Montagmorgen hatte der Tagestreffpunkt Arche zur feierlichen Eröffnung in seinen neuen Räumen am Vossen Reitweg 13 gegenüber der St. Michaelis Kirche nach Diepholz eingeladen.
Gäste der Feierstunde
Ab sofort ist hier auch die Beratungsstelle für sozial benachteiligte Menschen mit Wohnungsproblemen von Bethel im Norden untergebracht, die unkompliziert bei Problemen um drohenden Wohnungsverlust oder bei schon bestehender Wohnungslosigkeit Hilfen anbietet. Eine Beratung für alle Menschen mit Problemen im Umgang mit Ämtern und Behörden, mit der Möglichkeit zu einem Gespräche bei einem Kaffee, zum Duschen, Wäsche waschen oder Surfen im Internet.
Frank Kruse, Bereichsleiter der Wohnungslosenhilfe Freistatt, eröffnete die Feierstunde und begrüßte die zahlreichen Gäste. Er betonte die Bedeutung der Arche für alleinstehende und arme Menschen mit der Möglichkeit einfach vorbeizukommen und Begleitung zu Ämtern und Behörden anzubieten. Auch der direkte Kontakt mit der St. Michaelis Kirchengemeinde helfe gegen Ausgrenzung, zu einem sozialen Miteinander.
Luise Turowski, Mitglied der Geschäftsführung von Bethel im Norden, wünschte dem Arche-Team eine erfolgreiche Weiterführung seiner Arbeit. Außerdem habe sie die Hoffnung, dass hier am neuen Standort eine bessere Integration in die Gemeinde gelinge. Die Probleme mit Nachbarn am alten Standort seien ja leider ein eindeutiges Zeichen von Ausgrenzungstendenzen von Armen in unserer Gesellschaft, dem die Kirche mit der Diakonie als handelndem Teil entgegenwirken müsse.
Pastorin Julia Dietz hatte die alte Tradition zur Eröffnung Brot und Salz mitzubringen etwas abgewandelt: Sie brachte Kaffee und Schokolade vorbei als Zeichen für alle künftigen Gäste. Willkommen zu sein, besonders „wenn man nicht mehr weiß, wohin“. Sie wies dann noch darauf hin, dass eine Einrichtung wie die Arche nur eine Notlösung darstelle – es wäre besser, wenn sie gar nicht mehr nötig wäre.
Zuletzt gab sie dann den versammelten Gästen ihren Segen auf gute Nachbarschaft mit auf den Weg.
Gedanken zum Umzug der „Arche“
Dunja McAllister, die Schirmherrin von Bethel im Norden, warf dann die Frage nach Recht im Zusammenhang mit dem erzwungenen Umzug der Arche auf. Auch wenn sie den Umzug mit „Nachgeben ist keine Schwäche“ verteidigte, stimme er traurig vor dem Hintergrund, dass viele von der Arche betreute Menschen ähnliche Erfahrungen machen mussten, nämlich immer wieder heimatlos zu werden. Dem Betreuungs-Team wünschte sie eine neue und hoffentlich deutlich offenere Umgebung und alles Gute für einen Neustart im Sinne von „Steter Tropfen höhlt den Stein“.
Heiner Rietmann begrüßte danach als Stellvertreter für den Landrat alle Gäste mit dem Rückblick auf 20 Jahre des Bestehens der Arche in Diepholz, einem Schiff zur Rettung vor der Sintflut. Bei allem Reichtum in Deutschland gebe es eben trotzdem noch sehr viele Menschen, die in Armut leben würden. Er dankte dem Arche-Team dafür, gestrandeten Menschen zu helfen und eine Zuflucht zu bieten mit einer Tasse Kaffee, Mahlzeiten oder einer Gelegenheit zum Gespräch. Die Förderung von Eigenverantwortung und Teilhabe sehe er als wichtigen Teil der Arche-Arbeit und er hoffe auf mehr Akzeptanz in der neuen Nachbarschaft der Kirchengemeinde St. Michaelis. Dazu überreichte er dem Arche-Team ein Blumengesteck in Schiffform.
