Am Samstag, den 26. Januar 2019, ging zum zweiten Mal das Turn-Up-4-Tolerance-Festival in der Mensahalle des Schulzentrum Bruchhausen-Vilsen an den Start. Organisiert wurde das Festival gegen Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wie bereits im Jahr 2017 von den Schülern der Schule ohne Rassismus AG des Gymnasiums Bruchhausen-Vilsen. Unterstützt wurden sie dabei von der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen, regionalen Sponsoren und dem Landschaftsverband Weser-Hunte. Für die musikalische Unterstützung sorgten Boranbay, Faakmarwin, Kafvka und Radio Havanna. Bereits seit 2015 wirken die Schüler der Arbeitsgruppe rechtsexremistischen und rechtspopulistrischen Äußerungen und gegen Flüchtlinge gerichteten Schmierereien mit Veranstaltungen und Projekten entgegen.
"Gegen Rassismus, gegen Homophobie, gegen Sexismus, gegen anderweitige ausgrenzende Ideologien und für Toleranz." Referendar Patrick Mühlmeister eröffnete mit diesen Worten das Turn Up 4 Tolerance 2019. Hierbei wurde er unterstützt von Schüler Lennart Coors.
Im Anschluss daran machte die Band Boranbay aus der Hansestadt Bremen den musikalischen Auftakt. Boranbay, das sind Yasin (Lead Vocals, Guitar), Arved (Guitar, Backing Vocals), Moritz (Bass, Backing Vocals) und Simon (Drums, Backing Vocals) spielen Alternative-Rock mit Funk-, Psychadelic-, Pop- und Stoner-Einflüssen. Dabei ist ihe Vorliebe für Bands wie den Foo Fighters oder Queens Of The Stone Age unüberhörbar. Boranbay vermischt dabei mit jugendlichem Leichtsinn einzelne Elemente der genannten Bands mit ihrer eigenen musikalischen Identität. So rissen die jungen Wilden aus der Hansestadt das Publikum in der Mensahalle unter anderem mit ihrer Debüt-Single "Monster" mit. Nach etwa einem halben Dutzend Stücken und den von den Zuhörern geforderten Zugaben räumten die vier Jungs die Bühne für den nächsten Act.
Auftritt: Faakmarwin, ebenfalls aus der Hansestadt Bremen. Alex, Ole, Christoph und Jannik starteten sanft mit dem Song "Du bist schön" und begeisterten ihre "Marwins", so nennen sie liebevoll ihre Fans, sowie das restlich Publikum mit deutschem Rap, der auf Indie-Rock und Popmelos prallt. Leadsänger Alex trieb das Publikum während des gesamten Auftritts an – auch um dem die Band verlassenden Gitarristen Christoph einen unvergesslichen Abend zu verschaffen. Als erstes Highlight des Abends ließ sich dann Leadsänger Alex auf einer Holzplatte auf den Händen des Publikums durch die Mensahalle tragen. Am Ende ihres Auftritt kürte Faakmarwin noch ihren "Marwin des Tages", der sich als Preis am Faakmarwin-Merchandise bedienen durfte.
Vor dem nächsten Act riefen Vertreter der "Seebrücke Bremen" mit orangefarbenen Bannern dazu auf, sich gegen die momentan leider gängige Praxis, Flüchtlinge auf Booten – so vor allem im Mittelmeerraum, zu stellen. So animierten sie das Publikum sich zu zweit zusammen zu tun und eine Rettung zu simulieren, indem sich einer auf den Boden setzen sollte und der andere ihm die Hand zur Rettung reichen sollte.
Als nächster Act betrat die Berliner Band Kafvka die Bühne der Mensahalle. Kavfka, das sind Jonas (Rap), Oscar (Guitar), Phil (Bass) und Salomon (Electronics). Die fünf Berliner Jungs stehen für Rap-Rock, Polit-Hop und Dada-Pop. Die Band selbst beschreibt ihre Musik wie folgt: "Literatur tanzt Breakdance mit Popkultur. Politischer Rap-Rock mit dem Energielevel von: Einer Billiarde!° Harter Sound, klare Worte, knallharte Gitarren-Riffs und Beats waren nun angesagt. Mit harter Gesellschaftskritik in Stücken wie "Lampedusa" und "Bist du bereit?" begeisterten die Jungs von Kafvka das feierwütige Publikum in Bruchhausen-Vilsen. Erst nach der ein oder anderen Zugabe durfte Kafvka die Bühne verlassen und Platz für den nächsten und letzten Act des Abends machen.
Vor dem letzten Act des Abends erinnerte das Bündnis "Wir sind mehr im Landkreis Diepholz" auf der Bühne an die Vorkommnisse in Chemnitz im vergangenen Jahr. Sie verwiesen auf eine multikulturelle und vielfältige Gesellschaft, und sprachen sich deutlich gegen das Wählen von rechtsgerichteten Parteien aus.
Nun war es soweit. Die von den meisten Konzertbesuchern erwartete Punkrock-Band Radio Havanna, ebenfalls aus der Hauptstadt, betrat mit dem Ausruf „Refugees Welcome!“ die Bühne um dem Turn Up 4 Tolerance einen krönenden Abschluss zu bereiten. Mit von lauten Gitarren, und wummernden Bässen unterlegten Songs wie "Utopia", mit dem die Band alle Träumer an die Hamnd nimmt und versichert, dass selbst in dunkelsten Zeiten ein Silberstreifen am Horizont bleibt, nahmen Fichte (Vocals), Arni (Guitar), Olli (Bass) und Anfy (Drums) kein Blatt vor den Mund und nennen Probleme beim Namen. Auch Radio Havanna begeisterte das Bruchhausener Publikum vollends und gab, so wie die drei anderen Bands, die von den Konzertbesuchern gewünschte Zugabe.
Im Rahmenprogramm konnten sich die Besucher an im Foyer der Mensahalle aufgebauten Ständen über die Themen informieren, gegen die das Turn Up 4 Tolerance Zeichen setzt und wofür es steht. So konnte man sich bei den bereits genannten Organisationen, Seebrücke Bremen" und "Wir sind mehr im Landkreis Diepholz" ebenso wie bei der Oldenburger Vereinigung "Menschlichkeit ist die einzige Alternative" oder kurz „MideA“, der „Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus für Demokratie“, dem Weltladen „Lebenswege begleiten“ sowie der Jugendpflege Bruchhausen-Vilsen mit reichlich Info-Material, Aufklebern oder Buttons eindecken. Und für alle, die nicht genug bekommen vom Turn Up 4 Tolerance: Das Jugendradio Broksen bringt am 5. Februar 2019 um etwa 19 Uhr eine Sondersendung zum Event.
Die Redaktion bedankt sich beim Orga-Team des Turn Up 4 Tolerance und den Bands für einen tollen Abend in Bruchhausen-Vilsen und freut sich schon auf das hoffentlich nächste Mal.