Natürlich sind wir auch dieses Jahr wieder in Twistringen beim 8. Ziegelei Open Air dabei. Das Ziegelei-Team hat wieder ein pralles Programm von Rock bis Blues zusammengestellt, das dieses Jahr passend zur Farbe des Festival-Plakats zum großen Teil von Oranje-Bands unseres westlichen Nachbarlandes bestritten wird. Abgesehen davon steht das Festival unter dem Motto des alten Foyer des Art-Hits "Trends": Gitarrensolos erobern die Rockmusik zurück!
Den Beginn machen aber The Blue Lights, eine Schülerband aus Wildeshausen, die dank der Teilnahme von zwei Mitgliedern, Marcel und Klaas, an der Fernsehshow "The Voice Kids" einen überregionalen Bakanntheitsgrad erreicht haben. Von Mark Forster bis AC/DC reicht das Repertoire der Jungmusiker, die leider sowohl gegen die doch ausgeprägte Hitze des Tages anspielen müssen, als auch mit dem ersten Platz im Line-Up vor einem relativ leeren Gelände spielen. Die mitgebrachte Fangemeinde versucht dies durch lautstarke Anfeuerungsrufe wettzumachen. Und spätestens bei "Enter Sandman" von Metallica, gewohnt stimmstark von "Heavy Metal Klaas" vorgetragen, kommt auch wirklich Stimmung auf.
Der zweite Act des Tages, bei nach wie vor tropischen Temperaturen, ist Ralph de Jongh, ein hochdekorierter Bluesmusiker aus den Niederlanden. Der Gewinner des Dutch Blues Award (2010) und der Dutch Blues Challenge (2014) zeichnet sich durch ein virtuoses Gitarrenspiel von der Resonator- bis zur E‑Gitarre und natürlich auch auf der akustischen Gitarre genauso aus wie durch einen herzhaft rauhen und authentischen Gesangsstil. Man fühlt sich hier an Bluesgrößen wie Muddy Waters, John Lee Hooker und Lightnin’ Hopkins erinnert. Nur das die im Gegensatz zu Ralph de Jongh keine bunten Holzschuhe tragen mit denen der Bluesbarde gerne den Rhythmus vorgibt. Schöne Einstimmung auf das Festival und insgesamt ein mitreißendes Solokonzert.
Die Leif de Leeuw Band ist relativ kurzfristig für die schwedische Band Maidavale eingesprungen, die leider vier Wochen vor dem Festival absagen mussten. Leif de Leeuw ist ein begnadeter Gitarrist und zweimaliger Gewinner des Sena Young Talent Guitar Award (2009 und 2013). Seine Band liefert ihm das Backup für seine von Blues, Rock und Fusion geprägten Solis und vor allem Sänger Sem Jansen liefert den stimmlichen Kontrapunkt dazu. Inzwischen sind auch tatsächlich eine Menge Zuschauer vor der Bühne und die Temperatur hat sich von unerträglich zu immer noch zu warm gewandelt. Dank wirklich ausreichender Getränkeversorgung tut das der Stimmung keinen Abbruch.
Den definitiven Höhepunkt des Abends liefern Thorbjørn Risager & The Black Tornado die erstaunlicherweise keine Holländer, sondern Dänen sind. Seit der 2014er Veröffentlichung Too Many Roads firmiert spielt der Sänger mit einer zum Oktett erweiterten Band, eine mit Peter Kehl (Trompete) und Kasper Wagner (Saxophon) hervorragend besetzte Bläsersektion trägt deutlich zum satten Sound der Band bei. Über allem die unverwechselbar raue Bluesstimme des Bandleaders. Inzwischen ist das Gelände gut gefüllt und vor der Bühne herrscht richtig Stimmung. Von 10 bis 90 scheint hier altersstrukturtechnisch alles vertreten zu sein. Das Ziegelei Open Air macht seinem Ruf als familiärstes aller Festivals der Region wieder einmal alle Ehre.
Zum Abschluss gibt es noch die Einweihung der Hot Oven Stage, die in Zukunft bestimmt noch öfter, auch außerhalb des Festivals Beachtung finden wird. Klein aber gemütlich bietet sich hier Platz für Konzerte der intimeren Art. Als erste Band dürfen Nachttreesor diese, mit drei Musikern aber auch wirklich ausgereizte Bühne vor dem alten Brennofen der Ziegelei bespielen. Deutschrock der selbstironischen Art, inspiriert von Kraan und einer Katze(?) mal mit Maske, mal ohne, und mottogetreu etwas gitarrenlastig. Ein toller Ausklang. Im Ziegelei-Café geht es noch bis in die frühen Morgenstunden weiter mit der Aftershow-Party. Nicht für uns, wir wollen ja auch am Samstag noch fit sein. Da soll es noch wärmer werden. Wir freuen uns drauf.
Text und Fotos: Christof