Seit 2001 gibt es das Festival „AufMUCKEn gegen Rechts“ in Weyhe schon, an verschiedenen Orten, sowohl drinnen als auch draußen. Jetzt ist es zu einem amtlichen Open Air Festival gewachsen. 1500 Besucher sahen ein hochwertiges Programm mit alten Wegbegleitern, Newcomern und einem echten Headliner. Publikumstechnisch hat der Plan definitiv funktioniert, mit einer derzeit sehr erfolgreichen Band ein größeres Publikum ins eher beschauliche Weyhe zu ziehen.
Leider konnten wir erst um 18:00 Uhr in Freistatt losfahren und haben dann in Weyhe erstmal 20 Minuten nach einem Parkplatz gesucht, somit haben wir leider die ersten drei Bands, die Gewinner des Festival Contests Maelføy, die Stuhrer Band Anne.Fuer.Sich und die Bremer Post-Hardcore Band Watch Out Stampede, leider verpasst. Man kann eben nicht immer überall und rechtzeitig sein. Wir hoffen, dass wir ein anderes Mal die Gelegenheit bekommen. Watch Out Stampede werden wir ja spätestens auf dem RELOAD Festival in Sulingen wieder sehen können.
Sookee kommt aus Berlin und engagiert sich sowohl privat als auch als Rapperin gegen Homophobie und Sexismus im deutschen Hip-Hop sowie gegen Rassismus und Antisemitismus in Deutschland. Das tut sie auch beim „AufMucken“ – Festival in Weyhe bei Bremen. Und zwar auf sehr sympathische Weise mit einem straighten Bass im Background und einem sehr variablen Schlagzeug. Sookee selbst sagt, dass ihre Fähigkeit zum Schnellsprechen, die sie jederzeit in der Lage ist unter Beweis zu stellen, daher rührt, dass man ansonsten in ihrer Familie überhaupt nicht zu Wort komme. Sie muss sich da, glaube ich, inzwischen keine Sorgen mehr machen.
Die Hamburger Band Montréal gibt es nun auch schon seit 15 Jahren und schon 2006 haben sie auf dem „AufMUCKEn“ in Weyhe gespielt. Alte Bekannte also. Ihr aktuelles Album (Juni 2017) heißt „Schackilacki“, warum auch immer, und die Band spielt nach wie vor überall, wo man sie lässt. Schlagzeuger Max Power klettert immer noch gern auf seinem Schlagzeug herum und wer sich traut eine Punkversion von Steinwolkes „Katherine, Katherine“ als schönstes Stück überhaupt anzukündigen, den kann man eigentlich nur gern haben. Gegen Nazis sind sie auch und erklären das auch mit Vehemenz, aber das ist ja eh selbstverständlich auf diesem Festival. Ansonsten spielen sie hanseatischen Funpunk vom Feinsten, schnell direkt und jeder singt mit.
Vor dem Auftritt der letzten und heiß erwarteten Musiker gab es von der Bühne noch eine Ansage bezüglich des über die Zuschauer fliegenden Insektenschwarms, der kurz für Verunsicherung sorgte. „Es sind Maikäfer und keine Hornissen, Leute. Die tun nichts!“
Wenn man sich die aktuelle Tourliste der Antilopen Gang ansieht, dann steht da eben neben Rock am Ring, dem Donauinselfest und dem Highfield Festival auch das „AufMUCKEn gegen Rechts“ in Weyhe. Das ist ein Verdienst des Veranstalters. Das hat natürlich auch zum Erfolg des ersten richtigen Open Air Festivals in Weyhe unter diesem Motto beigetragen.
Koljah, Panik Panzer und Danger Dan sind Rap-Aktivisten, Anarchisten und Antifaschisten und außerdem gerade echte Chartstürmer. In Weyhe präsentieren sie nach leichten technischen Anfangsschwierigkeiten eine kraftvolle und engagierte Show bei der zwischendurch immer der bandeigene Humor durchbricht und in der der Kontakt und das Spiel mit dem Publikum großgeschrieben wird. Ihre Texte sprechen für sich und sparen nicht mit Häme über den politischen Gegner von Rechts. Das trifft gerade hier auf breiten Zuspruch.
Mit ihrem aktuellen Album Anarchie und Alltag waren sie 2017 für den inzwischen abgeschafften Echo in der Kategorie „Kritikerpreis national“ nominiert. Dazu teilte die Band mit, dass sie der Echoverleihung 2017 fernbleiben werde, da an diesem Abend ihre Lieblingsfernsehsendung Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei laufe, welche sie nicht verpassen wolle. Auch im Nachhinein noch eine gute Entscheidung.
Es war ein toller Festivalabend und natürlich unterstützen wir solche Veranstaltungen, schon allein weil Wohnungslose und von Armut betroffene Menschen, Flüchtlinge und generell Wehrlose immer die ersten Opfer von rechter Politik und rechter Gewalt sind.
Wir freuen uns auch für die Organisatoren und Helfer, dass das Konzert so ein großer Erfolg war. Immerhin waren mehr als doppelt so viele Zuschauer da, als bei den vorherigen Veranstaltungen der Reihe.
Aber wir finden auch, dass „Dagegen“ als politische Meinungsbezeugung allein nicht ausreicht. Ich finde dass das „Dafür“, die Klarstellung der eigenen Ziele und der gewollten politischen Veränderung auf den vielen „…gegen Rechts“-Veranstaltungen zu kurz kommt. Die Gratwanderung zwischen politischer Initiative und eigener Positionierung gegenüber der Agit-Pop-Kommerzialisierung ist eine schwierige Sache. Da gilt es aufzupassen.