wettbewerb vor einem Jahr in Liverpool siegreich gestalten konnte, ist bereits zum siebten Mal Schweden Gastgeber der größten Musikshow der Welt. Nach 1992 und 2013 wurde Malmö damit beauftragt, den Jahrgang 2024 durchzuführen. Bereits zum dritten Mal wird die Show von Petra Mede moderiert, gemeinsam mit der Schauspielerin Malin Åkerman. Nach 27 Jahren hat Deutschland einen neuen TV-Kommentator. Als Nachfolger des legendären Peter Urban, der den ESC seit 1997 teils leicht bissig kommentiert hatte, übernimmt Thorsten Schorn die schwere Aufgabe, die riesigen Fußstapfen auszufüllen.
In Malmö treten 37 Nationen an. Vor dem Finale am 11. Mai wird das Teilnehmerfeld in zwei Semifinalrunden auf 26 reduziert; diese werden am 7. bzw. am 9. Mai ausgetragen. In den beiden Semifinals qualifizieren sich Beiträge auf den Plätzen 1 bis 10 für das Finale. Dazu kommen die bereits Qualifizierten; diese sind die 5 finanzkräftigsten Nationen, kurz Big‑5 genannt. Das sind Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien sowie das Vereinigte Königreich. Ebenfalls fest im Finale steht bereits der Gastgeber und Titelverteidiger aus Schweden. Zu sehen sind die Semifinal-Shows in Deutschland auf dem Sender One. Das Finale wird ebenfalls auf One sowie in der ARD übertragen.
Wir möchten Sie einstimmen auf die größte Show der Welt, und Ihnen schon einmal die Kandidaten vorstellen. Freuen dürfen Sie sich wieder einmal auf außergeöhnliche Performances.
1. Semifinale am 7. Mai 2024 ab 21 Uhr
In diesem Semifinale dürfen nur die beteiligten Nationen abstimmen, sowie drei der bereits qualifizierten Länder; in diesem Fall sind das Deutschland, Schweden sowie das Vereinigte Königreich. In den Semifinalrunden stimmen keine Jury´s ab, sondern das Ergebnis ist ein reines Televotingresultat. Zusätzlich dürfen auch Menschen aus Nicht-teilnehmern abstimmen, die in einer einzelnen Wertung zusammengefasst werden, dem sogenannten Rest Of The World Voting
01 – Zypern – "Liar" – Silia Kapsis
Den Eisbrecher in Malmö spielt Zypern. Die Mittelmeerinsel nimmt seit 1981 teil. Obwohl Zypern von einem Sieg und einer anschließenden Gastgeberrolle träumt, gelang in 39 Teilnahmen noch kein Sieg. Bestes Resultat war Platz 2 durch Eleni Foureira 2018 mit "Fuego". Nachdem 2004 die Semifinals eingeführt wurden, tat sich Zypern mit der Qualifikation schwer, aber siehe da – seit 2012 wurde das Finale ganze zweimal verpasst
Wie im letzten Jahr, als Zypern mit Andrew Lambrou einen australischen Künstler engagiert hat, tritt mit Silia Kapsis erneut eine Interpretin aus Down Under an. Die erst 17-jährige Silia ist vielseitig als Songschreiberin aktiv, hin und wieder moderiert sie Kindersendungen. Seit 2022 ist sie professionel mit eigenen Songs auf dem Markt. In ihrem Dance-Beitrag "Liar enttarnt sie ihren Liebsten als jemanden, der es nicht ehrlich mit ihr meint. Ihr Kopf sagt, lauf davon, ihr Herz hat sich in ihn verliebt
02 – Serbien – "Ramonda" – Teya Dora
Jugoslawien, dann unter Serbien & Montenegro – und seit 2007 nimmt Serbien als eigenständige Nation am ESC teil. Der Einstieg war rekordverdächtig, denn dank Marija Serifovic führte diese Teilnahme 2007 direkt zum Sieg, Zeljiko Joksimovic, der schon 2004 mit SER & MTG und "Lane Moje" einen 2. Platz feierte, holte 2012 mit Rang 3 einen weiteren Medaillenrang. Seit 2018 konnten sich sämtliche serbischen Beiträge qualifizieren, in den letzten beiden Jahren fiel das Land durch exzentrische Beiträge auf, insebesondere 2022, als die Band Konstrakta ihre Händewaschende Sängerin sich von Beifall klatschenden Mönchen um sie herum unterstützte
Vor wenigen Tagen feierte Teya Dora ihren 32. Geburtstag. Erst mit 27 Jahren veröffentlichte sie ihre eigenen Songs, vorher studierte sie in den Staaten, und war anschließend als Songschreiberin für andere Künstler aktiv. Durch ihre Stimme wurde sie direkt zum Star in Serbien. "Ramonda", der erste rein serbische Beitrag seit 2013 (damals auch in Malmö), ist eine farblich dem Flieder ähnelnde Blume, die als Symbol für den Waffenstillstand nach dem Ersten Weltkrieg steht.
03 – Litauen- "Luktelk" – Silvester Belt
Der erfolgreichste Beitrag Litauens heißt kurioserweise "We Are The Winners", und LT United meinten damit "Of Eurovision". Doch mehr als Platz 6 sprang für die Spaßkombo nicht raus. Im Unterschied zu ihren baltischen Nachbarn, Estland und Lettland, die beide je einmal gewnnen haben, kam das Land nicht mal ernsthaft in die Nähe einer Platzierung auf dem Podest. Vielleicht wäre alles ganz anders gelaufen, wenn COVID-19 des ESC 2020 nicht hätte absagen lassen; The Roop galten mit "On Fire" als einer der Topfavoriten auf den Sieg. Nach der erzwungenen Coronapause schaffte es Litauen sich drei Mal in Folge für das Finale zu qualifizieren; dass gelang vorher nur zwischen 2011 bis 2013.
