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Ruhige Nummern über Fernweh und Abschied

Am Abend fing es ein wenig an zu schneien, passend für einen 2. Februar fühlte sich das Wetter auch entspre­chend kalt an – auch in Sulingen ist es die Zeit zum Aufwärmen. Das ging am vergan­genen Sonnabend im JoZZ besonders gut. Und dabei hatte man nicht nur die Heiz­körper in Betrieb gesetzt, auch das Programm der "Ruhigen Nummern" war etwas zum Wohl­fühlen. Wer dabei war, vergaß nicht nur das Klima vor der Tür, auch der Alltag sah für knapp drei Stunden ganz anders aus.

Drei Acts, vier Gitarren, dazu Songs aus dem gefühlten Leben; das Resultat ist ein unver­gess­li­ches Programm. Eine Stimmung zu entwi­ckeln, um von der depres­siven Witterung abzu­lenken, das gelang Till ja bereits zum Herbst­an­fang. Beim Nien­burger BurnOut Festival 2018 gelang es ihm bereits, mit seiner sanften Stimme das Publikum auch mit einem Regen­schirm in der Hand zum Zuhören zu bringen. Till aus Hannover, der stets als Catch:firefly die großen und kleinen Bühnen betritt sucht in seiner Musik seinen Frieden. Auf der Gitarre, so der Folk­mu­siker, kann er seine Sehn­süchte viel besser ausdrü­cken als sie einfach auszusprechen.

Das gelingt dem 32jährigen mühelos. Mit seiner einfachen, ruhigen Art findet er ein Publikum, dass sich in seinen Songs auch wieder­finden kann. Denn Schweigen, das bekommen auch Menschen hin, die nicht singen. Der Großteil versteht auch seine Sehn­süchte, denn die meisten verstehen ja englisch; sehr zum Unter­schied seiner Groß­el­tern. Denn, so der Künstler, Oma und Opa wünschen sich vom Enkel auch mal etwas auf deutsch.

Nach dem starken Auftakt wirkte der folgende Act zart, ja, fast schon ein wenig zerbrech­lich. Auf gar keinen Fall ist Celina Di Stefano schüch­tern. Die Hambur­gerin, die als Künst­lerin stets unter dem Namen Outliner auftritt, hatte vor dem Auftritt offenbar die Qual der Wahl aus "ihren 100 selbst­ge­schrie­benen" Songs, die richtige Auswahl zu treffen, so Cilly während ihres Programms. Das gelang ihr aller­dings ebenso, wie ihre Erkältung recht­zeitig auszu­ku­rieren; ihrer sanften Stimme war in jedem Fall nichts anzumerken.

Die junge Künst­lerin von der Elbe  schätzte, dass rund 90% aller erschie­nenen Songs Lovesongs sind, sehr oft sucht sich Outliner gerne auch mal andere Themen aus. Mal handeln ihre Geschichten vom Fernweh, aber auch vom Verlust, oder sie präsen­tiert ihre Art von Märchen ("Fairytale"). In jedem Fall haben ihre selbst­ge­schrie­bene Kompo­si­tionen einen hohen Wieder­erken­nungs­wert. Mit dieser Leiden­schaft zur Musik wird Cilly in jedem Fall ihren Weg weiter gehen.

Ein Hamburger kommt selten allein, denn auch der abschlie­ßende Programm­punkt des Abends wurde von Hanseaten serviert. Und damit die Rechnung aufging, kam Daniel Green gleich im Doppel­pack, denn seit zwei­ein­halb Jahren steht ihm Alex Florin zur Seite. Daniel Green kann schon jetzt auf ein tolles Musikerleben zurück­bli­cken. Er tourte bereits um die halbe Welt, spielte in diversen Bands als Frontman, und auch als Solist zeigte er stets sein Können. Von letzterem konnten sich jetzt auch die Sulinger überzeugen.

Seine Lieder klingen zwar leicht und freund­lich, aber textlich befasst er sich des öfteren mit dem Lebens­ende. So erklärte er, dass er bereits in jungen Jahren des Öfteren mit dem Thema Sterben konfron­tiert war. Dennoch gelang es dem Indie-Musiker mit seinem Partner positive Stimmung im JoZZ zu verbreiten. 18 Jahre musi­ka­li­scher Erfahrung waren bei seinem Auftritt durchaus hörbar.

Ein gemüt­li­cher Abend in Sulingen war sehr schnell vorbei. Ein Abend, der nicht nur den Körper, sondern auch das Herz wärmte. Kräftige Aussagen, eine schlichte Darbie­tung, nur mit Mikro und Gitarre. Hand­ge­machte Musik, mehr brauchte es nicht, um am Samstag ein zahl­rei­ches Publikum anzu­lo­cken. Zusammen mit den Zuhörern freuen auch wir uns wieder auf einen hoffent­lich baldigen, wieder sehr ruhigen und gemüt­li­chen Abend im JoZZ. Diese Musik erfordert das Zuhören – etwas, von dem unsere Welt nie genug bekommen kann.

 

Fotos.: Christof / Text.: Hari