"Ja, habe ich". Mit diesem Statement begann Bennet Wiegert, Trainer des SC Magdeburg die Pressekonferenz. Es war die Antwort auf Klaus Smolareks Frage, ob er während des Spiels den Sieg seiner Mannschaft während der zurückliegenden 60 Minuten zu irgendeinem Punkt gefährdet sah. Wie bitte? Da tritt der verluspunktfreie und überlegene Tabellenführer beim Tabellenschlusslicht an, und er zweifelt am Sieg? Von einem Ausrutscher des immer noch unbefleckten Meisterschaftsfavoriten bei der GWD Minden wurde im Vorfeld des 13. Spieltags allenfalls geträumt.
Und tatsächlich, während der 60 Minuten bestand für die bislang sehr glücklose Heimmannschaft durchaus die Möglichkeit, mehr aus dieser Partie zu machen statt die erwartete Niederlage erträglich zu gestalten. Am Ende siegten die Sachsen-Anhaltiner 31:26, aber die zwei Punkte wurden nicht einfach mal so eingefahren. Der Einsatz der Grün-Weißen sorgte über weite Strecken dafür, dass der Ausflug Magdeburgs sich in Arbeit verwandelte. Vom Melsungen-Spiel mal abgesehen gab es für den Auftritt der GWD ausschließlich Komplimente.
Schwachpunkte, die Trainer Frank Carstens in den letzten Partien bemängelte, wie z.B. das Nichtverwandeln von souveränen Chäncen, gab es auch bei diesem Duell, allerdings in einem deutlich reduzierten Umfang. Aber wenn man auf der gegnerischen Seite ein Team hat, das auch kleine Fehler ausnutzt, dann spiegelt sich das auch im Endergebnis wieder. Magdeburg machte mitunter auch den Eindruck, dass man stets zu reagieren wusste, wenn es ein wenig brenzlig wurde. Doch durch die enorme Gegenwehr konnte sich der haushohe Favorit circa 10 Minuten vor dem Ende entscheidend absetzen.
Ähnlich, wie bereits beim Seitenwechsel. Zur Pause lagen die Gäste mit 16:12 in Führung. Mit dem Wissen der 17 Plätze Differenz zwischen den beiden Teams hätte man sich schwer getan, auf die GWD Wetten zu riskieren. Zumal anhand der jüngsten Auftritte beider Teams viel Phantasie gehörte, sich vorzustellen, wie dieser Rückstand gegen die Unbesiegbaren aufgeholt werden soll. Hätte jemand in einem Wettbüro genau darauf getippt, so wäre derjenige nur knappe 5 Minuten nach Wiederanpfiff mit einer netten Summe rausgekommen. Justus Richtzenhain war es schließlich in Minute 35, der die über 1300 Zuschauer für kurze Zeit träumen lies. Die GWD hatte aus einem 13:17 Rückstand ein 17:17 verwandelt.
Logisch, dass sich Magdeburg dass nicht lange bieten lies, und knapp danach wieder in Führung lag. Aber entscheidend absetzen konnte sich der Meisterschaftskandidat auch in den folgenden Minuten nicht. So wurde für die Mannschaft aus der Geburststadt von Till Eulenspiegel das Duell weiterhin zum Tanz auf dem Seil. Selbst ein 25:20 begann wieder zu bröckeln. In den Schlussminuten reichte die Klasse des Tabellenführers aus, um im 12. Saisonspiel zum 12x die 2 Punkte über die Ziellinie zu bringen.
Am Donnerstag (2.12.) tritt die Mannschaft beim TVB Stuttgart an. Die Leistung gegen Magdeburg sollte dort nun in Zählbares umgewandelt werden. Der kommende Gegner liegt bei einem Spiel weniger 5 Punkte entfernt auf dem am Saisonende rettenden 16. Platz. Das könnte der Auftakt zu einer Aufholjagd werden, denn im Dezember gibt es neben einem weiteren Auswärtsspiel in Leipzig drei lösbare Heimspielaufgaben gegen den Bergischen HC, . Dafür drücken wir die Daumen, aber auch dafür, dass die Spiele auch weiterhin vor Publikum stattfinden können. Denn gerade so ein familiäres Unternehmen wie die GWD lebt nicht von Geisterspielen.
Fotos & Text.: Hari