Und die Chancen, dass Litauen es ein viertes Mal in Folge schafft, stehen nicht schlecht. Der in Landessprache vorgetragene Beitrag "Luktelk" setzt auf Partymusik im Dancefloorgewand. Wegen seiner offenen Homosexualität erlebte Silvester Belt Mobbing in seiner Heimat, weshalb er nach London flüchtete, um dort sein Musikstudiom erfolgreich zu absolvieren. Mittlerweile sind die Landesgesetze freier geworden, und Silvester wird inseiner Heimat respektiert. So sehr, dass er fast schon problemlos den Vorentscheid gewann – unter anderem gegen The Roop
04 – Irland – "Doomsday Blue" – Bambie Thug
2013 wurde Irland Letzter im Finale – danach konnten sich die Beiträge der grünen Insel nur noch 2018 für den Samstag abend qualifizieren. Von dem einst ruhmreichen Irland, dass bis 1996 siebenmal gewann, und bis letztes Jahr alleiniger Rekordhalter war, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Nachdem auch Kritik an den Vorentscheidungen im Land laut geworden war, diese wären inhaltlich zu altbacken und aus der Zeit gefallen, sah das Feld "Eurosong 24 – The Late Late Night Show" wesentlich moderner aus
Aus dem Teilnehmerfeld mit sechs Beiträgen qualifizierte sich für Malmö eine "nichtbinäre" Künstlerin heraus; so bezeichnet sich Bambie Robinson alias Bambie Thug selbst. "Doomsday Blue" ist ein düsterer Song, besser gesagt, ein Märchen. Mit anderen Worten, wir erleben ein Crossover der Unterschiedlichsten Stile. Beim Vorentscheid mochten sowohl Jurys als auch das Televotingpublikum den Song so sehr, dass sie jetzt in Malmö Europa genauso verwirren wie begeistern will
05 – Ukraine- "Teresa & Maria" – Alyona Alyona & Jerry Heil
Nutznießer der aktuellen Situation im Lande? Das warf der ein oder andere Kritiker der Ukraine zumindest 2022 vor, als sie mit einem Rekordergebnis im Televotingresultat in Turin siegte. Wenn man aber genauer hinsieht, so zählt in Expertenkreisen der ukrainische Vorentscheid "Widbir" als einer der stärksten unter allen Teilnehmern. Und deren resultate können sich in 20 Jahren sehen lassen, denn vor zwei Jahren siegte das Land nach 2004 und 2016 bereits zum dritten Mal. Die Ukraine ist zudem das einzige Semifinalland, dass sich bis jetzt jedes Mal für das Finale qualifizieren konnte.
Und es geht weiter im Crossover-Stil. Moderner Popsound, garniert mit ethnischen Einflüssen und einer gehörigen Portion Rap. Für letzteres ist Alyona Alyona zuständig, die als solche in der Ukraine große Popularität seit einiges Jahren genießt. Jerry Heil komplettiert das ungleiche Duett, die Singer-Songwriterin fiel lange Jahre in Social-Media durch ihre Stimme auf. Ihr religiös anmutendes Lied sucht die Vorbilder der Sängerinnen in Mutter Teresa. Es ist ein Appell zu mehr Selbstbewusstsein für die Frauen in der ganzen Welt
06 – Polen – "The Tower" – Luna
"To nie Ja" – der Premierensong Polens 1994 von Edyta Gorniak war vielversprechend, denn mit ihrer ersten Teilnahme erreichte das Land Platz 2. Das war es aber auch leider schon, insgesamt erreichten danach nur noch 4 polnische Beiträge die linke Tabellenhälfte. Seit 2004 scheiterten 9 Songs bereits im Semifinale. Zuletzt gelangen zwei Finalteilnahmen in Folge
Für ein drittes Finale seit 2022 soll in Malmö die gebürtige Warschauerin Alexandra Wielgomas alias Luna sorgen. Leichte Versuche in Richtung Musikkarriere unternahm die intern ausgewählte Kandidatin zunächst über Social Media, doch der Durchbruch kam mit der Liebe. Seit 4 Jahren ist Michael Krol nicht nur der Glückliche an ihrer Seite, er ist auch ihr Komponist. Maßgeschneidert für Luna verpasste er ihr den Song "The Tower" – der Dancesong hat aber nichts mit einem Turm zu tun, der Begriff dient hier als Metapher
07 – Kroatien – "Rim Tim Tagi Dim" – Baby Lasagna
1990 fand der 35. ESC in Zagreb statt, nach dem die aus Kroatien stammende Band Riva 1989 in Lausanne gewonnen hatte; allerdings für Jugoslawien. Nach der Unabhängigkeit erreichte Kroatien zunächst einige Jahre erstaunliche Ergebnisse, aber mehr als zwei Vierte Plätze (1996, 1999) war nicht drin. Doch seit 2002 ist in der Punkteausbeute des Landes der Wurm drin, kein einziger Song erreichte seither die Top Ten, seit 2008 schaffte es Kroatien nur noch 5x ins Finale. Letztes Jahr provozierten und begeisterten die Rocker von Let 3, am Ende reichte es immerhin zu Platz 13
Diesem Treiben möchte Marko Purisic als Baby Lasagna ein Ende bereiten – und die Quoten trauen seinem mitreisenden Rockpop-Song gar einen Sieg zu. Marko war bis vor zwei Jahren in einer Rockband aktiv, mit der er sich bereits 2019 am DORA , dem kroatischen Vorentscheid bewarb. Seit seiner Solokarriere macht er außerhalb des Landes von sich reden, u.a. war er letztes Jahr am Album der deutschen Band Mono Inc. als Songschreiber beteiligt. 2025 in Zagreb? Kroatien träumt bereits ein bißchen
08 – Island – "Scared Of Heights" – Hera Björk
Bereits der erste Song Contest des Jahrtausends fand in Schweden statt – um Haaresbreite wäre im Jahr 2000 der ESC jedoch nach Reykjavik gegangen. Selma Björnsdottir lieferte sich mit Charlotte Nilssen 1999 in Jerusalem einen spannenden Punktekampf, und wurde Zweite. Gleiches gelang Yohanna 10 Jahre später, aber mit deutlichem Rückstand auf Alexander Rybak. Neben bemerkenswerten Auftritten von Paul Oscar (1997), Pollapönk (2014) oder Hatari (2019) gelang der Insel 2020 etwas außergewöhnliches. Der später siegreiche Song im Vorentscheid "Think About Things" von Dadi sorgte schon vor dem Finale für Gesprächsstoff als möglicher Sieger – außerhalb Islands
Gute Nachrichten für Isaak; wenn Hera Björk am ESC teilnimmt, läuft es für Deutschland super. Schon einmal trat sie an, im Lena-Jahr 2010 in Oslo. Für den Popsong "Je ne sais quoi" reichte es am Ende für Platz 19. Dafür bekam sie von den Moderatoren einen dampfenden Vulkan auf den Tisch gestellt, weil man ihr "die Schuld"gab, dass ein Vulkanausbruch auf ihrer Insel wochenlang den Verkehr europaweit lahmlegte. In "Scared Of Heights" spricht sie dem Zuhörer Mut zu, widrige Hürden des Lebens zu überwinden.
