Dauer­aus­stel­lung in Haus Moorhort –
Diskus­si­ons­runde „Freistatt – der Film“

Am 21.11.2015 wurde im Haus Moorhort in Freistatt die Dauer­aus­stel­lung von Werken des Künstlers Eckhard Kowalke mit beglei­tenden Texten und Gedichten von Fredi M. Uhlig feierlich eröffnet. Im Anschluss fand eine Podi­ums­dis­kus­sion in der Moor­kirche Freistatt statt, die sich ebenfalls großen Zuspruchs erfreute.

Signierstunde zur Eröffnung der Dauerausstellung in Haus Moorhort
Signier­stunde zur Eröffnung der Dauer­aus­stel­lung in Haus Moorhort

Außer den beiden Künstlern nahmen folgende Personen an der Diskus­sion teil:

  • Luise Turowski (Geschäfts­füh­rung Bethel im Norden)
  • Pastor Christian Sunder­mann (Geschäfts­füh­rung Bethel im Norden)
  • Elke Brandes (Ober­stu­di­en­rätin i.R. und ehemalige Sozi­al­ar­bei­terin bei der Diakonen-Ausbil­dung in Freistatt)
  • Anja Röhl (freie Dozentin, Jour­na­listin und Autorin „Die Frau meines Vaters – Erin­ne­rungen an Ulrike“)
  • Frank Kruse (Bereichs­leiter der Wohnungs­lo­sen­hilfe Freistatt)
  • Rüdiger Scholz (Bereichs­leiter der Jugend­hilfe Diepholz)
  • Wolfgang Rosen­kötter (Obmann der Jugend­hilfe Diepholz, ehema­liger Heim­zög­ling, Co-Autor des Films „Freistatt“)
  • Marc Brummund (Regisseur und Autor des Films „Freistatt“)
Diskussionsrunde „Freistatt - der Film“ (auf dem Podium: M. Brummund, W. Rosenkötter, E. Brandes, A. Röhl, C. Sundermann, E. Kowalke, F.M. Uhlig)
Diskus­si­ons­runde „Freistatt – der Film“
(auf dem Podium: M. Brummund, W. Rosen­kötter, E. Brandes,
A. Röhl, C. Sunder­mann, E. Kowalke, F.M. Uhlig)

Eckhard Kowalke gilt als Begründer des „neuen magischen Realismus“ und wurde zweimal (1973 und 1987) mit dem Bundes­kunst­preis ausge­zeichnet. Der Maler und Bildhauer war in den späten 60-er Jahren Heim­zög­ling in Freistatt und hat mit den ausge­stellten Werken nach eigenen Angaben eine Form der Selbst­the­rapie genutzt um die Ereig­nisse zu verar­beiten. Die Kunst­aus­stel­lung wird die bisherige Präsen­ta­tion in der Gedenk­stätte Moorhort ergänzen.

Übersicht einiger Ausstellungsbilder
Übersicht einiger Ausstellungsbilder

Fredi M. Uhlig ist nach eigenen Angaben gesell­schafts­kri­ti­scher Dichter und Ethiker. Als lang­jäh­riger Wegge­fährte Eckhard Kowalkes hat er dessen Arbeiten bei dieser Ausstel­lung lite­ra­risch begleitet. Die Gedichte auf Leinwand sind Bestand­teil der Kunstwerke.

In seiner Rede zur Ausstel­lungs­er­öff­nung hieß es unter anderem: „Wir haben angeklagt und wurden selbst zu Ange­klagten. Wir haben gestritten, gelitten und aufge­klärt. Wir haben Gemälde gemalt, Skulp­turen erschaffen und Gedichte geschrieben, die in der Öffent­lich­keit Beachtung finden. Wir wurden als Gottes­läs­terer und Unru­he­stifter beschimpft, doch, dies alles nehmen wir hin, aus Liebe zur Wahrheit und dem Bestreben, diese zu ergründen.“

In der Podi­ums­dis­kus­sion die anschlie­ßend an die Eröffnung in der Moor­kirche Freistatt stattfand, ging es haupt­säch­lich um zwei Themen. Zum einen um die Wahr­neh­mungs­dif­fe­renz zwischen der histo­ri­schen Vergan­gen­heit, reprä­sen­tiert vor allem durch die Betrof­fenen und der aktuellen Wirk­lich­keit. Natürlich hat sich hier bereits vieles verändert, auch wenn das Sozi­al­ge­setz­buch auch heute noch vorsieht, durch Druck „Wohl­ver­halten“ der Betrof­fenen zu erzwingen.

Des weiteren ging es um die Frage nach den Ursachen für den damaligen Miss­brauch, der natürlich auch in der unmit­tel­baren Nazi-Vergan­gen­heit gesucht werden muss. Hier gilt es hervor­zu­heben, dass die Erzie­hungs­me­thoden in Freistatt absolut kein Einzel­fall waren.

Marc Brummund bedankte sich noch einmal ausdrück­lich für die Unter­stüt­zung von Freistatt und Bethel im Norden, ohne die sein Film „Freistatt“ nicht möglich gewesen wäre.

Pastor Sunder­mann danke am Ende allen Teil­neh­mern und Zuschauern für die offene Diskus­sion, auch wegen der Tragik des Themas für einige Betei­ligte. Ein beson­derer Dank ging an Frau Röhl für die Mode­ra­tion der Runde. Sie selbst wies noch einmal darauf hin, dass das Thema als Tragik in der Geschichte der BRD zu sehen sei, aber auch die Hoffnung auf ein wirk­li­ches Umdenken birgt, das nicht zuletzt aus solchen Gesprä­chen entstehen könne.

Die Kunst­werke sind in der Gedenk­stätte Moorhort als Dauer­aus­stel­lung zu sehen. Für eine Führung wenden Sie sich bitte an das Sekre­ta­riat der Diakonie Freistatt, Ursel Kammacher, wochen­tags unter der Tele­fon­nummer 05448 / 8 – 82 50.