Dr. Thomas Schulze erinnerte dann als Bürgermeister von Diepholz an die lebendige Stadtgesellschaft, die Raum für alle Menschen in Diepholz bieten solle. Er betonte die Bedeutung des Tagestreffpunkts Arche über die Stadt hinaus, der auch als Beratungsstelle für die Einwohner im näheren Landkreis Diepholz dienen solle. Er hoffe, dass das Arche-Team seine bisherige Arbeit an der neuen Adresse – mit etwas exponierterer Lage auch besser wahrnehmbar – trotz aller Schwierigkeiten mit Erfolg fortsetzen könne.
Danach überbrachte Klaus Priesmeier als Superintendent des Kirchenkreises DiepholzHerzliche Glückwünsche an das Arche-Team. In Anlehnung an die Arche fragte er, ob sich die Gäste nach „Tierarten“ aufteilen wollten? – oder ob sie lieber zusammen den Gedanken der Inklusion aufnehmen wollten? (… denn Gottes Arche schließt sie ein)
So würde er die Arche gern als erstes Rettungsboot sehen, in der Tradition Jesus am Kreuze, der zu uns herunterkommt, so wie wir gefallen und geraten sind. Arche als Wort habe dabei auch eine vielseitige Bedeutung: Ein Kasten (im hebräischen), Anfang und Ursprung, aber auch Amt und Herrschaft (im griechischen) – ein Hinweis an unsere Politiker, die Interessen aller Mitbürger zu vertreten – sowohl der Armen wie der Reichen. Letzteres klappt ja schon ganz gut.
Ausblick auf die künftige Arbeit der „Arche“
Frank Kruse bedankte sich dann im Namen aller Mitarbeitenden der Wohnungslosenhilfe für die Wertschätzung ihrer Arbeit. Aus den Reihen der Besucher und Helfer der Arche überreichte Inge Rostek – eine engagierte ehrenamtliche Helferin der Arche – ein Präsent bestehend aus Engel, Kerze und Glückssternen als Zeichen der Hoffnung auf eine bessere nachbarschaftliche Einbindung nach der Vertreibung vom alten Standort. Dazu passend erinnerte sie an das Erich-Kästner-Sprichwort: „Es gibt nicht Gutes, außer man tut es.“
Zuletzt bedankte sich dann Helga Holthaus, Leiterin des Sozialraumteams Diepholz, bei allen an Umzug und Renovierung Beteiligten, alles sei nur miteinander möglich gewesen, durch Mithilfe aller von den Mitarbeitenden bis zum Hausmeister. So sei ihr Umzug genau passend zur „Aktionswoche Wohnungslosenhilfe 2016“ geglückt, die auf die Themen Wohnungsnot und soziale Ausgrenzung aufmerksam machen wolle.
Neben der Beratung Wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen und der Zusammenarbeit mit Kommunen, Job-Centern und Ämtern sehe sie auch in der Verdeutlichung der Lebenswirklichkeit der betreuten Menschen eine wichtige Aufgabe.
Damit eröffnete Helga Holthaus das Büffet und lud zur Besichtigung aller Räume der Arche ein. Die zahlreichen Gäste hatten dann auch noch Gelegenheit alle Mitarbeitende und eingeladene Gäste zu allen Themen rund um die Beratungsarbeit der Arche zu befragen, von der auch ausgiebig Gebrauch gemacht wurde. Wir wünschen dem Arche-Team eine gute Eingliederung in das Gemeindeleben des Diepholzer Südens und viel Erfolg dabei die Not armer und benachteiligter Mitbürger ein Stück weit erträglicher zu machen.
Und wir möchten alle politisch verantwortliche Menschen im Landkreis dazu ermuntern sich noch viele Gedanken darüber zu machen, wie im Sinne von Teilhabe und einem sozialen Miteinander in unserer Gesellschaft noch Möglichkeiten bestehen, mit den unbestreitbar vorhandenen Reichtum im Lande allen Menschen eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.