09 – Slowenien – "Veronika" – Raiven
Ganze viermal schaffte es Slowenien, sich in der oberen Hälfte eines ESC zu platzieren, zuletzt gelang das 2001. Mit Einführung der Semifinalrunden hat das Land meistens großer Probleme, über dieses hinaus zu kommen. 12 Songs scheiterten an der Hürde, und die Songs, die es schafften, landeten oft unter ferner liefen. Joker Out schafften es letztes Jahr als erste Slowenen, sich nach Corona für das Finale zu qualifizieren, erreichten dort aber auch nur Platz 21
Dreimal trat die vielseitige Künstlerin Raiven beim Evrovizijska Melodija vergeblich an, um für Slowenien anzutreten. In diesem Jahr wurde Sara Cirman direkt nominiert. Ihr in Landessprache verfasster Elektropopsong "Veronika" handelt von einer historischen Person des Landes, die zum Symbol der Unschuld in Slowenien geworden ist
10 – Finnland – "No Rules" – Windows95Men
Finnland zählt zu den Urgesteinen des ESC , seit 1961 nimmt das Land teil, lange Jahre aber sehr erfolglos. Platz 6 galt für 33 Jahre als das beste Ergebnis, das Marion Rung 1973 holte. Doch die Monsterrocker Lordi veränderten alles, und holten 2006 den ersten Platz ins Land. Aber auch danach stolperten sich die Nordlichter durch den Wettbewerb, erst Blind Channel 2021 tauchte wieder im vorderen Teil auf. Im letzten Jahr gewann Käärijä das Televoting, durch das Juryvoting reichte es zu Platz 2
Der Name durfte bleiben, aber das Logo ist weg. Teemu Keisteri, der hinter dem Duett steht, trug noch das Etikett des Künstlernamens auf. Der reine Happysong ließ die Jurys beim Vorentscheid entgeistern. Das Publikum rissen sie mit, sie entschieden im Televoting, dass die beiden vielleicht dass schaffen, was Käärjiä letztes Jahr knapp verwehrt wurde.
11 – Moldawien – "In The Middle" – Natalia Barbu
In Malmö erleben wir den 20. moldawischen Beitrag. Seit 2005 nimmt die kleine Balkanrepublik teil, und erreichte 14x das Finale. Der erfolgreichste Song war "Hey Mamma", die durch das SunStroke Project 2017 auf Platz 3 kamen. Der Band gelang 7 Jahre zuvor lediglich Platz 22, doch ein auf Saxophon gespieltes Instrumetalteil fand sich durch einen 10-Stunden-Clip auf YouTube wieder; Mr. Sax Guy war geboren. Besondere Popularität erreichte auch die Band Zdob si Zdub, die bei drei Teilnahmen im guten Mittelfeld wiederfanden
Und auch die diesjährige Kandidatin Natalia Barbu ist den ESC-Kennern keine Unbekannte. 2007 erreichte sie mit dem Popsong "Fight" einen 10. Platz. In Moldawien kennt man ihren Star auch in Liedern in Landessprache, aber wie damals in Helsinki singt sie auch in Malmö auf Englisch. "In The Middle" ist dabei ein modern abgefasster Ethno-Pop-Song.
12 – Aserbaidschan – "Özünlə apar " – Fahree feat. İlkin Dövlətov
Seit 2008 nimmt Aserbadschan am ESC teil, und der Start war beindruckend. Nach einem 8. Platz bei deren Première holten kamen sie in den folgenden Jahren immer unter die ersten fünf – und zwar wurde jeder Platz einmal eingenommen. Danach ging der Kaukasusrepublik, die 2012 nach dem Sieg von Ell & Nikki Gastgeber waren, ein wenig die Puste aus. Nur noch Chengiz holte 2019 einen Top Ten Platz, 2018 und 2023 scheiterte das Land bereits im Semifinale. Das Land behalf sich meistens mit ausländischer (oft mit schwedischer) Autorenhilfe, die Songs wurden alle auf englisch vorgetragen. Die Kritik von außerhalb wurde größer, weil man so gut wie nichts über die eigentliche Musikkultur der Kaukasusrepublik erfuhr
Aber genau damit soll jetzt Schluß sein. Der Popsong "Özünlə apar" hat starke ethnische Einflüsse, und siehe da, die ersten Sätze in Landessprache kommen nun auch beim Song Contest vor. fahree, der in seiner Heimat sowohl die Popkultur als auch die folkloristische Musik aufnimmt, wird in Malmö verstärkt durch İlkin Dövlətov, der durch den in Aserbaidschan bekannten Mughamstil den Part unterstreicht.
13 – Australien – "One Milkali " – Electric Fields
2015 war es schon ein großes Hallo, als Down Under als weit von Europa entferntes Land in Wien mit einem Beitrag erstmals teilnahm. 2016 gelang Dami Inn sogar fast ein Sieg. Nicht ganz so erfolgreich war Isaiah Firebrace ein Jahr später, aber mit ihm betrat erstmals ein Künstler aboriginischer Abstammung die ESC-Bühne. Trotz überschaubarer mäßiger Ergebnisse in den letzten Jahren bleibt der Song Contest in der fünften Welt ein Publikumsmagnet; und das obwohl die Show wegen der Zeitverschiebung erst am ganz frühen Sonntag Morgen ausgestrahlt wird.
Hinter Electric Fields verbirgt sich ein Duett, bestehend aus Zaachariaha Fielding und Michael Ross. Ihre Lieder werden oft in den Sprachen der traditionellen Einwohner Australiens aufgenommen, aber in Malmö treten sie in englisch an. Elektronische Musik verbunden mit dem Sound ethnischer Gruppen des Landes, von dem Stil weicht auch der ESC-Beitrag nicht ab. "One Milkali" ist ein Lied für das Leben in einer Gesellschaft.
