Besuch der Fach­ta­gung „MitWIRken verändert“ in Bethel

Unsere Redaktion vor dem Assapheum in Bethel
Unsere Redaktion vor dem Assapheum in Bethel

Am 1. und 2. Oktober 2015 fand in Bielefeld Die Fach­ta­gung „MitWIRken verändert“ statt, zu der unsere Redaktion vom Vorstand der von Bodel­schwingh­schen Stif­tungen Bethel (vBS) einge­laden wurde.

Dazu versam­melten wir uns im großen Saal des Assa­pheums, dem zentralen Betheler Tagungs­zen­trum. Es kamen etwa 250 Menschen zusammen, die entweder in einer Einrich­tung Bethels Unter­stüt­zung erhalten oder dort arbeiten und bei dieser Tagung bewusst im Vorder­grund standen.

Das Ziel unseres Treffens war es, dem Vorstand der vBS — vertreten durch seinem Vorsit­zenden Pastor Ulrich Pohl, dessen Stell­ver­treter Prof. Dr. Günther Wien­berger und der Pastorin Dr. Johanna Will-Armstrong — Wege für ein besseres Mitwirken der von Bethel betreuten Menschen aufzuzeigen.

Begrüßungsworte durch den vBS-Vorstandsvorsitzenden Pastor Ulrich Pohl
Begrü­ßungs­worte durch den vBS-Vorstands­vor­sit­zenden Pastor Ulrich Pohl

Pastor Pohl begrüßte alle Tagungsteilnehmer/innen der verschie­denen Standorte, die nach regio­naler und betrieb­li­cher Vertei­lung alle Bethel­schen Arbeits­be­reiche vertreten würden. Und für unsere Grup­pen­ar­beit wünschte er uns spannende Diskussionen.

Alexander Haupt vom Werk­stattrat ProWerk ermun­terte dann dazu, neue Ideen einzu­bringen von allen gleich­be­rech­tigten Mitar­bei­tern. Mitwir­kung müsse zuletzt mehr Mitbe­stim­mung werden.

Nikola Puls-Heckers­dorf und André Sauer bespra­chen dann noch als Tages­mo­de­ra­toren orga­ni­sa­to­ri­sches zur Tagung und stellten Matthias Kremer als offi­zi­ellen Foto­grafen zur Doku­men­ta­tion des Treffens vor.

Abschlie­ßend refe­rierte Dr. Katrin Grüber (Geschäfts­füh­rerin des IMEW) zum Thema
„Betei­li­gung verändert — Schritte für mehr Betei­li­gungs-Kultur“
… mit dem Ergebnis, dass man für mehr Betei­li­gung Begeis­te­rung wecken müsse, denn:

Betei­li­gung macht Spaß!“

Nach dem Mittag­essen und einer kurzen Erläu­te­rung der Stufen des Mitwir­kens trennte sich die Versamm­lung in einzelne Arbeits­gruppen, in denen einzelne Initia­tiven aus dem ganzen Bereich Bethels ihre Form von Mitwir­kung vorstellten.

In unsere Runde konnten wir unter der Mode­ra­tion von Dr. Frie­de­rike Koch (von der Stabs­stelle Entwick­lung Kommu­ni­ka­tion Projekte bei Bethel.regional) unsere „Frei­stätter Online Zeitung“ als Gele­gen­heit zur digitalen Teilhabe für alle Bewohner Freistatts vorstellen und danach die Möglich­keiten und Heraus­for­de­rungen eines solchen Projekts diskutieren.

Tagungs-Teilnehmer/innen in kleiner und großer Runde
Tagungs-Teil­neh­mer/innen in kleiner und großer Runde

In einem zweiten Arbeits­gruppen-Durchgang besuchten wir dann das PIKSL-Labor: „Perso­nen­zen­trierte Inter­ak­tion und Kommu­ni­ka­tion für ein selbst­be­stimmtes Leben“, ein Projekt der „In der Gemeinde leben gGmbH“. Es handelt sich um einen offenen Treff­punkt für Menschen mit und ohne Behin­de­rungen mit Zugang zu aktuellen Infor­ma­tions- und Kommu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gien (Arbeit an PCs, Arbeit mit Medien, Internet-Zugang, Arbeit mit Office-Programmen, Tipps und Hilfe zu Smart­phones). Durch moderne Compu­ter­tech­no­lo­gien soll hier jeder Mensch ange­leitet werden, eigen­ständig Medien und Internet für sich zu entdecken und dabei Ansätze für einfa­chere Bedienung zu erforschen.

Danach ging es zum gemein­samen sehr leckeren Abend­essen in der „Neuen Schmiede“ mit Unter­hal­tung durch den „Zauberer Lutz“, Gele­gen­heit zum Tanzen und der Möglich­keit zu weiterem Austausch in kleineren Gesprächsrunden.

Nicht allzu spät ging es für uns dann zum „Haus der Stille“ der Bethel­schen Stiftung Sarepta, direkt gegenüber der Zions­kirche. In sehr ruhiger Lage verbrachten wir eine angenehme Nacht, gefolgt von einem sehr leckeren Frühstücks-Buffet.

