Es ist Heiligabend 2019 in Sulingen. Die meisten Menschen freuen sich auf die bevorstehenden Feiertage, sie denken aber mit Freude auf die zurückliegende Vorweihnachtszeit zurück. Vor ein paar Wochen ist die Wohnanlage in der Südstraße offiziell eröffnet worden. Die neuen Bewohner, Menschen mit chronischen Abhängigkeitserkrankungen, die abstinent leben, sind in der Stadt positiv aufgenommen worden.
Zurück zu heute, denn es steht ja erstmal der Sommer an, und 2018 dauert auch noch eine Weile. Am 22. Juni wurde in der Südstraße, anlässlich des Spatenstichs für die neue Wohnanlage von Bethel im Norden, schon in diese Richtung gedacht. Sicherlich, manches könnte nach Wunschdenken klingen. Aber natürlich ist es richtig, Menschen, denen man helfen möchte, ein Zuhause unweit des Stadtzentrums zu bauen. Denn je kürzer die Wege, um so einfacher ist die Teilhabe auch am öffentlichen Leben, eine der Grundvoraussetzungen für funktionierende Integration.
Für die Bewohner des Hauses Neuwerk in Freistatt, die zukünftigen Nutzer des Appartementhauses in der Südstraße, ist der bevorstehende Umzug in jeder Hinsicht eine deutliche Verbesserung. Dabei werden die 28 Appartements mit durchschnittlich 35 bis 40 Quadratmetern deutlich größer und moderner ausfallen als bisher. Außerdem bietet der Standort Sulingen eben auch wesentlich bessere Möglichkeiten der Unterstützung und Wiedereingliederung.
„In den Planungen für ein Projekt dieser Art steht bei uns der einzelne Mensch im Vordergrund“, betonte Luise Turowski aus der Geschäftsführung von Bethel im Norden in ihrer offiziellen Ansprache. Das Gelände an der Südstraße war durch dem Umzug der Ortsfeuerwehr frei geworden. „Für Menschen mit chronischen Suchterkrankungen soll die Teilhabe an der Gemeinschaft vereinfacht werden“ – diese Pläne können jetzt nach erfolgter Baugenehmigung mit dem Baubeginn der Wohnanlage umgesetzt werden.
Unterstützung bekam Luise Turowski auch von Dunja McAllister, der Schirmherrin von Bethel im Norden und Gattin von Niedersachsens ehemaligen Ministerpräsidenten. Dunja McAllister bestärkte die Geschäftsführerin mit der Zusage, sie bei diesem verantwortungsvollem Bauprojekt zu unterstützen. Das Wort Verantwortung beinhalte ja das Wort „Antwort“. So sei die Unterstützung durch die Stadt Sulingen auch die passende Antwort darauf, dass Inklusion und Integration funktionieren können. Für das Bauprojekt werden 3,4 Millionen Euro von den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel bereitgestellt.
Beim offiziellen Festakt, dem symbolischen Spatenstich, war auch Sulingens Bürgermeister Dirk Rauschkolb anwesend, ebenso wie Architekt Gunter Koop, der gemeinsam mit Rolf Lohmann, dem Geschäftsführer der Koop + Lohmann Planungsgesellschaft mbH für die Planung des Appartementhauses verantwortlich ist.
Für so viel gemeinschaftliche Initiative konnte sich Claus Freye, der Leiter der Eingliederungshilfe von Bethel im Norden, nur bedanken. Er übernimmt bei dem Projekt künftig die Aufgabe der Bereichsleitung.
Mit dem Bau der Wohnanlage kann Sulingen im sozialen Bereich noch etwas optimistischer in die Zukunft schauen. Schon jetzt gibt es viele Anlaufstellen für Menschen, die oft nur am Rande unserer Gesellschaft stehen. Besonders herauszuheben sind das sozialpsychiatrische Tageszentrum „TAFF“ und die Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigungen (A & I) in der Hans-Hermann-Meyer-Straße. Beide Projekte sind gut in das alltägliche Stadtleben integriert, was auch für die neuen Appartements in der Südstraße gelten wird, wenn sie zum Jahresende 2019 oder spätestens Anfang 2020 ihre Pforten öffnen werden.
Der CDU-Politiker Lothar Plumhof ergänzte mit seinen Wortern, dass es immer sinnvoll sei, nicht nur den Menschen allgemein, sondern auch dem einzelnen Menschen zu helfen. Denn jeder Einzelne sei so individuell, wie er eben sei. Normal sei eben nur dann normal, wenn man es als normal annehme. In Sulingen habe man das schon lange erkannt und das tue dem Klima in der Stadt gut.