14 – Portugal – "Grito " – Iolanda
Ergebnisse von ESC-Liedern lassen sich in Punkten ablesen; oder in deren Wirkung. 1974 schaffte Paulo de Carvalho mit nur drei Punkten einen letzten Platz. Aber als drei Wochen nach dem ESC in Brighton sein "E depois Do Adeus" im Radio gespielt wurde, wurde das für seine Landsleute das Signal, das Militär zum Umsturz der Salazar-Diktatur zu unterstützen. Die sonstigen Resultate sind fast genauso mau; mit einer Ausnahme. Und die hatte es in sich. Salvador Sobral holte 2017 mit der Rekordzahl von 758 des ESC nach Lissabon
Iolanda Costa wurde wie alle Beiträge des Landes, beim Festival da Canção ausgewählt, Portugal in Malmö zu vertreten. Ihre karriere begann bei der portugiesischen Version von The Voice. Doch nur schleppend kam die Karriere in Gang, erst seit zwei Jahren erscheinen regelmäßig Singles von ihr. Ihre Ballade "Grito", bei der die Künstlerin und ihre Tänzer komplett in weiß auftreten, bedeutet zu deutsch "Schrei".
15 – Luxemburg – "Fighter " – Tali
Es war der "Hallo-Wach"-Moment, als Moderator Graham Norton letztes Jahr in Liverpool verkündete, dass ab 2024 Luxemburg wieder teilnimmt. 31 Jahre Pause hat sich das Großherzogtum genommen. Und die Geschichte des Landes bis 1993 ist ruhmreich, denn insgesamt 5 Siege konnte das Land verbuchen. Meist bediente sich Luxemburg aber der Hilfe von außerhalb, und so stehen in der Kandidatenliste Stars wie Nana Mouskouri, Vicky Leandros, Ireen Sheer, France Gall, Jürgen Marcus, Lara Fabian und Baccara
Anders die Rückkehr – in einem groß angelegten Vorentscheid, bei der hauptsächlich Künstler mit einem großen Bezug zu Luxemburg antreten konnte, entschieden sich Jurys und Televoting für Tali Gorgeant. Die gebürtige Israelin lebt allerding seit vielen Jahren in Luxemburg. Ihr Dancesong "Fighter" enthält französische und englische Textpassagen. Sie beschreibt damit die Momente, in der sich ein junger Menschen durch das Leben kämpfen muss
2. Semifinale am 9. Mai 2024 ab 21 Uhr
In diesem Semifinale dürfen nur die beteiligten Nationen abstimmen, sowie drei der bereits qualifizierten Länder; in diesem Fall sind das Frankreich, Spanien sowie Italien. In den Semifinalrunden stimmen keine Jury´s ab, sondern das Ergebnis ist ein reines Televotingresultat. Zusätzlich dürfen auch Menschen aus Nicht-teilnehmern abstimmen, die in einer einzelnen Wertung zusammengefasst werden, dem sogenannten Rest Of The World Voting
01 – Malta – "Loop " – Sarah Bonnici
1971 unternahm Malta drei Versuche sich im ESC zu etablieren, was gehörig schiefging. Nach 1975 machte die Insel 16 Jahre Pause, und kam für 15 Jahre bestens erholt wieder zurück. Vier Medaillenplätze, und nur zweimal war die Malteken nicht in den TopTen. In dieser Zeit bescherte der ESC dem einheimischen TV-Sender eine Einschaltquote von über 90%. Seither wechseln aber Licht und mehr Schatten, und neun Beiträge schafften es nicht ins Finale.
Die diesjährige Vertreterin der Insel Sarah Bonnici ist bereits als Kind ein Star geworden. Bei der Junior-Edition des ESC scheiterte sie aber im Vorentscheid. Dennoch feilte Sarah fleißig an der Karriere, und ließ sich bei X‑Factor unter die Lupe nehmen. "Loop" ist ein reines Liebeslied. Auch dieser Dancesong erinnert ein wenig an die 90er
02 – Albanien – "Titan " – Besa
Seit ihrer ersten Teilnahme 2004 überrascht die einst graue Maus Europas Albanien mit stets bunter Popmusik und folkloristischen Songs den Rest des Kontinents. Allerdings ist die Ausbeute überschaubar. Zwei TopTen Plätze, ansonsten Mittelfeld oder im hinteren Bereich, wenn das Finale überhaupt erreicht wird. Der Teilnehmer Albaniens wird beim Festivali i Këngës ermittelt, einem Vorentscheid, den es vor 2004 bereits seit 1962 als albanisches Musikfestival gibt. Dieser findet, sehr zur Freude der ESC-Fans meistens um die Weihnachtstage statt, und stimmt Europa auf das fest und den ESC ein
Besa Kokëdhima gehört seit ihrem Sieg bei einer Castingshow 2008 zu den ganz großen Namen in Albanien. Ihre Vorlieben sind Pop- und R& B‑Songs in albanischer Sprache, die sie schon vor ihrem Durchbruch komponiert hat. Dennoch wird man sie in Malmö auf englisch erleben, auch der ursprüngliche Song "Zemrën n’Dorë" wurde überarbeitet. Das Lied selbst wechselt das Tempo zwischenzeitlich
03 – Griechenland – "Zári " – Marina Satti
Griechenland wird 50 – 2024 ist es ein halbes Jahrhundert her, als die Südösteuropäer erstmals mit einem eigenen Beitrag in Erscheinung traten. Weil die Griechen aber nicht jedes Jahr dabei waren, erleben wir in Malmö Beitrag Nummer 44. Zwischen 2004 und 2011 erlebte das Land seine stärkste Phase, und landete immer unter den ersten zehn. Helena Paparizou holte 2005 den ESC nach Athen. Seither befindet sich Griechenland wieder in einer Durststrecke, die Punkte aus Zypern alleine reichen nicht aus
Marina Satti hat mit ihren 38 Jahren künstlerisch schon so ziemlich alles ausprobiert. Man erlebte sie in Musicals, als Synchronsprecherin, in Spielfilmen, als Gründerin eines Chors – und als renommierte Sängerin des Landes. Ihr Lied "Zari" wurde intern nominiert, und bedeutet "Würfel". Wie werden ihre Würfel fallen?
