Erntedankgottesdienst beim großen Hof-Fest in Heimstatt
Hoffest Heimstatt: Dreschen von Getreide in Handarbeit
Ein Montagmorgen mit viel Wind und Regen, am Samstag davor schüttete es in Freistatt und Heimstatt wie aus Kübeln – und der Tag dazwischen? Fast den ganzen Tag über strahlender Sonnenschein, Goldenes Oktober-Wetter das zum Tragen eines T‑Shirts einlud. Der Wettergott hatte offenbar den schönsten Oktobertag für die große Erntedankfeier in Heimstatt reserviert.
Freistätter, Heimstätter, und viele Gäste aus der Region nutzten das Wochenende zum Besuch für diese besondere Veranstaltung. Die Parkplätze auf den Wiesen waren sehr gut gefüllt und bei Hoffest und Gottesdienst herrschte eine familiäre und sehr gemütliche Atmosphäre.
Zum Erntedank ist es üblich, die frisch eingefahrenen Getreide, Früchte und Obstsorten dekorativ zu präsentieren und dem Überfluss der Erntezeit zu huldigen. Heimstatt beging dieses Fest mit einer Morgenandacht im herbstlich dekorierten Schafstall. Pastorin Dr. Johanna Will-Armstrong und Pastor Michael Herzer begrüßten hunderte „Schäfchen“, die zwischen Frühstück und Frühschoppen den Erntedankgottesdienst mitfeierten. Die Besuchenden genossen das ungewöhnliche Ambiente, dass die vielen Helfer sehr originell hergerichtet hatten und der Organist Eberhard Brünger sorgte für musikalisch Begleitung am Klavier.
Am Ende des Gottesdienstes wurde um Spenden gebeten, unter anderem auch für die Wohnungslosenhilfe. Anders als bei gewöhnlichen Gottesdiensten, wo ein Körbchen durch die Reihen geht, wurde nahe dem Ausgang des Schafstalls eine Milchkanne als „Sammelbüchse“ für die Spenden der zahlreichen Besucher aufgestellt.
Nun begann auf dem Festgelände der unterhaltsame Teil, es wurde viel geboten, gezeigt und gegessen. Die Besucher wurden Zeuge, wie Lebensmittel auf traditionelle Art entstehen. Karin Wege aus Uchte verwöhnte das Publikum mit „frisch gepresstem“ Apfelsaft. Jeder, der aufmerksam auf den Saft aus der Zapfanlage wurde, konnte sich vom Genuss ohne Zusatzstoffe überzeugen. Etwas säuerlich, aber sehr erfrischend, und vor allem – ganz anders.
Hobby-Techniker kamen bei der Landwirtschaftsgeräteschau voll auf ihre Kosten. Traktoren, Landmaschinen, Kettensägen und „allein umherfahrende“ Rasenmäher – all das gab es aus nächster Nähe zu bewundern. So manch ein Fahrzeug konnte man selbst besteigen und sich ein wenig als Landwirt fühlen.
Erntedank im Jahr der 150-Jahr-Feier von Bethel – für die Organisation war es die Gelegenheit, zwei Tierärztinnen aus Varrel nach Heimstatt zu schicken. Sie zeigten den Gästen das, womit sich die Tiermediziner auskennen müssen – mit dem Knochengerüst von Schwein und Kalb. Neben den Exponaten und einigen Werbegeschenken gaben die jungen Damen freundlich Auskunft über ihre Arbeit.
Junge Menschen aus Kirchdorf können ja so süß sein – zumindest was ihr Angebot zum Oktoberstart in Heimstatt angeht. Die Imkerei Niemeyer setzt ebenso wie ihre Bienen auf natürlichen Fleiß. Wie viele Sorten von Honig biologisch hergestellt werden können, davon konnte man sich hier informieren und auch gleich davon probieren.
Heike Rünger sagt am liebsten über sich selbst „ich spinne“. Und bei aller Sympathie – sie tut es wirklich, und das mit Hingabe und Begeisterung. Am Webstuhl entstehen winterfeste Pullover, Handschuhe und Schals. Obwohl es sehr aufwendig sei, die frisch geschorene Schafwolle zu säubern, mache ihr die Arbeit und vor allem die Ergebnisse große Freude.
Fast Food kennt jeder – aber was ist SlowFood? Mechthild Kokenge und Wolbert Schnieders-Kokenge aus Diepholz gaben sehr gerne Auskunft über eine rein biologische Ernährung. Sinnvoll genießen, und dabei den Umgang mit natürlichen Rohstoffen schätzen lernen – so könnte man die Mission des Unternehmens umschreiben. Neben vielen Informationen zu SlowFood gab es leckere Pfannkuchen aus Buchweizen, wahlweise mit Honig, Pesto oder Speck.
In Supermärkten stehen unzählige Packungen Mehl in den Regalen, aber wie aufwendig es ist, es herzustellen – auch davon bekamen die Besucher vor Ort einen Einblick. Ob das Getreide von Hand gedroschen werden muss, oder es mühsam durch die Mühle verarbeitet wird – der Respekt vor Lebensmitteln dürfte bei diesem Anblick enorm gewachsen sein.
Zur Kaffee- und Kuchenzeit gab es dann Selbstgebackenes im alten Speisesaal. Beim Anblick bunter, frischer Torten – logisch, das einem die eigenen Pfunde egal gewesen sind. Umrahmt wurde die Kaffeestunde vom Pianisten Eberhard Brünger, der dem Nachmittag mit einfühlsamen Chansons den perfekten Glanz verlieh.
Mit großem Stolz präsentierte Michael Zaudtke seine Familie – und einen seiner motorisierten Quads. Aus seiner Firma „Zausel´s Motorräder“ brachte er auch Fahrzeuge zum Ausprobieren mit, und so durften die Besucher eine Quad-Ehrenrunde drehen. Übrigens – Miro (10), der Sohn vom Unternehmer, zeigte durch sein Auftreten vor Ort, in wessen Fußstapfen er jetzt schon zu treten scheint.
Essen konnte man hier schon sehr gesund – biologisch einwandfrei. Und Trinken? Sehr viel alkoholfreie Getränke – und, wenn nicht – „Das Beste vom Besten“: Original schottischer Whiskey. Das Fest war einfach nur zum Geniesen. Das Unternehmen Refugium aus Barnstorf versteht es, seine Kunden mit feinen Tropfen zu verwöhnen.
Dieser Hof-Fest-Tag in Heimstatt war ein schönes Fest für jung und alt. Sich darauf zu besinnen, dass Lebensmittel nicht ohne die Vorarbeit vieler Menschen im Supermarkt stehen können ist etwas, das die Besucher mitnehmen konnten von diesem Sonntag. Ein lehrreicher Einblick in die Landwirtschaft, der auch richtig viel Spaß gemacht hat. Danke Heimstatt.