Neuenkirchen Open Air 2018 - 14.07.2018

23. Neuen­kir­chen Open Air – Veran­stalter und Publikum begeistert

Das Neuen­kir­chen Open Air ist nun schon seit 4 Jahren fester Bestand­teil unseres sommer­li­chen Termin­ka­len­ders. So auch dieses Jahr und ohne viel vorweg­nehmen zu wollen, es war wieder mal ein voller Erfolg. Die Veran­stalter haben erneut ein tolles Programm zusam­men­ge­stellt, das Wetter spielte mit und mit mehr als 600 Gästen war der rockigste Sport­platz Nieder­sach­sens auch amtlich gefüllt.

Der rockigste Sportplatz Niedersachsens, wenn nicht der Welt. Neuenkirchen Open Air 2018
Der rockigste Sport­platz Nieder­sachsens, wenn nicht der Welt. Neuen­kir­chen Open Air 2018

Den Beginn machten Petterson aus Bremen in ihrer Unplugged-Version. Die Indie-Pop Band war ein perfekter Opener, ihre mal rockigen, mal balla­digen Lieder passten wunderbar zum noch sehr sonnigen Sommer­abend. Mit nord­deut­schem Under­state­ment kommen ihre Texte über Heimat, Aufbruch und Freund­schaft daher, unauf­dring­lich und doch eingängig. Das Album gibt es am 29. September und es wird „Blick nach vorn“ heißen. Das verspricht auf jeden Fall entspannte Herbstabende.

Mit Dein Ernst aus Augsburg wurde es nicht nur lauter und schriller, sondern das Quintett bewies auch wirklich komö­di­an­ti­sche Quali­täten. Mit einer sehr unter­halt­samen Bühnen­show und noch unter­halt­sa­merem Crossover aus Hip-Hop, Pop und Rockmusik brachten sie das Publikum in Neuen­kir­chen amtlich auf Touren. Man kann zu Kostümen, lustigen Kopf­be­de­ckungen und Kamel­masken stehen, wie man will, wenn das ganze dermaßen sympa­thisch vorge­tragen wird, macht es einfach nur Spaß. Und den hatten wir dann auch. Empfehlen möchten wir vor allem den Song „Pflan­zen­mann“ der durchaus ein zwei­ma­liges Hinhören erlaubt und fordert.

Das aktuelle Album der Berliner Band Vizedik­tator heisst "Kinder der Revo­lu­tion" und der Name ist durchaus Programm. Sie selbst nennen ihre Musik „Stra­ßenpop“, ich höre da einige Punk­ele­mente und ein gerüttelt Mass an Gara­gen­rock heraus. Sänger und Bassist Benjamin Heps erinnert stimmlich stel­len­weise an den frühen Rio Reiser und hat stel­len­weise auch die gleiche zornige Attitüde. Die ist bei den zeit­kri­ti­schen und enga­gierten Texten auch kein Wunder. Neben der Freude an der Musik an sich hört man bei Vizedik­tator auch den Frust und die Enttäu­schung über die Welt, in der wir leben müssen. Mitrei­ßend, ener­gie­ge­laden und dabei deutlich in der Aussage. Wenn es stimmt, dass die Revo­lu­tion ihre Kinder frisst, wird ihr diese Band im Hals stecken bleiben. Toller Gig!

Zwischen­durch unter­hielt „De Bovelz­umft“ (Gelebtes Mittel­alter e.V.) aus Bassum das Publikum mit einer beein­dru­ckenden Mischung aus Feuershow und mittel­al­ter­li­chen Kampf­spielen. Mehr von ihnen kann man am 28. und 29. Juli auf der Burg Freu­den­burg zu Bassum sehen. Dort findet dann nämlich der dritte mittel­al­ter­liche Bovel­markt statt. Wie heißt es da auf der eigenen Inter­net­seite? „Wilde Sauf­ge­lage!? … keines­wegs! Anstän­diges Schlürfen von Gaumen erfreu­enden Bieren, Weinen, Mets und anderen Flüs­sig­keiten, die zu schweren Zungen führen“. Na dann Prost.

Die Berliner Punkband Radio Havanna hat uns schon vor zwei Jahren an gleicher Stelle begeis­tert und ist inzwi­schen tatsäch­lich noch ein bisschen schneller, noch aggres­siver, aber eben auch poppiger geworden – das Neuen­kir­chener Publikum war vom ersten Lied an in Tanzlaune. Dazu poli­ti­sche Texte die klar links Stellung beziehen und deutlich gegen den Rechts­ruck in der Gesell­schaft, nicht nur in Deutsch­land sondern überall in Europa, Front machen. Viele Songs stammten dabei von ihrem neuen Album „UTOPIA“. Bei den Erfolgen, die die Band seit Jahren feiert, ist es den Veran­stal­tern hoch anzu­rechnen, dass sie die Band auch dieses Jahr wieder über­zeugen konnten, Neuen­kir­chen auf ihren Tourplan zu setzen. Das Publikum dankte es ihnen allen mit Begeisterung.

Den Abschluss des Neuen­kir­chen Open Air machte die Bremer Post-Hardcore Band Watch Out Stampede. Letztes Jahr Wacken, immer wieder einmal, auch dieses Jahr das RELOAD Festival, aber auch wenn sie inzwi­schen  über­re­gio­nale Erfolge aufzu­weisen haben, lassen sie sich das Neuen­kir­chen Open Air nicht nehmen. Etwas, was dieses Festival auszeichnet. Ob es am Essen, den netten Helfern oder dem tiefen­ent­spannten und trotzdem begeis­te­rungs­fä­higen Publikum liegt – wahr­schein­lich ist es die perfekte Mischung.

Mit kraft­vollen Shouts und knal­lenden Break­downs lassen die Bremer den Sport­platz noch einmal richtig abgehen. Viele Songs ihres neuen Albums „SVTVNIC“ sind dabei, aber auch ältere Kracher, die hier im Publikum eupho­risch begrüßt werden. Schweiß­ge­badet trotz den inzwi­schen doch eher schat­tigen Nacht­tem­pe­ra­turen treten wir den Heimweg nach Freistatt an. Vielen Dank allen immer wieder enga­gierten ehren­amt­li­chen Helfern, die dieses Festival jedes Jahr ermög­li­chen. Wir freuen uns jetzt schon aufs nächste Mal. Zum dann 24. Neuen­kir­chener Open Air 2019 sind wir auf jeden Fall wieder dabei.