So etwas war vollkommen ausgeschlossen. Ein Teenager, besser gesagt ein Halbstarker – wie man damals sagte – geht zum Frisör, lässt sich dort einen „Pilzkopf“ schneiden, und erklärt seinem Elternhaus anschließend, in dieser Aufmachung in die Kirche gehen zu wollen. Vater und Mutter hätten ihre Erziehungsmacht ausgespielt, und das komplett unterbunden. In den 60er Jahren war das halt so.
Damals hätte man sich aber auch niemals vorstellen können, dass die aktuelle Musik jener Zeit überhaupt in einem Gotteshaus gespielt werden könnte. Ein halbes Jahrhundert später ist das „Gott sei Dank“ möglich – beim Wohnungslosentreffen Freistatt 2017.
„Büttner´s Best Choice“ ist ein hochinteressantes Musik-Projekt aus Hannover. Der Werkheim e. V. in der Büttnerstraße 9 bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Wohnungslosen einen Weg zurück zur Gesellschaft zu ebnen. Aus einer Menge Ideen heraus begann man auch Willy, Jörg, Thorsten (Toto), Frank (Cocker) und seit einiger Zeit dem Abmischer Mo bei ihren musikalischen Absichten zu unterstützen.
Das bedeutete, das künstlerische Talent ausreichend zu fördern. Die 5 haben gemerkt, das sie mit ihrer Liebe zur Musik gemeinsam etwas auf die Beine stellen können. Die Verantwortlichen in Niedersachsens Hauptstadt sorgten dafür, dass Instrumente und ein Übungsraum zur Verfügung gestellt wurden. Nachdem die ersten Songs eingeübt waren, war dann die Geburtsstunde von „Büttners Best Choice“ gekommen.
Zum Einläuten in der Moorkirche empfingen die 5 ewig jungen Wilden – bzw. Wildgebliebenen – die Gäste des Wohnungslosentreffens, allerdings nicht mit der üblichen Andacht. Die Band zeigte ihr komplettes Können auf, und spielten unvergessene Hits der 60er und 70er Jahre im besten Sound, sehr oft auch neu arrangiert.
Für alle Zuhörer an diesem Abend waren die Songs von Creedance Clearwater Revival, Johnny Cash, Manfred Mann, Bob Dylan, Eagles oder Tracy Chapman Erinnerungen an besondere Zeiten. Das Tolle an diesem Abend: Die Moorkirche bot sogar eine Tanzfläche, die von etlichen Besuchern genutzt wurde.
Tanzen in der Kirche? Bei Ben E. Kings Klassiker „Stand By Me“ hatte zumindest der Titel einen verzeihlichen Bezug. Und die Band aus Hannover gab auch dort weiterhin alles, und heizte den Fans mit Hits wie „Jumpin' Jack Flash“ oder „Sweet Home Alabama“ ein.
Für Alle, die dabei waren, bleibt nur stellvertretend Danke! zu sagen für einen fantastischen Abend. Und für die Musiker hoffen wir, dass sie weiterhin den Spaß an ihrem Hobby behalten. Schließlich wollen wir alle die Chance haben, weitere dieser Reisen in die gute alte Zeit zu erleben. Den Segen von höchster Stelle dazu scheint die Band zu haben.