Stellen Sie sich vor, Sie gehen irgendwo zum ersten Mal hin, treffen auf völlig neue Menschen, und keiner fragt Sie aus nach Ihrem Status. Sprich, Sie werden nicht gefragt nach Ihrem Beruf und Ihrem Einkommen, nicht nach Ihrer Herkunft, nicht nach Ihrer Glaubensrichtung, und auch nicht nach Ihrer sexuellen Orientierung. Kurzum, Sie werden als Mensch so willkommen geheisen, so wie Sie sind. Klingt das nicht herrlich?
In Bremen hat unsere Redaktion Reiner Neumann kennengelernt. Neumann gehört zum Vorstand der Organisation "Rat&Tat – Zentrum für queeres Leben". Der gemeinnützige Verein feiert 2022 sein 40jähriges Bestehen. Seit dieser Zeit bieten ehrenamtliche Helfer Menschen Unterstützung bei der Orientierung ihrer sexuellen Identität an. Dazu gehören u.a. Beratungen und Informationen über HIV-Erkrankungen. Da es in unserer Gesellschaft leider immer noch gestrig denkende Menschen gibt, tritt der Verein auch gezielt gegen Diskriminierungen an.
Zu den Treffpunkten zählt außerdem auch das Café Kweer. Das Eckgebäude in der Theodor-Körner-Straße 1 wirkt, wenn man da ist, fast schon versteckt – dabei ist es von der Bremer Innenstadt gar nicht so weit weg. Im Café finden in regelmäßigen neben gemeinschaftlichen Abenden zum Kennenlernen unterhaltende Events Quizspiele, Musikabende und Fußballspiele als Public Viewing-Angebot. An all den Abenden sind natürlich auch Menschen willkommen, die sich beziehungstechnisch nicht nur gleichgeschlechtlich orientieren.
Wir waren da, und wir haben auch nicht nachgefragt, wer warum und weshalb sich im Café Kweer aufhält. Das Leben kann ja so unkompliziert sein, wenn man einfach nur daran teilnimmt. Es fühlt sich ganz normal, ganz einfach und deutlich angenehmer an. Wir wünschen den Verantwortlichen und dem Vorstand bei ihrem Vorhaben alles Gute. Aber der gesamten Menschheit wünschen wir, dass das, was "Rat&Tat" verfolgen, für alle normal wird. Wir Menschen sind doch gerade durch unsere Unterschiede interessant. Für die, die das anders sind, bleibt zu wünschen, das deren Gedanken normal werden.
Fotos & Text.: Hari Januschke