Frotheim ist ein kleines Dorf in der Nähe von Espelkamp am Mittellandkanal gelegen. Hier findet seit nunmehr 9 Jahren das Frotheim Open Air statt. Dieses Jahr am 18. Juni. Im Rahmen unseres Festivalsommers, in dem wir versuchen, so viele Festivals wie möglich, die in der Region um Freistatt stattfinden, zu besuchen, konnten wir uns dieses schlecht entgehen lassen.
Wir kamen, nach ein bisschen Google-Maps bedingtem Hin- und Herfahrens rechtzeitig an, um das letzte Lied der ersten Band zu hören. Heroes of Tomorrow aus Essen. Der Bassist, Leonard Berner, stammt aus Frotheim, was die weite Anreise erklärt. Sie spielen eine Mischung aus Indie, Folk und Rock.
Da ein Lied nicht ausreicht um die Qualität der Band beurteilen zu können, lassen wir dies auch mal. Auf der zweiten, kleineren Bühne, die nicht nur gebaut wurde um die Umbaupausen zu verkürzen, sondern auch um Akustik- und Solokünstlern eine Plattform zu bieten trat nun Moe aus Bielefeld auf. Eine schöne klare Stimme, die den Mix aus Folk und Pop in bester Singer/Songwriter Manier mühelos bewältigt. Erstaunlich war eigentlich nur, dass im Gegensatz zu den meisten Bands der Hauptbühne, Moe English singt.
Auf der großen Bühne präsentierte sich jetzt Rudi O den langsam zahlreicher werdenden Zuschauern. Die fehlenden Turntables ersetzt der Rapper durch eine perfekt eingespielte Band und den Gangsta-Slang durch extrem geschliffene und durchdachte Texte. Das tut der Sache gut und überzeugt stellenweise sogar eingefleischte HipHop-Gegner wie zum Beispiel mich.
Die Band hält sich dabei dezent zurück und unterstützt ihren Sänger perfekt. Das grenzt zwischendurch ans Selbstlose und nötigt Respekt ab.
Thekenpoet, die nächste Band auf der Hauptbühne stammen aus Bad Hersfeld und singen deutsche Rockmusik, stellenweise vierstimmig. Mit sowohl härteren als auch balladesken Liedern und einer beeindruckenden Bühnenshow begeistern sie das Publikum, trotz des jetzt gerade einsetzenden Regens, der glücklicherweise schnell wieder vorbei zieht.
Die vier jungen Männer kommen erstaunlicherweise gerade beim weiblichen Publikum besonders an. Wir vermuten Boygroup-Potential über die Rockmusik hinaus.
Auf der kleinen Bühne spielen jetzt KOJ. Das Duo stammt aus Münster und spielt eine seltsame Mischung aus elektronischer Musik und Folkgesang. Merkwürdig hier im klassischen Sinn des Wortes. Die beiden wird man sich merken müssen. So seltsam die Mischung der Kompositionen zuerst klingen mag, sie geht ins Ohr und verbreitet eine sehr angenehme Stimmung. Ich habe spontan gefragt, ob sie auf dem Sommercamp in Freistatt am 29.6. Sinner & the Songfighter unterstützen wollen, die Antwort steht allerdings noch aus.
Die Hauptbühne betreten nun Mondo Mashup Soundsystem und das sieht erst einmal wie ein Rekordversuch aus. Die Band besteht aus 10 (!) Musikern die kaum auf die nun plötzlich klein wirkende Bühne passen wollen. 2010 wuchsen die Musiker der verschiedenen Bands des Krefelder Musiknetzwerks „Mondoversum“ zu einer Formation zusammen, die es schnell geschafft hat sich in der Region einen Namen zu erspielen.
Ein mitreißender Mix aus Reggae, Soul, Funk und Rap schwappt da plötzlich von der Bühne und verwandelt die doch bis jetzt eher gesetzt wirkende Zuschauergemeinde in ein fröhlich tanzendes Partyvolk. Sänger und Trompeter Lukas verriet mir später, dass die Originalbesetzung eigentlich 12 Musiker umfasst. Das hätte wohl den Rahmen endgültig gesprengt. Schon jetzt machen sie es ihren Nachfolgern auf der Bühne nicht einfach.
Octopus Prime sind nämlich nur zu acht. Ihre Mischung aus Rock und Dub, Reggae und Ska ist fast genauso hinreißend wie die Performance von Mondo Mashup, aber eben nur fast. Die beiden Bands in umgekehrter Reihenfolge spielen zu lassen, hätte wahrscheinlich beiden gut getan.
Damit will ich die Leistung der Band nicht schmälern. Die kraftvolle Stimme von Sängerin Lea Landwehr schwingt sich über die kraftvollen Arrangements, eine Leistung die man der doch eher zierlichen Person gar nicht zutraut. Es fällt eben nur schwer keine Vergleiche zur Vorband zu ziehen. Großartige Band auf jeden Fall. Trotzdem.
Sperm8 aus Kassel liefern mit ihrem geradezu bodenständigen Punkrock (natürlich wieder in Deutsch) das nötige Kontrastprogramm. Das Publikum lässt tatsächlich leichte Anflüge von Pogo erkennen. Bei dieser fortgeschrittenen Uhrzeit geradezu beeindruckend. Außerdem ist Vollmond. Wir werden langsam aber sicher müde. Hat nichts mit der Performance von Sperm8 zu tun, lieht einfach daran dass Mitternacht inzwischen vorbei ist.
Als letzte Band des Abends meine persönliche Stadthagener Lieblingsband: As we Arise. Die Melodic-Metalcore Band überzeugt auch heute wieder mit einer energiegeladenen Performance, die ihresgleichen sucht. Sänger Max verriet mir schon am frühen Abend, dass er mit fortschreitender Müdigkeit zu kämpfen habe, ihm merkte man davon aber gar nichts an. Uns schon.
Nach der Hälfte des Sets mussten wir leider zurück nach Hause fahren. Wir sind eben leider aus dem Alter raus, in dem man sich noch mühelos die Nächte um die Ohren hauen konnte. Seufz.
Die Jungs von As we Arise offensichtlich nicht, die spielten schneller, lauter und weiter, auch als wir gingen. Insgesamt ein großes kleines Festival, dieses Frotheim Open Air. Einen herzlichen Dank an Veranstalter Lukas Riechmann, der das Ganze auf die Beine stellt. Ebenfalls Dank an seine ehrenamtlichen Helfer, ohne die solche Veranstaltungen unmöglich wären. Wir kommen nächstes Jahr sehr gerne wieder.