04 – Schweiz – "The Code " – Nemo
Die stets neutrale Schweiz lud 1956 sieben Nationen nach Lugano – der ESC war geboren. Und auch der erste Schweizer Sieg mit Lys Assia. Beim zweiten und bislang letzten Sieg entdeckten sie in Kanada Weltstar Celine Dion, die für die Eidgenossen 1988 siegte. Mit Einführung der Semifinals ging es aber für Switzerland erstmal in die Niederungen; bis 2018 scheiterten 11 Schweizer Beiträge bereits im Semifinale. Doch seit 2019 sind die Alpenländler wieder erwacht; Platz 4 und 3 sowie die regelmäßige Finalqualifikation sind seither die Regel
Und in diesem Jahr spielen unsere Nachbarn, wenn man den Wettquoten glauben darf, um Platz 1 mit. Der Nemo, oder die Nem, oder vielleicht das Nemo? Jetzt vermeiden wir Artikel, denn Nemo selbst bezeichnet sich als pansexuell. Beim ESC spielen solche Dinge bekanntlich keine Rolle, erst recht nicht im ESC-Beitrag "The Code". Der Song vermittelt dem Zuhörer, sich im Leben nicht an Zwänge anketten zu lassen, oder aus selbigen auszubrechen. Der Song ist ein Crossover aus nettem Liedchen, einem Opernhaften Triumphzug und Rap, und alles in einer Harmonie
05 – Tschechische Republik – "Pedestal " – Aiko
Mittlerweile finden sich die tschechischen Beiträge beim ESC immer besser zurecht. Aber die Anfänge waren demütigend; zwischen 2007 und 2009 waren sämtliche Beiträge in den Niederungen der Semifinales anzutreffen. Nach einer Zwangspause kehrte das Land 2015 wieder zurück. Doch erst Mikolas Josef sorgte mit einem 6. Platz 2018 für das erste Aha-Erlebnis. Mittlerweile bekommt Tschechien auch Komplimente für seine Beiträge, doch auch die gelobten Songs von Lake Malawi, We Are Domi und Vesna bekommen wenig Unterstützung im Televoting
Vielleicht gelingt ja mit dem rockigen Song von Aiko. Aiko kam in Moskau zur Welt, wuchs aber in Tschechien auf. Die Liebe zur Musik entwickelte sie früh, noch fehlt jedoch der ganz große Durchbruch. In "Pedestal" singt die 25jährige lautstark, dass es wichtig ist, sich selbst zu lieben. Nur so kann man mit dem nötigen Selbstvertrauen auch gut für seinen Liebsten sein
06 – Österreich – "We Will Rave " – Kaleen
Als es 1957 erstmals Punkte beim ESC gab, gab es auch erstmals ein Schlusslicht. Österreich. Bob Martin´s Calypso-Liedchen im Countrystyle begeisterte die Juroren nicht unbedingt. Zwischen den beiden Siegen musste kein anderes Land so lange warten wie unsere Nachbarn; zwischen den Siegen von Udo Jürgens und Conchita Wurst lagen 48 Jahre. Lange Zeit war es eine Diskussion zwischen Deutschland und Österreich, wer welchem Land wenig bis gar keine Punkte gibt. Und die Österreicher werden hierzulande mitunter bewundert, für die mutige Auswahl ihrer Beiträge.
Und wieder tauchen wir in die 90er Jahre ein. Auch Marie-Sophie Kreissl alias Kaleen hat sich für Malmö´24 dem Dancefloor verpflichtet. Kaleen arbeitete zunächst einige jahre als Tänzerin, und verhalf anderen Künstlern mit Tipps bei ihrer Performance. Erst seit mehr als einem Jahr mischt sie gesanglich mit; doch das Tanzen bleibt nicht außen vor. Ihr Beitrag "We Will Rave" hat nur eine Botschaft: tanzen bis zum Morgengrauen
07 – Dänemark- "Sand " – Saba
Kurz mal über die Brücke rüber und des ESC 2025 nach Kopenhagen rüberholen. Das gelang Dänemark beim letzten ESC in Malmö 2013 durch Emmelie de Forest. 1957 erstmals dabei, seit 1978 nach einer 12jährigen freiwilligen Pause fast immer dabei, hat sich das Land vom typischen Happysound der früheren Jahre nur ein wenig verabschiedet. Der Sieg der Olsen Brothers 2000 zählt zu den Sternstunden des Landes.
Schon als Säugling kam die gebürtige Äthiopierin nach Dänemark; sie wurde in eine Gastfamilie adoptiert. Mit Singen hatte die 26jährige lange Zeit nichts am Hut. Sie arbeitete zunächst sehr erfolgreich als Model. Fast aus Versehen kam sie kurz nach der Pandemie zu einer Musicalrolle, dort wurde ihr jetziges Talent entdeckt. Im dänischen Vorentscheid, in dem u.a. die international erfahrene Aura Dione antrat, setzte sich die stimmgewaltige Künstlerin stimmgewaltig durch. In "Sand" singt Saba vom Trennungsschmerz
08 – Armenien – "Jako " – Ladaniva
Den größten Erfolg erzielte Armenien mit einem 20. Platz. Wie bitte, werden Sie sagen? Das Land, dass seit 2006 teilnimmt, war doch schon wesentlich erfolgreicher. Von Platzierungen her ja, aber 2022 in Turin reichten magere 61 Punkte au, um sonderbares auf die Beine zu stellen. Mehr bekam Rosa Linn für "Snap" nicht, aber danach einen sensationellen europaweiten Charterfolg. Ansonsten verhalfen Sirusho 2008 und Aram MP3 2014 dem kaukasischen Land zu zwei vierten Plätzen. Und 2016 durfte die in Hamburg lebende Iveta Mukuchyan Armenien mit "Love Waves" zu Platz 7 verhelfen
Hinter dem Künstlernamen Ladaniva verbirgt sich das folkloristische Duett Jacqueline Baghdasaryan und Louis Thomas. Treffpunkt zur Gründung vor 5 Jahren war aber nicht das heimische Armenien, sonder Frankreich, dem Wohnort von Louis Thomas. Die Songs bieten eine kulturelle Vielfalt, die sowohl in französisch und armenisch gesungen werden. Ihr fröhlicher Folksong "Jako" bedeutet nichts, und kommt nicht einmal im Song vor. Die Botschaft des Liedes? Keine, außer das Leben als solches zu genießen
09 – Lettland – "Hollow " – Dons
Als Lettland im Jahr 2000 erstmals betrat, legten die Balten los wie die Feuerwehr. Platz 3 durch einen sehr ausgefallenen Song der Band Brainstorm. 2002 Platz 1 durch Mari N, und auch danach war Lettland lange Jahre ein gern gesehener Gast im Finale. Bis 2008. Seitdem stürzen die tapferen Letten von einer Semifinal-Pleite in die nächste, lediglich in den Jahren 2015 und 2016 tauchten die Blitzstarter mit einem Beitrag auf.
