Am Samstag, den 6. Februar 2016 ging es zu „Ruhige Nummern Vol. 5“ ins JoZZ Sulingen. Die Konzertreihe erfreut sich seit ihrer Einführung in Sulingen und Umgebung wachsender Beliebtheit und ist in ihrem Konzept im norddeutschen Raum geradezu einzigartig.
„Sinner & the Songfighter“ aus Arnhem, die extra angereist waren und über die später noch mehr zu sagen sein wird, erzählten uns, dass es vergleichbare Auftrittsmöglichkeiten in den Niederlanden überhaupt nicht geben würde. Bis jetzt findet der späte Gast noch einen Platz, wir gehen aber davon aus, das die Konzertreihe, die im Café des JoZZ stattfindet, in naher Zukunft komplett ausverkauft sein wird.
Singer/Songwriterin Isabel Petrat aus Nienburg/Weser schreibt und singt eigene Songs im Stil des Indie-Folk. Inspiriert haben sie Künstler wie Daughter, Radiohead und Portishead. An der Gitarre begleitet sie Christian Reiss (Edgless Mind) ebenfalls aus Nienburg. Mit viel Gefühl präsentiert „The Curios Me“ als erstes Duo des Abends fragile Songs die mit dennoch kraftvoller und variabler Stimme vorgetragen werden.
Isabel Petrat erweist sich dabei als sensible, aber selbstbewusste Interpretin. Christian Reiss begleitet diese Performance mit stilsicherer Gitarre, die immer unterstützt aber nie aufdringlich wirkt. Das Foto wurde uns freundlicherweise von Hobbyfotograf Manuel Pape zur Verfügung gestellt. Unsere Kamera war zu dieser Zeit noch unterwegs.
„Green Smile“, das sind: Antonia Kling (18) aus Bremen am Gesang und Jan Hendrik Wedemeyer (24) aus Syke an der Gitarre. Die beiden haben sich 2015 beim Fachabitur an der Wilhelm-Wagenfenfeld-Schule im Bereich Medien, Kunst und Gestaltung durch ein Musikprojekt kennengelernt und machen seitdem zusammen Musik.
Antonia Kling erweist sich dabei als echtes Gesangstalent, der man nicht anmerkt, dass dies ihr erster wirklich öffentlicher Auftritt war. Ein gelungenes Debüt, welches zu echter Hoffnung Anlass gibt. Sowohl die selbst erarbeiteten, als auch die Coversongs Songs zeugen von echtem Gefühl. Begleitet von einem virtuosen Jan Hendrik Wedemeyer, der fast schon zu zurückhaltend in seiner Performance ist. Das eine oder andere längere Break oder Solo hätte man sich durchaus gewünscht.
Aus Arnhem in den Niederlanden kamen „Sinner & the Songfighter“ als letzter Teil des offiziellen Programms und sie sind schlicht eine Offenbarung in diesem Genre. Remco vanRotterdam (guit, voc), Dagmar Dia Kroes (voc) und Jelmer Bronsdijk (perc, guit, voc) haben alle schon verschiedenste Erfahrungen als Musiker hinter sich. Remco vanRotterdam der „Singer and Songfighter“ nach verschiedenen Garage/Punk Bands als akustisches Soloprojekt 2013 gründete, holte sich zunächst Dagmar Dia Kroes als weiblichen Gesangspart dazu. Nach einigen Auftritten als Duo wurde die Band dann durch Jelmer Bronsdijk von der Metalband „Deem Index“ ergänzt.
„Sinner & the Songfighter“ spielen intime (halb) akustische Pop-Songs mit leichten Folk und Americana Einflüssen. Sie erzählen von einer Welt voller Sehnsucht, Trauer, Akzeptanz und Hoffnung. Bemerkenswert dabei ist nicht nur der Kontrast zwischen der Erscheinung Remco vanRotterdams (der wie ein klassischer amerikanischer Lastwagenfahrer aussieht) und seinem Gesang, der schon fast an einen lyrischen Tenor erinnert. Nein, auch der von der ersten bis zur letzten Sekunde professionelle Auftritt, der auch kleine technische Schwierigkeiten mühelos als Inszenierung einbaut, ist bemerkenswert.
Der Gesang von Dagmar Dia Kroes ist kristallklar und punktgenau akzentuiert. Die Begleitung von Jelmer Bronsdijk, egal ob an der Gitarre, als Sänger oder als Percussionist fügt der Gesamtdarstellung immer den nötigen Kontrapunkt hinzu. Diese Band hat klar größere Bühnen verdient und wir hoffen, noch viel von ihr zu hören. Wie ihr merkt, bin ich gerade einmal so richtig begeistert. Passiert auch nicht so oft.
Der Abend klang aus mit der traditionsgemäßen „Open Stage“. Hier haben junge Talente die Möglichkeit, sich zu beweisen, was der größte Teil des Publikums auch honorierte. Als wir uns kurz vor Mitternacht wieder auf den Rückweg nach Freistatt machten, waren noch gut zwei Drittel des Publikums anwesend und lauschten andächtig. Danke den Mitarbeitern und Helfern des JoZZ Sulingen für den schönen Abend.