12. MmA-Treffen Berlin 2017- Titelbild Heilig-Kreuz-Kirche

Fort­schritt und Still­stand – 12. Treffen der Menschen mit Armut­s­er­fah­rung in Berlin

12. MmA-Treffen Berlin 2017- Titelbild Heilig-Kreuz-Kirche
12. Treffen der Menschen mit Armut­s­erfah-rung (MmA) Berlin 2017, Hlg.-Kreuz-Kirche

 

Am 4. und 5. Oktober 2017 fand in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin das 12. Treffen der Menschen mit Armut­s­er­fah­rung (MmA) statt. Die von der Natio­nalen Armuts­kon­fe­renz (NAK) jährlich orga­ni­sierte Veran­stal­tung war mit ca. 135 Gästen auch dieses Jahr wieder gut besucht.

12. MmA-Treffen Berlin 2017- Andreas Ulrich
12. MmA-Treffen Berlin 2017 – Andreas Ulrich

Bei der offi­zi­ellen Begrüßung durch Moderator Andreas Ulrich gab es Grußworte vom Pfarrer der Heilig-Kreuz-Kirche, Peter Storck, der NAK-Spre­cherin Barbara Eschen, sowie einen Kurz­vor­trag des Theologen und Sozi­al­wis­sen­schaft­lers Prof. Dr. Franz Segbers zum Thema Armut und Menschen­würde. In diesem stellte er fest, dass die beiden Begriffe schwer, wenn überhaupt mitein­ander in Einklang zu bringen sind.

12. MmA-Treffen Berlin 2017- Prof. Dr. Franz Segbers
12. MmA-Treffen Berlin 2017 – Prof. Dr. Franz Segbers

Es folgte ein weiteres Grußwort von Dotschy Reinhardt, der Vorsit­zenden des Landes­rats der Roma und Sinti, RomnoKher Berlin-Bran­den­burg e.V. Mit zwei Liedern der aktiven Jazz­künst­lerin schloss dann die Begrüßungsrunde.

Workshops und Diskussionsrunden

Die anschlie­ßenden Workshops und Diskus­si­ons­runden waren auf drei Blöcke verteilt. Die Workshops boten dabei gemein­samen Austausch über durch Armut verur­sachte Probleme, recht­liche Ansprüche – sowie Gespräche mit Kommu­nal­po­li­ti­kern aller rele­vanten Frak­tionen zum Thema.

Auch das Wohnungs­lo­sen­treffen in Freistatt 2017 wurde in einem Workshop vorgestellt.

Ein weiterer Block mit Workshops und Diskus­sionen folgte am Donners­tag­vor­mittag, daran anschlie­ßend gab es eine erste Bilanz im großen Kirchen­raum, die wiederum von Andreas Ulrich moderiert wurde.

12. MmA-Treffen Berlin 2017- Zwischenbilanz
12. MmA-Treffen Berlin 2017- Zwischenbilanz

Danken möchten wir den Gast­ge­bern, der Gemeinde der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin für die Gast­freund­schaft und die Bewirtung während der zwei Tage des Treffens für Menschen mit Armutserfahrung.

Soweit die Fakten. Zu bemerken ist, dass der ange­kün­digte Workshop Öffent­lich­keits­ar­beit ersatzlos gestri­chen wurde, und auch die Öffent­lich­keits­ar­beit an sich wieder durchaus zu wünschen übrig ließ. Erfreu­lich war, viele bekannte Gesichter wieder­zu­treffen, weniger erfreu­lich, dass seit Jahren mehr oder weniger dieselben Menschen zu den Treffen kommen. Bei annähernd 17 Millionen Menschen, die in Deutsch­land von Armut betroffen sind, ist die Anzahl von ca. 135 Teil­neh­menden besten­falls ein schlechter Witz.

12. MmA-Treffen Berlin 2017- Begrüßungsveranstaltung
12. MmA-Treffen Berlin 2017 – Begrüßungsveranstaltung

Innerhalb der Diskus­sion der aktiven Teilhabe, die bei den Teil­neh­mern der Natio­nalen Armuts­kon­fe­renz geführt wird, ist immer wieder die Rede von Alibi-Projekten. Projekten also, die nicht wirkliche Teilhabe der Betrof­fenen bedeuten, sondern nur den Schein von Mitbe­stim­mung erwecken. Nach meinem dritten Treffen der Menschen mit Armut­s­er­fah­rung drängt sich mir dieses Wort erneut auf.

Fazit des Treffens

Nach wie vor konnte ich bei keinem dieser, zwar sehr gut orga­ni­sierten, aber letzt­end­lich bedeu­tungs­losen Treffen irgend­eine Ergeb­nis­ori­en­tie­rung fest­stellen. Durch die in all den Jahren keines­falls ausrei­chende Öffent­lich­keits­ar­beit sind die Teil­nehmer größ­ten­teils „Berufs­be­trof­fene“. Die Masse der Menschen, die in diesem Land tatsäch­lich von Armut betroffen sind, hat von diesem Treffen keinerlei Kenntnis und ihre Situation wird durch die Veran­stal­tung nicht beein­flusst, geschweige denn verbessert.

Als die Gäste sich am Donners­tag­nach­mittag auf den Heimweg begaben, wurde dieser durch das Sturmtief Xavier deutlich behindert. Erst standen die Züge, dann auch der gesamte öffent­liche Nahver­kehr Berlins still. Teile von unserer Gruppe hatten das Glück in Ersatz­ho­tels unter­ge­bracht zu werden, andere mussten die Nacht und einen großen Teil des Freitags auf dem Berliner Haupt­bahnhof verbringen.

12. MmA-Treffen Berlin 2017- 10 Jahre Hauptbahnhof & Bahnhofsmission Berlin
12. MmA-Treffen Berlin 2017 – 10 Jahre Haupt­bahnhof & Bahn­hofs­mis­sion Berlin, Gruppenfoto

Wir möchten an dieser Stelle ausdrück­lich den Mitar­bei­tern und Mitar­bei­te­rinnen der Bahn­hofs­mis­sion des Berliner Haupt­bahn­hofes danken. Mit ihrer wirklich aufop­fernden Hilfs­be­reit­schaft während der zwei Tage haben sie bewiesen, dass Taten, gerade im Bereich der Hilfe für Arme oder von Not betrof­fenen Menschen, viel, viel mehr zählen als Worte. Wir möchten an dieser Stelle noch einmal unsere vor Ort ausge­spro­chene Einladung an die Mitar­beiter der Bahn­hofs­mis­sion des Berliner Haupt­bahn­hofes wieder­holen. Wir würden uns freuen, wenn wir uns für die erfahrene Gast­freund­schaft hier in Freistatt eines Tages revan­chieren könnten.

Text: Hari und Christof

Fotos: Werner Franke (danke schön!) und Jens. Grup­pen­foto der Bahn­hofs­mis­sion Berliner Haupt­bahnhof von Bahnhofsmission.de

(Veröf­fent­licht am 11. Oktober 2017)