Artūrs Šingirejs, so heißt der diesjährige Vertreter Lettlands. Der 40jährige stimmgewaltige Sänger zählt zu den bekanntesten Sängern seines Landes. Seit 2003 nimmt er regelmäßig Songs auf, mal in englischer, aber zumeist in lettischer Sprache. In seinem ESC-Beitrag "Hollow" erzählt Dons seine persönliche Geschichte, in der er in einer gefühlten Gefangenheit versucht auszubrechen, ohne dabei seine Persönlichkeit zu verlieren
10 – San Marino – "11:11 " – Megara
Und nun zum 15. ESC Beitrag San Marinos seit 2008. Doch mit gerade mal drei Finalteilnahmen, umd einem 19. Platz als bestem Ergebnis zählt das kleinste Teilnehmerland auch zu den erfolgslosesten. Dabei genießen die Kandidaten sogar hohen Kultstatus. Serhat hat bei seinen 2 Teilnahmen mehr Sympathien als Punkte gesammelt, und mit Hilfe der deutschen ESC-Ikone durfte Valentina Monetta gleich vier Mal für die Republik inmitten Italiens antreten. Der Superclou war dann 2021; mit ihrem dritten ESC-Beitrag bekam Sängerin Senhit mit dem US-amerikanischen Rapper FloRida – auch mit wenig Erfolg – prominente Unterstützung
Auch in diesem Jahr wurde der Beitrag unter zig Einsendungen im Format Una Voce Per San Marino ermittelt. Bekommen hat die Fahrkarte die aus Spanien stammende Band Megara. Die vierköpfige Formation trat bereits 2023 beim spanischen Vorentscheid an, und waren danach darüber verärgert, nicht das Ticket für Liverpool bekommen zu haben. In "11:11" singen sie rockig und lautstark darüber, dass sie ihn endlich loswerden wollen, er solle die Biege machen, sie wollen von ihm nichts mehr wissen. Und manch ein Spanier rätselt – ist mit demjenigen vielleicht der spanische Vorentscheid gemeint?
11 – Georgien – "Firefighter " – Nuza Busaladse
Und nun zum Rekordsieger des ESC . Fast, gemeint ist aber in diesem Fall der Junior ESC , den hat Georgien bereits dreimal gewonnen. Die Ausbeute in der Erwachsenenfassung sieht dagegen ernüchternd aus. Zwei neunte Plätze sind das beste Resultat. Von 16 Beiträgen erreichten gerade mal 8 das Finale. Seit 2016 erreichte kein georgischer Beitrag mehr das Finale. Kaum zu glauben, bei dem Nachwuchs im Land
Die 27jährige Nuza Busaladse aus Tiflis darf in Malmö den nächsten Versuch wagen, Georgien in die ESC-Erfolgsspur zu bringen. Internationales Format bringt die Künstlerin mit, sie sammelte musikalische Erfahrung in den USA , kam aber immer wieder nach Georgien zurück. In einer Castinshow schnupperte sie ESC erfahrene Luft, als sie gemeinsam mit der türkischen Vertreterin von 2009, Hadise Günay konkurrierte. In ihrem Lied geht es heiß her, sie will die Flammen in ihr löschen, aber vor lauter Liebe will sie das doch nicht
12 – Belgien – "Before The Party Is Over " – Mustii
Belgien gehört zu den Gründerkindern der ESC-Geschichte im Jahr 1956, und schickt in Malmö bereits seinen Beitrag Nummer 66 ins Rennen. Doch in knapp 70 Jahren gelang unseren westlichen Nachbarn gerade mal ein Sieg, 1986 durch Sandra Kim. Und auch sonst sucht man die guten Ergebnisse fast mit der Lupe. Das änderte sich ein wenig mit Einführung der Semifinalrunden. Zwar schied Belgien des Öfteren aus, aber wenn sie das Finale erreichten, dann fielen sie dort sehr oft positiv auf, sei es durch Loic Nottet, Tom Dice, Blanche oder im letzten Jahr durch Gustaph.
Auf seinen ESC-Einsatz in Malmö wartet Mustii schon über 8 Monate. So lange weiß der 33jährige Brüsseler bereits, dass er das belgische Ticket in der Tasche hat; als allererstes der 37 Kandidaten. Der gelernte Schauspieler kam durch seine Erfahrungen am Theater mit der Musik in Berührung. Doch erst seit knapp 7 Jahren erscheinen regelmäßig Aufnahmen von ihm. Neben sehr viel nackter Haut darf man bei Mustii sicher sein, diese ebenfalls zu sehen bekommen, sein Hemd besteht meistens aus reinem Hautton. Sein ESC-Beitrag bringt viel Fantasie mit; besingt er in seiner Ballade das Ende der Welt?
13 – Estland – "(nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi" – 5miinust x Puuluup
1994: 7 neue, erstmals osteuropäische Länder, feiern in Dublin ihre Première. Als erster der Debütanten war nach Startreihenfolge Estland an der Reihe. Estland war auch das erste Land im Bereich des einstigen Warschauer Pakts, dass 2001 gewann, In der Anfangszeit konnte das kleine Land beachtliche Resultate erzielen, mit Beginn der Semifinals taten sich die Balten schwer, 5x in Folge wurde das Finale verpasst. Das Eesti Laul, der estnische Vorentscheid gilt unter Kennern als einer der qualitativ besseren.
Das wars es mit dem ewigen Rekord aus Deutschland. 1964 sang Nora Nova für Deutschland "Man gewöhnt sich so schnell an das Schöne" – kein Songtitel hatte danach mehr als die 24 Buchstaben von einst. Estlands Beitrag baut diese Marke auf sagenhafte 39 Buchstaben und Zeichen aus. Möglich machen das eine Hip Hop-Band,, sowie ein folkloristisches Duett. Ihr fröhlicher Song mit dem für Nicht-Esten unaussprechlichen Titel ist ein Anti-Drogen-Lied. Ich kenne keine Drogen, nur Limonade.
