„Es war eines unserer besten Konzerte, dass wir je gespielt haben!“ – Uli Preuss, die eine Hälfte der Arrested Amtsbrüder, fasste das soeben Geleistete sichtbar erschöpft zusammen. Das klang kein wenig überheblich, schon gar nicht aus dem Mund eines Musikers, den man eher als ruhig und besonnen kennt. Er hatte zuvor über zwei Stunden, gemeinsam mit Rainer Wölk, ein Feuerwerk der guten Laune abgebrannt.
Dritter November-Freitag: In Sulingen bedeutet das seit 1998 traditionell feiern für den guten Zweck. In der Alten Bürgermeisterei kamen auch dieses Mal viele Zuschauer zusammen, die ihre Novemberdepressionen gegen gute Laune eintauschten. Zum 22. Mal lud Blau Wahl e. V. zum jährlichen Benefizabend ein. Gemeinsam mit dem junggebliebenen Chor der Formation Einfach Anders boten die insgesamt neun Musiker ein Potpourri aus leichten Popsongs, Chansons sowie folkloristischen Melodien.
Die Künstler sind ja bekannt dafür, gekonnt zu covern. So wurden aus den ursprünglichen Nummern von Bob Dylan, Hannes Wader, Reinhard Mey oder Konstantin Wecker Versionen, die wie angegossen sowohl auf Rainer und Uli als auch für den Benefiz-Chor passen. Aber auch schwierige Nummern meistern die Musiker mit Bravour. Sängerin Christina glänzte mit Leonard Cohens „Hallelujah“.
Rainer und Uli spielten aber nicht nur als geniale Interpreten, sie bewiesen ihr Showtalent auch mit ihrer sehr witzigen Moderation. So hieß die Drei-Promille-Kneipe in Pennigsehl jetzt Vier-Promille-Kneipe und in „Lauf Jogger lauf“ stimmten sie in Trimm Dich-Manier schon mal auf das Olympische Jahr 2020 an. Da wird man durchaus zuversichtlich, auch das 72. Blau-Wahl-Konzert im Jahr 2069 mitzuerleben. Klar, dass bei soviel ansteckender Laune jeder gerne Dave Dudley hören wollte, und man dem Pianisten Uli auch mal „ein Glas Bier“ brachte.
Und es gab ein Lied, das genauso nachdenklich machte wie es unterhaltsam wirkte. Nachdem die beiden nicht wie alle andere vor ihnen Fernwehlieder über New York und Hamburg anstimmen wollten, gab es eine sympathische Lobeshymne auf die Stadt Sulingen. Wer dem Text genau folgte, weiß, es war eine verdiente Würdigung. Das Publikum, unter ihnen Sulingens Bürgermeister Dirk Rauschkolb, würdigte es mit tosendem Beifall.
Der Eintritt war wie jedes Jahr frei, dafür wurde aber um Spenden geworben, durch die die Veranstalter insgesamt 800,- Euro einnahmen. Allerdings nicht für die private Tasche! Mit diesem Geld wird am Heiligen Abend im Sulinger TAFF ein spezielles Weihnachtsfest organisiert und ermöglicht, mit dem sozial benachteiligten Sulingern dann ein schöner Abend geboten werden soll.
Bei der Spendenfreudigkeit an diesem Abend konnten die Musiker noch vor ihren drei Zugaben bestätigen, dass die Feier am 24. Dezember gesichert sei.
Novemberdepressionen – nicht mit Sulingen: Hier gibt es jedes Jahr einen Grund, sich auf diesen Monat zu freuen, der oftmals – und ganz besonders dieses Jahr – tristes Wetter mit Nebelschwaden Grau in Grau im Gepäck hatte.
Nicht nur die Veranstaltung, auch die Location in der Alten Bürgermeisterei hatte sehr viel Gemütliches, so dass finstere Minen erst gar nicht entstehen konnten. So werden die meisten im Anschluss den neuen Kalender gezückt haben um den dritten November-Freitag im kommenden Jahr schon vorzumerken. Der Termin ist diesmal aber auch ohne Kalender einfach zu merken: November 2020, am 20sten – dann findet das Blau-Wahl-Benefiz-Konzert Nr. 23 statt. Auch wir freuen uns schon darauf!