Was war los?
Am 2. April machte sich eine Bewohnergruppe der Wohnungslosenhilfe Freistatt zusammen mit René Jaworski, einem Mitarbeiter der Clearing-Stelle der Wohnungslosenhilfe, auf den Weg ins ostwestfälische Minden um Zirkusluft zu schnuppern. Der 1989 in Oberhausen von Benno und Lothar Kastein gegründete Zirkus Flic Flac hatte in Minden auf Kanzlers Weide nahe der Weser seine Zelte aufgeschlagen und präsentierte seine Jubiläums-Show PUNXXX – 30 Jahre – Nicht irgendein Zirkus … . Rebellisch, unangepasst und gegen den Strich gebürstet. Die Actionshow PUNXXX setzt den besonderen Stil des Zirkus Flic Flac fort. Wer eine Zirkusshow mit Tierdressuren sehen möchte ist hier fehl am Platze, denn Tiere gibt es hier keine. PUNXX ist eine bunte action-geladene Mischung aus Akrobatik, Stuntshow und Comedy. Was diese Show so alles zu bieten hat, seht ihr im nächsten Abschnitt.
Die Show und die Acts
Mad Flying Bikes
Den Anfang machten Mad Flying Bikes. Ihr Freestyle Motocross verlangt absolute Professionalität und der Benzingeruch und der Motorensound ließen die Herzen des Publikums höher schlagen. Die gezeigten waghalsigen Stunts gehören zu ihrem Alltag und Tricks wie "Backflip", "Shaolin", "Superman seat grab", "Shoebox", "Tsunami" oder "Rock solid" ließen den Atem des Publikums stocken und den Puls rasen. Riskant, rasant und faszinierend.
Romain Vicente
Der Drummer Romain Vicente aus Bordeaux, dem Zentrum der berühmten Weinbauregion gleichen Namens im Südwesten Frankreichs, setzt mit seinem Schlagzeug während der gesamten Show wichtige Akzente und unterstreicht die Flic-Flac-eigenen Kompositionen punktgenau. Romain Vicente ist auch als Drummer und Percussionist der Berliner Folk‑, World‑, Pop‑, und Acoustik-Musik-Band 17 Hippies bekannt. bekannt.
Zdenek Polách
Zeejay, so der Künstlername von Zdenek Polách, kommt aus der tschechischen Hauptstadt Prag – der "Goldenen Stadt und interpretierte zu jazzig-rockigen Klängen die traditionsreiche Kunst der Jonglage neu. Er jongliert nahezu mühelos und präzise mit bis zu sieben großen Bällen. Zdenek Polách setzt in achter Generation das Erbe einer Zirkusfamilie fort und hält sechs Weltrekorde der Jonglage. Zeejay ist Preisträger des internationalen Zirkus-Festivals Golden Trick of Kobzov und des Israeli International Circus Festivals. Er ist Sieger des European Youth Circus 2018 in Wiesbaden und gewann dort den goldenen Festivalpreis in der Altersgruppe von 18 bis 26 Jahren.
David Eriksson
Der Schwede David Eriksson provoziert, interpretiert und kommentiert. Mit seiner schrägen, schrillen und bisweilen etwas freakigen Guerilla Comedy nimmt er das Publikum mit auf eine schrille Reise und hält sich und anderen den Spiegel vor. Er unterhält sein Publikum auf äußerst unterhaltsame, aber auch ungewöhnliche Weise. In der PUNXXX-Show jonglierte er zunächst mit Tischtennisbällen – nicht mit den Händen, sondern mit dem Mund – und brachte die Zuschauer auch im weiteren Verlauf mit schrägen Kurzauftritten zum Lachen.
Dana, Sofiia und Ustyna
Dana, Sofiia und Ustyna aus der Ukraine brachten athletisch-artistische Girl-Power auf die Bühne. Das als weibliche Straßengang auftretende Trio eroberte das Publikum mit ihrer Equilibristik im Sturm. Hand auf Hand, Fuß auf Nacken – die Show, die scheinbar spielerisch und ohne Anstrengung dargeboten wurde, war Kraft und Ästhetik pur. Mr. Spock vom berühmten Raumschiff Enterprise würde sagen: "Faszinierend".