14 – Israel – "Hurricane" – Eden Golan
Unpolitisch war der ESC seit der erstmaligen Teilnahme Israels 1973 selten, so gerne es die EBU auch hätte. Aber nie war die Situation so brisant wie dieses Jahr. Mehrere Künstler, die bereits in anderen Vorentscheidungen gemeldet hatten, drohten den Rückzug. Die Politik im Nahen Osten ist schreckliche Realität, kulturell aber haben die Beiträge des vierfachen Gewinners aber stets bereichert. Dank Israels Teilnahme durfte Europa lange Jahre bei der Kibbuz-Disco mittanzen. Letzte Jahr war Israel noch Dritter durch Noa Kirel´s "Einhorn", da fand der Beitrag auch sehr viele Bewunderer.
Die Auswahl des diesjährigen Beitrags ging auch nicht ohne Gezeter ab. Der jetzige Beitrag "Hurricane" hieß ursprünglich "October Rain", das war der EBU zu politisch, sie bestand auf Änderung. Ausgetragen wird der unnötige Machtkampf auf dem Rücken der erst 20jährigen Eden Golan, die durch Casting-Shows und Bühnenerfahrung seit 8 Jahren versucht, ins Rampenlicht zu kommen. Mit starker Stimme erzählt Eden Golan von einer Sehnsucht nach ihrem Liebsten; allerdings so mit Phrasen bestückt, das Zweifel aufkamen, was mit einzelnen Textpassagen gemeint werden kann
15 – Norwegen – "Ulveham" – Gáte
Norwegens ESC-Geschichte besteht eigentlich aus zwei Hälften. Als die Nordlichter 1960 einstiegen, galten sie viele Jahre als vorhersehbare Schlusslichter. Als die Bobbysocks 1985 den ersten von drei Siegen ins Land holten, kippte das jedoch in bessere Ergebnisse, Und auch die Beiträge wurden vielfältiger; zwischen gutem Pop, Elfengesang, skurillen Wölfen in gelb oder Glam-Rock; doch egal wie unterschiedlich die Songs und das Ergebnis sind – die Norweger sind ESC-besessen.
Gáte bestehen aus vier Mann und der Frontfrau Gunnhild Sundli. Ihre mitunter düsteren Rocksongs sind nach deren Aussagen im Grunde Märchen. Vielleicht Geschichten aus dem Mittelalter, denn auch das mischt sich visuel im Song und an der Klamotte mit. Passend heißt der erste Song in norwegischer Sprache seit 2006 übersetzt "Wolfshaut"
16 – Niederlande – "Europapa" – Joost Klein
Unsere niederländischen Nachbarn gehören nicht nur zum Stamm der sieben Nationen, die beim allerersten ESC dabei waren; 1956 betrat Jetty Paerl als allererste Künstlerin überhaupt eine Eurovisionsbühne. Das gelang der Niederlande anschließend noch viermal, zuletzt 2019. Zwischen 2005 und 2012 hatten die Westeuropäer ihre schwerste Phase; achtmal in Folge konnte sich kein Song für das Finale qualifizieren. Seit 2013 sind sie aber wieder, von zwei kleinen Ausnahmen abgesehen, wieder konkurrenzfähig geworden
Und in diesem Jahr wird die Niederlande als Titelkandidat gehandelt. Deren Vertreter Joost Klein ist uns allen seit letztem Jahr bestens vertraut, stürmte er doch gemeinsam mit Otto Waalkes in einer Neufassung vom "Friesenjung" Platz 1 der deutschen Charts. Joost erreichte durch seine YouTube bekannt, seither stet er für Unterhaltung zum Abtanzen. "Europapa" wirkt skurril, ist aber in Wahrheit eine Hommage an Europa – und an seinen verstorbenen Vater. Letzteres wird am Schluss des Song ganz deutlich
Das Finale am 11. Mai 2024 ab 21 Uhr
Im Finale treten 26 Beiträge an. Aus jedem Semifinale qualifizieren sich die Beiträge auf den Plätzen 1 – 10; ergänzt wird das Teilnehmerfeld durch die 5 finanzkräftigsten Länder (Big‑5), sowie dem Beitrag des Titelverteidigers und Gastgebers. Abstimmen dürfen in diesem Finale alle 37 Teilnehmer, also die Finalisten, aber auch die Länder, deren Beiträge im Semifinale ausgeschieden sind. Zusätzlich dürfen auch Menschen aus Nicht-teilnehmern abstimmen, die in einer einzelnen Wertung zusammengefasst werden, dem sogenannten Rest Of The World Voting.
Bei der Abstimmung im Finale gibt es zwei Wertungsstränge. Zum einen wird jeder Teilnehmer durch eine Jury vertreten, die zunächst ihre Resultate durch einen Sprecher verkündet. Anschließend werden die Televotingergebnisse zusammengefasst, und zum Juryergebnis hinzuaddiert.
