Am 2. Juliwochenende steigt regelmäßig das Neuenkirchener Open Air (NOA) zwischen Sulingen und Bassum. Auf dem Sportplatz des TV Neuenkirchen e.V. organisiert das Team um Klaus und Mathias Bochow jedes Jahr ein Festival, dessen Line Up sich auch dieses Jahr wieder sehen und hören lassen konnte.
Bei nicht zu warmen und trockenem Wetter eröffnete Herr Binner aus Berlin den Abend. Der Ex-Frontmann der „Biertenöre“ hat sich zu einem veritablen Liedermacher entwickelt, dessen Texte, obwohl immer durchaus humorig vorgetragen, durchaus tieferen Sinn beinhalten können.
Wenn er von der Zersplitterung seiner Jugendfreundschaften spricht, die sich, wie bei so vielen von uns, komplett auseinanderentwickelt haben, dann schwingt bei aller Reimfreude durchaus Wehmut mit. Inzwischen gibt es sogar ein Gitarrensolo zwischendurch, dass ist neu und erfrischend kurz.
Mit Faakmarwin, der Bremer Band, die uns schon auf dem letzten Burn Out Festival in Nienburg gefallen hat, begann der lautere Teil des Festivals. Gewohnt springfreudig und gut gelaunt bringen sie das inzwischen weitgehend versammelte Publikum auf Betriebstemperatur.
Neuenkirchenner Open Air 2017 – FaakmarvinHervorheben möchte ich hier ihrem Song „Du bist schön“ eine sehr spaßig vorgetragene Mitsingaktion mit gewollter Zuwendung zum jeweiligen Partner (oder sonst irgend jemandem), die sich im Laufe des Festivals zu einem geflügelten Wort entwickelte.
Extra aus dem fernen Liverpool waren Wide Eyed Boy angereist. Die vier Musiker haben sich am „Liverpool Institute of Performing Arts“ kennengelernt, das unter anderen von Paul McCartney mit gegründet wurde. Das mag das extravagante Hemd des Sängers erklären.
Die New Wave / Indie Pop Band firmierte zuerst unter dem Namen Whitecliff, arbeitet aber inzwischen mit dem Produzenten Rich Turvey (Blossoms, Clean Cut Kid) zusammen und entschloss sich ihr neues Soundkonzept auch mit einem neuen Bandnamen zu krönen.
Herausgekommen ist dabei durchaus schöne Musik, sehr professionell vorgetragen. Mir persönlich ein bisschen zu gefällig, aber das ist Geschmackssache.
Die Alex Mofa Gang, der Headliner des Abends spielt ehrlichen Rock: Laut und mit geballter Energie. Der Sound hat eine Tendenz ins garagige (… gibt es dieses Wort?) macht aber wirklich Spaß. Auch diese Jungs kommen aus unserer Hauptstadt und spielen dieses Jahr wirklich große Festivals. Für das Neuenkirchener Open Air ein echter Gewinn und eine der Wunschbands des Veranstalters.
Das Publikum läuft inzwischen auf Hochtouren und die Berliner geben alles um es dort zu halten. Die Festivalbühne wird sowohl sound- als auch breitentechnisch komplett ausgenutzt. Die Temperaturen sind auch nach einsetzender Dunkelheit immer noch sehr angenehm, die Getränke sind gekühlt, und die ca. 500 Zuschauer sind bester Stimmung.
In der Pause präsentiert das Artistenduo Flair und Fire aus Bremen eine packende und akrobatische Feuershow, die die Ohren ein wenig entspannt und die Augen leuchten lässt.
Laura & Tom boten eine in ihren Bann ziehende, knisternde Feuershow mit Bewegungen, Akrobatik und FEUER … ein gelungener und sehr schöner Kontrapunkt bei diesem Festival.
Kommen wir zur finalen Band des Abends: April Art aus Giessen. Die drei Männer mit Frontfrau Lisa haben 2016 den Hessischen und den Deutschen Rock- und Poppreis gewonnen und das definitiv zu Recht. Für mich die Überraschung des Abends, ein Auftritt der mich tatsächlich komplett begeistert hat.
Sängerin Lisa überzeugt mit einer wunderbar rauen Stimme und einer entfesselten Bühnenperformance, die von ihren nicht minder agilen Mitstreitern wuchtig und punktgenau unterstützt wird. Rockmusik mit echter Starqualität.
Von dieser Band wird in Zukunft bestimmt noch zu hören sein. Ich sehe da auf jeden Fall echte Karrierechancen. Auch zu fortgeschrittener Stunde brachten die Giessener das Publikum noch mal dazu komplett mitzugehen.
Ein wirklich gelungener Abschluss eines wie immer sehr sympathischen und musikalisch hochwertigen Festivals.
Wir danken dem ganzen Team des Neuenkirchener Open Air 2017 für die Einladung und den in jeder Hinsicht gelungenen Abend. Wir kommen nächstes Jahr gerne wieder.