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Wohnungs­lo­sen­treffen 2022

Wie immer in diesen Tagen schieben wir es auch dieses Mal alles aufs Wetter. Obwohl das 7. Wohnungs­lo­sen­treffen, aber dass erste seit 2019 wieder mit Präsenz der Teil­nehmer stattfand, war es vergli­chen mit den ersten vier Sommer­camps einen Tag kürzer. Dennoch, je näher die Veran­stal­tung in Freistatt ans Ende rückte, um so mehr traf man Betei­ligte, die sichtlich erschöpft wirken. Natürlich wirkten sich die klima­ti­schen Verhält­nisse auf das Gemüt der über 40 Angreisten aus. Aber auch das Programm forderte Einsatz. Kein Wunder bei dem voll­ge­packtem, viel­sei­tigen und lohnens­werten Programm.

Womöglich verhin­derten über 30 Grad im Schatten mit hoher Luft­feuch­tig­keits­chon am 14. August – dem Anrei­setag – viele ursprüng­liche Zusagen zur Anreise. Ursprüng­lich hatte das Orga­ni­sa­tions-Team mit 80 Teil­neh­mern gerechnet. Mehr erlaubte Corona bei der Planung nicht. Wie sich später heraus­stellte, gab es einen Über­mitt­lungs­fehler. Doch durch die über­schau­bare Zahl an Anwe­senden wirkten die sechs Tage vom 14. bis zum 20. August inten­siver. Jeden­falls ergaben sich noch mehr Möglich­keiten zum Austausch über eigene Erfah­rungen sowie über die Programm­punkte beim Treffen 2022.

Natürlich ist es für jeden Einzelnen schade, über den man sich vor Ort gefreut hat, und entspre­chend 2022 in Freistatt vermisst hat. Umgekehrt galt es genauso, denn das Programm selber hatte ein sehr gutes Niveau. Das lag insbe­son­dere an den Inhalten der Workshops, aber auch an jene, die man zum Präsen­tieren hier vor Ort waren. Hier ein bebil­derter Rückblick auf die sechs Tage im Sinnes­garten und im Haus Wegwende.

Aus dem Programm

Die Podi­ums­dis­kus­sion

Unter vielen inter­es­santen Programm­punkten galt bei den meisten die Podi­ums­dis­kus­sion als der Höhepunkt des Wohnungs­lo­sen­treffen 2022. Im Sinnes­garten kamen 10 einge­la­dene Vertre­te­rinnen und Vertreter aus den Bereichen der Sozi­al­ar­beit, aus Initia­tiven sowie aus der Politik zu einer Gesprächs­runde zusammen. Moderator Max Wulfmeier-Böhm begrüßte im Veran­stal­tungs­zelt dazu die Teil­nehmer des Wohnungs­lo­sen­treffens, die nicht nur Zuhörer des Austauschs der Diskus­si­ons­runde waren, sondern im Laufe der knapp 90 Minuten mit eigenen Fragen an der Unter­hal­tung teilnahmen.

Themen waren natürlich die sich immer mehr zuspit­zende Lage auf dem Wohnungs­markt. Durch die Folgen der CoVid-19-Pandemie sowie der aktuellen Inflation, bedingt durch die Krisen­si­tua­tion in der Ukraine, stehen gerade Menschen mit geringen Einkommen vor einer Herku­le­shürde, was die kommenden Monate angeht. Bei den Gästen im Zuhö­re­be­reich wurde sehr schnell deutlich, dass ein Regieren und Handeln zwingend erfor­der­lich ist. Die aktuellen Entlas­tungs­pa­kete, mit der die Bundes­re­gie­rung versucht, sich gegenüber den Gering­ver­die­nern großzügig zu zeigen, werden nicht ausrei­chen, um den Menschen tatsäch­lich zu helfen.

Gottes­dienst und Theater

So etwas gibt es nur ein Freistatt. Schon des Öfteren haben sich die Vertreter der Moor­kirche dazu entschieden, ihre Predigten nicht nur in üblichen Gottes­diensten abzu­halten. Beim Wohnungs­lo­sen­treffen war die Andacht der Pastorin Silke van Doorn Teil einer Insze­nie­rung. Das Thea­ter­stück war der Frei­stätter Online Zeitung nicht ganz neu. Bereits am               11. Juli 2021  waren wir in Hannover vor Ort, als das Biele­felder Thea­ter­pro­jekt unter der Leitung von Pia Ringhoff präsen­tiert wurde. Bewegend bleiben die Eindrücke, die das Ensemble in Kurz­stü­cken schau­spie­le­risch zeigten. Lediglich gab es zwei Abwei­chungen. Im Unter­schied zum Sommer 2021 wurden nicht die Wohnungs­losen gezählt, die durch Gewalt­taten ihr Leben verloren haben. Und es gab eben keinen im Stück einge­bet­teten Gottesdienst.

Ein sehr gut orga­ni­siertes Wohnungs­lo­sen­treffen ist vorbei. Es war das siebte insgesamt. Wenn es nach der EU geht, so folgen in den kommenden Jahren weitere sieben. Denn nach der Brüsseler Vorstel­lung und eigener Ziel­set­zung soll die Wohnungs­lo­sig­keit auf dem Boden innerhalb der Euro­päi­schen Union im Jahr 2030 beendet sein. Aktuell hat man jedoch den Eindruck, dass die Ziel­set­zung von der realen Wirk­lich­keit sich entfernen tut. Ideen gibt es genügend im Land, auch die Möglich­keiten sind vorhanden. Es braucht nur Mut zum Handeln.

 

Fotos & Text.: Die Redaktion