Bereits für das Finale qualifiziert sind
01 – Schweden – "Unforgettable" – Marcus & Martinus
Wir feiern dieses Jahr das 50jährige Jubiläum des ersten schwedischen Sieges. ABBA veränderten den ESC und die Musiklandschaft. Und vor allem die in Schweden. Nicht nur innerhalb des Song Contests, auch insgesamt entwickelte sich Schweden zur Musikindustrie Nummer 1. Im vergangenen Jahr zog Loreen nicht nur mit Johnny Logan gleich als Zweichfachsieger, Schweden selbst zog mit Sieg Nummer 7 mit Irland gleich. Aber wer erfolgreich ist, hat auch die Kritiker am Hals. Schweden würde seinem Stil ewig treu bleiben, sich nicht an exentrische Aufgaben wagen. Wozu auch, wenn der Erfolg bleibt
Vie Los hat Schweden sich die Startnummer gezogen – und man zog die Nummer 1. Zum ersten mal seit 1970 darf der Gastgeber die Show selbst eröffnen. Den Job erledigen dürfen zwei Norwegen, die Zwillingsbrüder Gunnarsen. Marcus & Martinus sind erst 22 Jahre jung, und können bereits jetzt auf eine 12jährige Karriere zurückblicken. Zunächst als Kinderstars, weiter unter einem Teenagerhype, entwickelte ich das Duett zu einem perfekten Musikexport. Die Vorgabe war einst klar – Titelverteidigung, und mit Sieg Nummer 8 alleiniger Rekordsieger. Klappt das mit der Startnummer? 1984 ging es ja schon mal gut
02–13 – Vereinigtes Königreich – "Dizzy" – Olly Alexander
Das Vereinigte Königreich ist beim ESC der geborene Vizemeister – 16 Beiträge der bislang 65 Songs seit 1957 landeten auf Rang zwei. Immerhin schafften es 5 Beiträge nach ganz oben. Lange Zeit schickte das einstige Popland Nr.1 Europas erprobte Chartkünstler zum Contest. Der legendäre Kommentator Terry Wogan sorgte aber auch dafür, dass im Königreich immer weniger Menschen den ESC ernst nahmen. Und mit der Jahrtausendwende kippten für 20 Jahre auch die Ergebnisse in den Keller. Erst Sam Ryder sorgte vor zwei Jahren für ein ordentliches Ergebnis – Platz 2 natürlich
So queer wie möglich. so soll nach Auffassung von Olly Alexander der Beitrag auf der Bühne von Malmö aussehen. Erst seit 2 Jahren ist der Musiker solo unterwegs, vorher feierte er mit der Band Years & Years über 10 Jahre Erfolge in den Billboard-Charts. In seinem ESC-Song soll sein Liebster ihn nach allen Künsten Verführen. Werden die Zuhörer bei dem Beitrag auch "Dizzy" (Schwindelig)
02–26 – Italien – "La Noia" – Angelina Mango
Welch eine Rückkehr – 2011, nach 14jähriger Auszeit, kehrte Italien in die ESC-Familie wieder zurück. Und bei den bisherigen Ausgaben platzierte sich Italien mit zwei Ausnahmen stets zweistellig. Das heimische San Remo ‑Festival diente in früheren Jahren nicht zwangsläufig als ESC-Qualifikation. Seit der Rückkehr hat sich aber die Haltung diesbezüglich geändert.
Fast schon explosiv ist die Karriere der Angelina Mango gelaufen. Erst seit drei Jahren hat die Popkünstlerin einen Plattenvertrag: Schon letztes Jahr wollte sie am San Remo Festival teilnehmen, scheiterte dort aber in einer Qualifikationsshow für Nachwuchskünstler. Ein jahr später war sie nicht nur Kandidatin, sie gewann San Remo 2024. Mit "La Noia", zu deutsch Langeweile; der fetzige Sound wird aber dabei helfen, dass selbige beim Publikum nicht aufkommt
02–26 – Spanien – "Zorra" – Nebulossa
Spanien hat seine Liebe zum Benidorm entdeckt. Und zu einem qualitativ guten Vorentscheid. Einst konnte die Iberische Halbinsel mit starken Resultaten aufwarten. Doch mit dem dreitägigen Festival, dass Spanien seit 2022 veranstaltet, ist auch die Qualität wieder gestiegen. Gleich bei der Première holte Chanel Platz 3 in Turin; nachdem das Land sechsmal in Folge nicht über Platz 20 hinauskam
Maria Bas und Mark Dasousa kennen sich bereits seit Jahrzehnten; und machen auch schon lange Musik. Doch erst nachdem sie 2016 beschlossen, gemeinsam aufzutreten, nahm ganz Spanien von neuen Duett Nebulossa Notiz. Mit über 50 Jahren zählt das Duett zu den reiferen Kandidaten in Malmö. Sängerin Mary wird im Song "Zorra" ziemlich deutlich. "Zorra" bedeutet Schlampe, damit meint sie sich selbst
14–26 – Frankreich – "Mon Amour" – Slimane
1978 war der ESC in Paris; im Jahr zuvor siegte Frankreich zum 5., aber auch bislang zum letzten Mal durch Marie Myriam. Nachd er Jahrtausendwende tat sich das Chanson-Land Nummer 1 ein wenig schwer. Seit 2016 sind unsere Nachbarn wieder zurück; teils traditionell erfolgreich mit Barbara Pravi, teils auch mit zeitgemäßen Sound. Und auch bei der Punktevergabe bleibt sich das Land; von Frankreich gibt es immer noch Douze Points
Schneller, als ein Albaner gucken kann – schon am 8- November veröffentlichte Frankreich seinen kompletten ESC-Beitrag. Der gelernte Gospelsänger Slimane aus der Nähe von paris probierte seit seinem 20. Lebensjahr, eine Solokarriere zu beginnen. Aber sämtliche Castingshows sahen in ihm zunächst kein Talent. Erst bei der französischen Fassung von The Voice 2016 sang er Coaches und die Konkurrenz in Grund und Boden. Seither ist er fester Bestandteil der Musikszene in Frankreich – und in Belgien. "Mon Amour" ist eine stimmlich gewaltige Ballade, und ein reines Liebeslied voller Sehnsucht.
2–13 – Deutschland – "Always On The Run" – Isaak
Ach ja, Deutschland macht ja auch wieder mit. Trotz lauter Rufe, nach der vierten Pleite in Folge, Mehr noch – seit 2015 war in sieben von acht Versuchen nicht mehr als der Vorletzte Platz drin. Aber auch in früheren Jahren tat sich deutsches Liedgut schwer. Mit Ausnahme der jahre 1977 bis 1987, als man mit einer Ausnahme immer unter den ersten zehn war. Deutschland ist das Land der klassischen Komponisten – aber auch das Land der Popkultur?
Lediglich ganz eifrige Zuschauer von Casting-Shows nahmen bereits vor dem Vorentscheid in Berlin von Isaak Guderian aus Ostwestfalen. Ansonsten machte der überzeugte Straßenmusiker die Fußgängerzonen zu seiner Bühne. Im Vorentscheid stieg er zur Popularität auf, und überzeugte trotz starker Konkurrenz die internationale Jury und das TV-Publikum. Vielleicht kam er durch den ESC in Liverpool auf die Idee, sich zu bewerben. Denn seine Gattin heißt wie die Vorjahressiegerin Loreen
Wir hoffen, dass wir Sie mit der Vorstellung der Teilnehmer des diesjährigen Eurovision Song Contest gut eingestimmt haben. Der ESC ist seit einigen Jahren hierzulande ein Kulturgut gerade bei jungen Menschen geworden. Vielleicht auch deshalb, weil etliche Auftritte immer mehr zu Videoclips in Live geworden sind. Und soviel dürfen wir vorab verraten, genau das gibt es auch in diesem Jahr. Na dann – mögen die Spiele in Malmö beginnen.
Text: Hari Januschke