Im Profisport ist die Entwicklung des öfteren schnelllebig. An manchen Tagen gleicht diese Schnelllebigkeit aber auch gerne mal einer Achterbahnfahrt. Noch vor genau 14 Tagen verließen die Handball-Fans der GWD Minden entsetzt, erbost und enttäuscht die KAMPA-Halle. Nach dem Pokal-Aus wurde das zweite von zwei Saisonspielen verloren, und der sympathische ostwestfälische Verein fand sich am Tabellenende wieder. Fast alle Beteiligten suchten Antworten und Lösungen, und sahen, was die neue Spielzeit 2019/20 angeht, auf düstere Monate voraus.
Jetzt, genau 2 Wochen und drei Spieltage später, sieht die Welt in Dankersen mit einem Mal ganz anders aus. Mit zwei Siegen und einem Remis befindet sich GWD urplötzlich auf Platz acht wieder. Und über die Mannschaft wird ganz anders gesprochen, als noch Ende August nach der Partie gegen Leipzig. Am 12. September gastierten die Eulen aus Ludwigshafen in Minden. Die rund 2.100 Zuschauer waren mehrheitlich in großer Erwartung zum Spiel gekommen – trotz einiger markanter Ausfälle bei der Heimmannschaft. Aber statt depressiver Aussichten, die noch zwei Wochen zuvor geherrscht haben, war die Hoffnung nach dem überraschenden GWD-Sieg bei den Berliner Füchsen eine ganz andere. Zu hoffen bleibt, das die vorherige Saison nicht erneut kopiert wird: Dass nach mäßigem Start ein starker Herbst folgte, allerdings nur solange auch Herbst war.
Die Hoffnung täuschte nicht, am Ende ging GWD Minden mit einem 29:23 als Sieger der manchmal hart umkämpften 60 Minuten hervor. Damit ist Dankersen jetzt im dritten Spiel in Folge ungeschlagen – und was die Moral besonders stärken sollte: Erstmals seit Ostersonntag in einem Heimspiel. Bevor nun aber voreilig abgeurteilt wird, der Gegner war ja weder Flensburg, Kiel oder die Rhein-Neckar Löwen, sondern „nur“ die einstige TSG Friesenheim – kein Fan, der am fünften Spieltag in der KAMPA-Halle war, sollte sich diese lange vermisste gute Stimmung kaputt reden lassen.
Das sollten vor allem die treuesten der Besucher, die Mitglieder des Fan-Clubs Grün-Weiß nicht machen. Neben der konzentrierten Leistung der jungen Mannschaft sorgten sie 60 lange Minuten dafür, dass wieder einmal Partyalarm in der KAMPA-Halle war. Mit ihren Pauken gehören diese größten Fans traditionell zum unüberhörbaren Teil des Publikums bei jedem Heimspiel. Diesmal aber lebten sie den Spielern quasi die Kondition vor. Das Resultat färbte ab, bis zum Schlusspfiff dachte keiner der Akteure daran, in der Konzentration nachzulassen.
Das war auch notwendig, um die zwei Punkte sicher abzupflücken. Denn, von wegen „nur“ die Eulen aus Ludwigshafen: Der Verein, der zuletzt zwei Mal in Folge dem Abstieg ganz knapp entronnen ist, und dem auch in dieser Spielzeit nicht sehr viel zugetraut wird, wollte in Minden zeigen, dass man zu Recht in der Bundesliga mitspielt. Und vom Einsatz her gehören sie zurecht zu Deutschlands besten 18 Klubs. Das Team aus Rheinland-Pfalz hielt eine Halbzeit richtig gut mit, und ging nach einem schwachen Start mit einem 13:13 in die Pause. Hier war zu sehen, dass ihnen eine Woche zuvor gelungen war, was der GWD wiederum eine Woche zuvor nicht vermocht hatte: Die Gegner aus Leipzig zu besiegen.
Doch anders als gegen die Sachsen, als man in der ersten Hälfte wieder eine beruhigende Führung verspielte, zerfiel GWD dieses Mal nicht in Einzelteile, sondern konterte konsequent mit ebenso viel Power zurück. Nachdem etliche schon am Teamgeist der jungen Sportler gezweifelt hatten, präsentierten sie sich dieses Mal als gutes Team. Diese Einheit verdient sich nach der englischen Woche ein Verschnaufpäuschen, bevor es nächsten Sonntag Frisch Auf nach Göppingen geht. Mit dann vielleicht zwei zusätzlichen Spielern wird unsere Hoffnung auf einen Auswärtssieg dort sogar erfüllt?
Und sonst folgt am 29. September das nächste Heimspiel gegen Lemgo – bis zum nächsten Heimsieg will schließlich kein Fan erneut fünf Monate lang warten. In diesem Fall dürfen die Herbstgefühle gerne bis zum nächsten Mai anhalten.