Die Flüchtligsinitiative Sulingen (www.fluechtlingsinitiative-sulingen.de) – ein Modell, das unsere Redaktion zu 100 Prozent mit unterstützt. Denn Menschen aus anderen Ländern, die in ihrer Heimat aus wirtschaftlichen, militärischen oder religiösen Gründen vertrieben werden, eint bei ihrer Ankunft im gesicherten Europa das Schicksal, ebenfalls nur mit dem Nötigsten zum Überleben auf der Suche nach einem neuen Zuhause zu sein. Mehr noch, denn diese Menschen geben noch viel mehr auf: Ihre Kultur, ihre Freunde, sehr oft ihre Arbeitsstelle und viele Gewohnheiten, die in anderen Teilen der Welt so nicht stattfinden.
Um so mehr sollten Organisationen wie die Flüchtlingsinitiative Sulingen ein Vorbild für viele Städte und Gemeinden sein. Die Anlaufstelle in der Galtener Straße bietet den neuen Mitbewohnern nicht nur integrative Möglichkeiten zum Einleben. Sie bekommen auch eine sehr herzliche Willkommenskultur geboten.
Die Einheimischen bekommen regelmäßig die Gelegenheit zu entdecken, wie belebend das interkulturelle Miteinander sein kann. Alle sechs Monate gestaltet die Initiative ein entsprechendes Fest. Jahreszeitlich entweder ein Sommerfest, oder, wie am vergangenen Samstag (8. Februar) ein Winterfest. Gemeinsam mit der Evangelischen-lutherischen Kirchengemeinde Sulingen und der Flüchtlingssozialarbeit Bethel im Norden fand in den Räumen der Kirchengemeinde in der Edenstraße bereits zum zehnten Mal ein solches Beisammensein statt.
Bürgermeister Dirk Rauschkolb durfte zurecht stolz sein, dass seine Heimatstadt mal wieder mit gutem Beispiel voran geht, wie er in seiner Eröffnung erwähnte. Es ist sicherlich traurig, dass so viele Konflikte die Menschen zur Flucht gezwungen werden. Es ist aber nicht nur für ihn erleichternd, wie empfangsbereit die Bewohner in der Stadt sind. Den Weg, den Sulingen eingeschlagen hat, ist nicht nur der Richtige, es ist auch ein Weg unsere Gesellschaft zu fördern. Damit machen die Bewohner ihre Stadt noch lebenswerter.
Das Fest bot neben den Lobesworten, nicht nur von Bürgermeister Rauschkolb, eine gemeinsame Mahlzeit. Zwischen Speiss und Trank aus aller Herren Länder war dabei ein Austausch zwischen den unterschiedlichsten Kulturen möglich. Hierbei erfuhren wir das bewegende Schicksal einer Familie aus Afghanistan, die wegen Verfolgung durch Fanatisten in ihrem Land mehrere tausend Kilometer zu Fuß geflohen waren. Darauf folgte eine mehrtägige Schiffsfahrt quer über das Mittelmeer, auf einem viel zu kleinen und überbesetzten Boot, bei der sie um das Leben ihrer Eltern und Kleinkinder fürchten mussten. Erst nach zwei Monaten auf ihrer Flucht kamen die Familienmitglieder in Österreich endlich auf sicheren Boden an.
Oder das Schicksal Mohameds, der vor über 30 Jahren nach Deutschland gekommen war. Der Libanese verließ sein Land wegen des Bürgerkrieges und hat mittlerweile in Sulingen eine zweite Heimat gefunden. Der Krieg im Libanon ist zwar lange vorbei, doch die Wirtschaftspolitik der dortigen Regierung sorge weiterhin für Unruhe und Zündstoff. Mohamed hat seinem Schicksal die Stirn geboten, und engagiert sich hierzulande in der Flüchtlingsinitiative Sulingen. Beim Winterfest spielte er den „Mann vom Grill“, und verständigte sich mit vielen Besuchern in einer seiner erlernten 16 Sprachen.
Was nimmt man nun mit von solch einem Nachmittag? Wir fordern alle Konfliktparteien dieser Welt auf, ihre Konflikte auf friedliche Art auszutragen und gemeinsam nach menschlichen und brauchbaren Lösungen zu suchen. Alle Politiker dieser Welt sind gefordert, bei solchen Konfliktlösungen diplomatisch zu helfen und jegliche Waffenlieferungen und kriegstreiberische Interventionen in Konfliktländern einzustellen.
Eine Welt ohne Kriege, ohne Menschen auf der Flucht, ohne Hunger und ohne Angst vor Verfolgung durch andere Menschen – werden wir solch eine Welt einmal erleben könne? So wie heute ein weitgehend friedliches Europa?
"Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts."
— Willy Brandt
Sollte dieser Traum auch einmal wahr werden, die Tradition interkultureller Veranstaltungen sollte darüber nicht aufgegeben werden! Danke, Sulingen!