Frank Juschkat, der sich ja bereits mit der Eigenproduktion der JoZZ-CD hervorgetan hat, dachte sich, er könnte ja auch mal ein Festival organisieren. Und das hat er dann auch gemacht. Umsonst und Draußen. Im schönen Örtchen Balge, kurz vor Nienburg stieg am 23.07.2016 die Première von "Rock das Ding". Was soll ich euch sagen, das gerockte Ding war ein voller Erfolg. Somit befindet sich Herr Juschkat bereits in der Planungsphase für "Rock das Ding 2017". Und da werden wir dann auch wieder sein. Mit Freuden.
Wir kamen genau rechtzeitig für die erste Band um 15:00 in Balge an. Trotz der frühen Stunde waren tatsächlich schon ein paar Festivalgäste anwesend, im Laufe des Nachmittags füllte sich das überschaubare Festivalgelände sichtlich. Da es sich um den ersten größeren Bühnenauftritt der fünfköpfigen Frauenband aus Nienburg handelte, waren sie aber auch mit den wenigen Fans schon hochzufrieden.
Die mangelnde Erfahrung machten die Mädels durch erhöhte Spielfreude mehr als weg. Das Programm der Frauenrockband umfasst sowohl englische als auch deutsche Songs, auch einige Eigenproduktionen sind schon dabei. Als zweite Band betraten nach einer erfrischend kurzen Umbaupause "3 Sekunden Safran" die Bühne. Der etwas seltsame Bandname hat sich uns zwar nicht vollständig erschlossen, aber was soll's?
Die 5 Musiker aus Wietzen spielen etwas, was ich mal als Garage-Ska bezeichnen möchte. Zwar ohne Bläser, aber mit einem extrem minimalistischen Keyboard und einer gehörigen Portion Frechheit und Humor. Da kommt sowohl im Ohr als auch in den Beinen Freude auf.
Das langsam zahlreichere Publikum dankte es der Band mit deutlichem Applaus. Zum Tanzen war es dann scheinbar doch noch ein wenig zu früh. Eines der Highlights des Tages setzte der Gitarrist von "3 Sekunden Safran" als er in der Mitte des Gigs von der Bühne fragte: "Weiß jemand, ob meine Frau schon Mama geworden ist ?" Bis zum Ende des Auftritts, war sie es definitiv noch nicht. Inzwischen wahrscheinlich schon, deshalb von dieser Stelle alles Gute für den neuen Erdenbürger Weiterhin perfekt im Zeitplan betraten als nächstes "The Nerds" aus Nordhorn die Festivalbühne. Nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen amerikanischen Cover-Band. Also ehrlich, Nerds hab ich mir immer ganz anders vorgestellt. Sänger Timo ist, abseits davon, dass er der geborene Rock'n'Roller ist, auch noch ein amtliches Comedy-Talent.
Da ich ja selbst die normale "One, Two, Check, Check" Monotonie beim Soundcheck hasse, möchte ich die Soundcheck-Version "Nutella, Nusspli, Nussano" hier einmal ausdrücklich loben. Großes Kino. Ansonsten spielen die Nerds lauten harten und schnellen Rock'n'Roll. Könnte ich mir auch im JoZZ gut vorstellen. Grüße an dieser Stelle an unseren gerade doppelt belasteten Freund Raspe, der sich nicht nehmen ließ, auf eine Stippvisite vorbeizuschauen. Rechtzeitig zum Übergang vom Kaffee zum Bier (der eigentlich nicht stattfand, da sich der Kaffee von vornherein nicht durchsetzen konnte) trat das erste Highlight des Festivals auf. The Heavy Hitters Acoustic Projekt mit Sänger und Gitarrist Michael Vdelli. Nein, ich weiß auch nicht, wie man den Nachnamen ausspricht.
Mit viel Freude spielt sich die Band durch Blues, Rock, Jazz, und Roots Music immer getragen von dem tiefenentspanntesten Sänger, den ich seit langer Zeit gesehen habe, Michael Vdelli. Für nächstes Jahr ist er bereits mit seiner Rockband "Vdelli" angekündigt, man darf sich darauf wirklich freuen.
Auch die inzwischen stetig angewachsene Zuschauermenge hielt es nun nicht mehgr auf den großzügig verteilten Bänken des Festivalgeländes und zum ersten Mal standen wirklich mehrere Reihen Zuschauer vor der Bühne. Wenn ihr die Chance habt, diese großartige Combo irgendwo zu sehen, nutz sie. Über Friday Flashback haben wir dieses Jahr ja schon mehrmals geschrieben und auch der Auftritt bei "Rock das Ding war wieder angenehm schweisstreibend.
Leider traf die Nienburger Funpunk-Band diese Mal weder die Altersstruktur, noch den Nerv der Zuschauer, sodas der Raum vor der Bühne weitestgehend leer blieb (während der Bierstand deutlich mehr Anhänger hatte). Auch die gewohnt selbstbewusst vorgetragenen Mitmachaufrufe von Sänger und Gitarrist Jan A. halfen diesmal eher weniger.
Das tat der gewohnten Spielfreude deR Band glücklicherweise keinen Abbruch. Die Zuschauer, die es mochten (wie ich z.B.) hatten auf jeden Fall viel Spaß. Wir sehen uns auf dem Reload, Jungs! Kommen wir nun zum zweiten und auf jeden Fall überraschendsten Highlight des Abends. Nach ihrem Auftritt im JoZZ hatte ich mich ja noch über den etwas statischen Auftritt von JADED beschwert, musikalisch waren sie da schon durchaus hörenswert. Was aber am Samstag auf die Bühne kam, waren zwar noch die gleichen Musiker, aber eine komplett andere Band.
Lukas "Luke" Schröder (Guitar/Vocals), Arne Juschkat (Drums) und Mirko Schneegluth (Bass) rockten die Bühne von der ersten Note an. Mit Verve, Selbsbewußtsein und einer plötzlich in geradezu verblüffendem Masse vorhandenen Bühnenpräsenz. Da hat sich richtig was getan in den letzten Monaten.
Neben der beeindruckenden Gesamtleistung von Sänger und Gitarrist Lukas, sei hier noch erwähnt, daß Bassist Mirko gleichzeitig der Gitarrist von Friday Flashback ist. Beeindruckende Energieleistung bei zwei aufeinanderfolgenden Shows. Ach so, der ebenfalls zu Hochform aufgelaufene Schlagzeuger, Arne Juschkat ist tatsächlich der Sohn des Veranstalters. Die Welt ist ein Dorf. Zumindest auf dem Dorf.
Zu diesem Zeitpunkt zählte der Veranstalter übrigens 1300 Zuschauer. Respekt für diesen Premierenerfolg. Als letzte Band des Abend spielten Eat the Gun aus Münster. Und begannen damit erst einmal einen ihrer Verstärker zu schreddern, was zur ersten und einzigen amtlichen Verzögerung des Abends führte. Bis dahin war das Festival perfekt im Zeitplan geblieben. Respekt auch dafür.
Als es dann losging, ging es aber auch sofort richtig los. Das Rock-Trio aus Münster spielt einen harten aber eingängigen Sound und Bassist Peter Bergmüller ist einer der genialsten Poser, die ich seit langer Zeit am Bass gesehen habe. Der Bassist an sich hat ja leicht mal etwas eher dröges. Dieser nicht.
Auf jeden Fall ein ausgesprochen gelungener Abschluss eines wunderbaren ersten Mals. Ich freue mich jetzt schon auf Rock das Ding 2017, 2018 und 2029. Und auf die dazwischen. Weiter so!