Montag, am 24. Juli 2017 startete das offizielle Programm des Wohnungslosentreffens Freistatt 2017. Nach dem gemeinsamen Frühstück begann der Tag traditionell mit zwei Führungen für die Teilnehmenden, bei denen Frank und Christof über die wichtigsten Plätze und Häuser in Freistatt informierten, ergänzt um einige Informationen zur Wohnungslosenhilfe und ein wenig Geschichte des Dorfes.
Projekt Wohnungslosentreffen
Ab 11:00 Uhr berichtete Stefan Schneider über die bisherigen dokumentierten Treffen Wohnungsloser in Deutschland, die in den letzten etwa 100 Jahren stattfanden.
Er erläuterte seine Vorstellungen darüber, was sein Projekt Wohnungslosentreffen aus den Erfahrungen dieser Vorgänger-Veranstaltungen auch heute noch lernen könnte. Dazu berichtete er vom Vagabundenkongress und vom Berberkongress, die beide in Stuttgart stattfanden und vom „Kongress der Kunden, Berber, Obdach- und Besitzlosen“ in Uelzen.
Herzogsägmühle – Ort für ein künftiges Wohnungslosentreffen?
Michael Schmid stellte bei dieser Veranstaltung als Fachbereichsleiter der Wohnungslosenhilfe Herzogsägmühle (HSM) in Oberbayern seinen Standort zunächst mit einem kurzen Videofilm vor, der von einem eigenen Videoprojekt Tagwerk erstellt wurde. Hauptarbeitsbereiche der HSM ist die psychosoziale Beratung mit passenden Wohnangeboten, Wohnungslosenhilfe und Schuldnerberatung. Dazu stehen etwa 350 stationäre Wohnplätze zu Verfügung, ergänzt um 24 Notschlafplätze in der Herberge.
Neben Beschäftigungsmöglichkeiten im Beruflichen Zentrum und den Bereichen Holz, Metall und Garten werden auch Ausbildungen in verschiedenen Betrieben angeboten. Zusätzlich werden für Bewohner Musiktherapie, Reittherapie und eine Kunstgruppe angeboten. Es gibt ein Filmteam, einen Naturkindergarten, Behinderten-Wohngruppen und gerontopsychiatrische Hilfe.
Daneben gibt es im barrierefreien Dorf den Mühlenmarkt als Einkaufszentrum, das Café Herzog und verschiedene Freizeitangebote, zu denen auch Fasching- und Kirchen-Veranstaltungen zählen. Nachhaltiges Wirtschaften und Inklusion sind vorrangige Ziele aller Häuser und die HSM sieht ihre Zukunft insgesamt als Wirtschaftsunternehmen in der Region.
Herzogsägmühle feiert 2019 ihr 125-jähriges Jubiläum und Michael Schmid fände ein dortiges Wohnungslosentreffen dann eine gute Ergänzung zu den Feierlichkeiten. Die HSM-Küche liefert täglich etwa 800 Essen aus und könnte daher bis zu 200 zusätzliche Mahlzeiten ausliefern. Als erste Unterstützung für das Projekt Wohnungslosentreffen bot er eine Kostenübernahme für einen Besuch des Koordinierungsteams an, der 2018 stattfinden könnte.
Die Siedlung Herzogsägmühle gehört zur Gemeinde Peiting und ist eine Einrichtung der Diakonie Oberbayern.
Erstes Treffen der Zukunftswerkstatt
Dieses Treffen diente zum ersten allgemeinen Kennenlernen der Teilnehmenden des diesjährigen Wohnungslosentreffens. Stefan Schneider stellte das Programm für die folgenden Tage vor und eröffnete die „Zukunftswerkstatt“ als Platz für alle zukünftigen Aktivitäten der am Projekt Beteiligten auf dem Weg in eine selbstverwaltete Interessenvertretung für Menschen in Wohnungsnot oder mit Erfahrungen von Wohnungsnot.
Für die nächsten Tage sind noch mehrere Treffen der Zukunftswerkstatt geplant, um die weitere Entwicklung des Projekts Wohnungslosentreffen gemeinsam abzustimmen und auszuarbeiten.