Tagung MitWIRken – Nach­denk­li­cher Vorstand und Geschäfts­füh­rungen beim Präsen­tieren unserer ausge­ar­bei­teten Forderungen

Christofs Forderungskarton „Digitale Teilhabe“
Christofs Forde­rungs­karton „Digitale Teilhabe“

Am Freitag wurde uns ein erstes Video von Eindrü­cken aus allen Veran­stal­tungen des Vortags präsen­tiert, dann trennten wir uns wieder in Einzel­gruppen von 10 bis 16 Teil­neh­me­rinnen auf, um mögliche Forde­rungen an den Vorstand zu formu­lieren und genau zwei davon dann mit einem Satz auf einen „Forde­rungs-Karton“ zu schreiben.

Diskussionsrunde zum Thema „Digitale Teilhabe“
Diskus­si­ons­runde zum Thema „Digitale Teilhabe“

Wir wurden von Frank Kruse, dem Leiter der Wohnungs­lo­sen­hilfe Freistatt, begleitet. Mit einer WLAN-Versor­gung aller Häuser in Freistatt ermög­licht er schon seit mehreren Jahren allen Bewohnern Freistatts eine „Digitale Teilhabe“.

In der abschlie­ßenden Versamm­lung im Assapheum ging es dann um unsere konkreten Forde­rungen unter dem Titel:

So soll MitWIRken in Bethel zukünftig aussehen!“

Den Mitglie­dern des vBS-Vorstands und einer Abordnung von Bethel­schen Geschäfts­füh­rungen wurden die je zwei Kartons aller Gruppen übergeben. Jede Gruppe erläu­terte dazu die Kernsätze ihrer Forderung und das Publikum hatte Gele­gen­heit dazu, noch eigene Erfah­rungen beizusteuern.

Insgesamt kamen so als Ergebnis 22 Forde­rungen zusammen, von denen wir euch hier eine Auswahl vorstellen:

  • MitWIR­kung von Patienten und Bewohnern an Kosten­ver­hand­lungen zum Thema Personal
  • Gutes und gesundes Essen unter MitWIR­kung aller Betei­ligten kochen
  • Aufbau und Ausbau der Mitbe­stim­mung auf allen Ebenen
    (nicht nur bis zu einer bestimmten Stufe) analog zur MAV
  • Digitale Teilhabe ist ein Menschen­recht: Unzen­sierter und bei Bedarf beglei­teter Zugang zum Internet für alle Nutzer und Mitglieder der Dienstgemeinschaft
  • Einrich­tung eines Auszu­bil­denden-Beirats und struk­tu­relle und mate­ri­elle Unter­stüt­zung beim Aufbau
  • Über­ar­bei­tung des Entgelt­sys­tems, Vergleich­bar­keit für Beschäf­tigte und gleiches Geld für vergleich­bare Arbeit
  • Kommu­ni­ka­ti­ons­kultur auf allen Ebenen
  • Der Verwal­tungsrat beruft 2016 Experten in eigener Angelegenheit
  • Bethel soll Sozi­al­woh­nungen schaffen und Inves­ti­ti­ons­mittel gerecht über alle Standorte verteilen
  • Einsatz für bezahl­baren Wohnraum und Selbst­be­stimmtes Wohnen
  • Schaffung flexibler Arbeits­an­ge­bote mit 8 bis 20 Wochen­ar­beits­stunden für Menschen mit psychi­scher Einschränkung

Professor Wienberg dankte dann allen betei­ligten Menschen und versprach, dass alle Forde­rungen den Vorstand erreichen werden. Er gab aber auch zu bedenken, dass nicht alle Forde­rungen leicht zu reali­sieren seien und dass es sich um einen lang­fris­tigen Prozess zu mehr Mitbe­stim­mung bzw. zur Selbst­be­stim­mung handele.

Zuletzt galt sein Dank dann allen Tagungsteilnehmer/innen, Mode­ra­toren und Gästen, besonders aber auch allen Lotsen und dienst­leis­tenden Menschen an allen Veran­stal­tungs­orten, die diese Tagung ermög­licht hätten.

Weitere Infor­ma­tionen zur Tagung

  • Webseite rund um das Thema Inklusion in Bethel (auf der künftig weitere Infor­ma­tionen erscheinen sollen)

Pastorin Will-Armstrong leitete zuletzt den Abschluß­got­tes­dienst, der durch den Fidelio-Chor des Betheler Senio­ren­zen­trums Dissen stim­mungs­voll begleitet wurde. Sie sprach über ihre Hoffnung auf bessere Zusam­men­ar­beit in allen Bethel­schen Bereichen durch unsere Tagung. Durch das Weiter­rei­chen von bunten Schnüren im versam­melten Publikum machte sie auf die unter­schied­liche Arten der Verbun­den­heit in unserer Gemein­schaft aufmerksam, eine wohl oft unter­schätzte Stärke unter Menschen:

Einer mag über­wäl­tigt werden,
aber zwei können wider­stehen,
und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.

Prediger 4,12

Danach gab es noch Gele­gen­heit zu einem Mittags­im­biss in der Neuen Schmiede. Wir verließen Bethel und Bielefeld gutge­launt mit vielen neuen Eindrü­cken und Kontakten, und wir hoffen, dass dieses Treffen das Leben und Zusam­men­ar­beiten in den vielen Bethel­schen Einrich­tungen für alle verbes­sern wird.

Außerdem danken wir dem Vorstand der vBS für unsere Einladung und seinen Mut, diese Veran­stal­tung zu ermög­li­chen. Wir sind gespannt, was wir in nächster Zeit zum Thema Mitbe­stim­mung und Mitwirken aus Bethel hören werden.

MitWIRken 2015 - Ortsplan Bethel mit unseren Tagungsorten
MitWIRken 2015 – Ortsplan Bethel mit unseren Tagungsorten