Donnerstag, der 2. November, 19:00 Uhr – Anpfiff in der Kampa-Halle. Wieder einmal war Sozialarbeiter Wolfgang Bluhm zusammen mit 8 Bewohnern aus Freistatt zu Gast in Minden, sprich, beim 11. Saisonspiel der Handball-Bundesliga. Minden selbst liegt ja überschaubar recht nah an Freistatt dran, aber streng genommen handelt es sich beim Duell der Grün-Weißen gegen VfL Gummersbach um eine reine nordrhein-westfälische Paarung. Anhand der knapp 190 km Entfernung beider Städte wäre es aber wohl vermessen, von einem Derby zu sprechen.
Immerhin ließen es sich 3.000 Fans nicht nehmen, diese Partie vor Ort zu verfolgen. Punkte brauchen beide Teams ganz dringend. Gummersbach will sich endlich aus dem Tabellenkeller verabschieden, Minden erst gar nicht hineingezogen werden.
Das Publikum erlebte zwei grundverschiedene Halbzeiten, und ganz besonders in der ersten Hälfte verdiente sich der Tabellenvorletzte enormen Respekt. Die Mannschaft aus dem Oberbergischen lies den um 5 Plätze besser stehenden Gastgeber verzweifelt anrennen, und das Publikum nicht verstehen, warum der VfL erst zwei Saisonsiege feiern konnte. Dankersen war zwar engagiert, scheiterte aber oft an der überzeugenden Gegenwehr der Rheinländer. Minden konnte mehr als nur erleichtert sein, zur Pause mit einer knappen 13:12-Führung in die Kabine zu gehen.
Ein Hindernis war des öfteren aber auch Nationaltorwart Carsten Lichtlein, der zwei Tage vor seinem 37. Geburtstag seine Erfahrung aus 220 Länderspielen einbrachte. Was die Grün-weißen verzweifeln lies, für das Publikum aber des öfteren ein besonderes Schmankerl, dem gebürtigen Würzburger bei seiner Arbeit zuzusehen, die oftmals exzentrisch und dennoch sehr ehrgeizig wirkte.
In der zweiten Hälfte drehte der Tabellenzwölfte so richtig auf, und begann für zwanzig Minuten die Angriffe konsequenter durchzuspielen. Der VfL wehrte sich zunächst noch, aber die Verteidigung war zusehends erfordert. Der GWD Minden spielte Gummersbach an die Wand, und führte zwischenzeitlich mit 9 Toren Vorsprung. Nicht nur der Schwede Andreas Cederholm, der in Hälfte 1 blitzschnell Lücken des Gegners ausnutzte – nun beteiligte sich die gesamte Mannschaft am Sturmlauf. Aber spätestens mit dem 27:16 war jedem klar, wer die 2 Punkte bekommt.
Zum Ende hin konnte Gummersbach das Resultat dank der Erschöpfung der Mindener ein wenig erträglicher gestalten, aber die Sorgenfalten beim Traditionsklub dürften größer geworden sein. Für GWD bedeutet der Sieg vorübergehend Platz 11 und 6 Punkte Abstand zum verheerenden Platz 17. Angesichts der nächsten Spiele beim TBV Lemgo und dann gegen Berlin braucht es allerdings weniger Konzentrationsschwächen, um nicht wieder ins Zittern zu geraten.
Gemeinsam mit den übrigen rund 3.000 Zuschauern feierten auch die Freistätter Besucher den Erfolg Mindens und das gesamte Spiel. Auch wenn wir durch die Ortsnähe regelmäßig live vor Ort berichten dürfen, und die Daumen für die Dankersener ein wenig mehr gehalten haben – so zittern wir alle auch um den Traditionsklub aus Gummersbach. 26 Jahre ist deren letzter Meistertitel jetzt her, und die Übermacht von einst an andere übergegangen. Aber gerade für Nostalgiker – Handball ohne Gummersbach? Das will sich auch auch kein Mindener vorstellen.