Wenn am 11. 11. anderswo die 5. Jahreszeit beginnt, dann schauen die Nordlichter meistens in die Röhre. Überhaupt findet hier in Niedersachsen wenig karnevalistischer Frohsinn statt. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen hier komplett humorlos sind. In Sulingen hatte man die phänomenale Idee, zwei Oldenburger ins JoZZ zu holen, die dafür sorgten, dass alle Besucher an jenem Abend schmunzelnd bester Laune blieben.
Reis Against The Spülmachine alias Onkel Hanke und Philipp Kasburg gaben sich die Ehre. Dahinter verbergen sich zwei begnadete Liedermacher aus Oldenburg (bzw. inzwischen Buxtehude im Fall Onkel Hankes), die seit einiger Zeit ihre Art des Chansons genussvoll kreieren. Um das Publikum mit Pointen der besonderen Art zu versorgen, genügt ein überschaubarer Aufwand. Eine kleine Bühne, zwei Gitarren und eine raffinierte Umgangsform mit Liedtexten.
Vitamine …
Damit nicht genug. Mit ihren überschaubaren Möglichkeiten zeigen sie zusätzlich, dass sie sich bestens in der Musikwelt auskennen. Ob Pop, Schlager, RockMusik – vom Oldie bis hin zur Moderne – nichts ist vor den beiden Künstlern sicher. So manch ein Originalinterpret der „bearbeiteten“ Hits braucht beim Zuhören in der Tat „Vitamine zum bösen Spiel“ – so der Name ihres Bühnenprogramms.
Der Programmtitel klingt zunächst ganz appetitlich, und genauso ist das zu verstehen. Da wird aus dem 90er Jahre Klassiker "Macarena" ganz schnell mal Makkaroni, der 60-er Jahre Schlager "Oh My Darling" heißt dann „Oh My Darjeeling“, und in „Wonderful Life“ wurde sogar Mozart zum Biertrinker. Zu den musikalischen Ausflügen auf Obstmärkte, Teeläden oder gar in Supermärkte – na, was reimt sich wohl auf „In The Ghetto“ – gab es auch pointierte Zwerchfellangriffe zu den Themen „Komponentenkleber“ oder das Verlegen von Laminat.
… ohne böses Spiel
Kurzum – der Abend im JoZZ war absolut kurzweilig. die Musik und die Auftritte von Reis Against The Spülmachine helfen absolut gegen triste Novemberlaune – und machen selbstverständlich auch in den übrigen 11 Monaten viel Spaß.
Wir hatten die Gelegenheit, mit den Musikern nach ihrem Auftritt zu sprechen, und erlebten die sympathischen Künstler als genauso entspannt wie auf der Bühne. Ihr Publikum wird – logisch bei so viel Talent – immer größer. Onkel Hanke und Philipp haben es mehr als verdient. Wir wünschen und hoffen auf ein schnelles Wiedersehen und Wiederhören.