Alex Michael
Den aus Brasilien stammenden Alex Michael zog es bereits unter die Kuppeln der renommiertesten Zirkus-Unternehmen der Welt. Er beeindruckte die Zuschauer mit einer atemberaubenden Trapeznummer in äußerst luftiger Höhe. Alex Michael verbindet zwei schwingenden Trapeze auf sehr unkonventionelle Art und Weise, indem er sich kopfunter über Schlaufen von einem zum anderen Trapez hangelt – und das wie schon erwähnt in sehr luftiger Höhe. Mit dieser Nummer begeisterte er nicht nur das Mindener Publikum, sondern auch schon die Zuschauer des 16. Internationalen Zirkus-Festival in der italienischen Stadt Latina.
Olha Peresada
Olha Peresada aus dem ukrainischen Cherson am Mündungsdelta des Dnjepr verzauberte die Flic-Flac-Zuschauer mit perfekter Körperkunst am Chinese Pole. Die Ukrainerin versprühte dabei einen Hauch von Sinnlichkeit und prickelnder Erotik. Zum Prince-Klassiker "Purple Rain" aus dem Jahr 1984 zeigte sie technisch hochversierte Akrobatik und nahm damit das Publikum für sich ein. Passend zum Begleitsong regnete es aus der Zirkuskuppel kräftig auf die Künstlerin herab. Einfach eine fantastischer Anblick.
Duo Turkeiev
Julia Galenchyk aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew und Dmytro Turkeiev sind das Duo Turkeiev. Sie präsentierten, ebenfalls unter von der Zirkuskuppel strömenden Wassermassen, ihre vor Dynamik und Kraft nur so sprühende Luft-Akrobatik und bewiesen wahres artistisches Können. Hoch über den Köpfen der Zuschauer zeigten sie ihre außergewöhnliches Talent und versetzten das Publikum ins Staunen.
Pause
In der 15-minütigen Pause hatten die Zuschauer die Möglichkeit, sich um ihr leibliches Wohl zu kümmern. Hierzu hatte der Zirkus Flic Flac eine Vielzahl an Möglichkeiten zu bieten. Es gab kalte Getränke mit und ohne Alkohol, Popcorn, Pommes Frites, Brat- und Currywurst und vieles andere. Die Mitarbeiter hatten währenddessen Zeit, die Manège trockenzulegen, denn wie schon erwähnt regnete es während der letzten beiden Acts aus der Zirkuskuppel nicht weniger als 1.200 Liter Wasser.
Helldrivers
Der Globe of Speed, die Stahlkugel der tollkühnen Motorradfahrer. In dieser Stahlkugel drehen nicht nur echte Kerle ihre waghalsigen Runden, auch eine heiße Motorradbraut ist mit von der Partie. Bis zu acht Biker teilen sich die Kugel mit etwa fünf Metern Durchmesser und drehen ihre waghalsigen und rasanten Runden. Bei dieser Show hielt das Publikum den Atem an und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Sandeep Kale
Sandeep Kale, ein Ausnahmetalent aus dem indischen Mumbai. Er präsentierte Mallakhamb, eine traditionelle Sportart seines Heimatlandes Indien. Mallakhamb ist eine Mischung aus Yogaübungen und Ringer-Griffen, die an einem vertikalen stationären oder an einem hängenden Holzpfahl durchgeführt wird. Mit Körperbeherrschung, Kraft, Ausstrahlung und Leichtigkeit zog er das Publikum in seinen Bann.
Romy Meggiolaro
Romy Meggiolaro stammt aus Mailand, der Hauptstadt der Lombardei sowie der zweitgrößten Stadt Italiens. Auf dem Rücken liegend wirbelte sie runde Stofftücher, Balken und Ringe in einer atemberaubenden Geschwindigkeit über Füße und Hände. Sie verblüffte das Publikum mit ihren Antipodenspielen. Und das nicht nur auf dem Rücken liegend, sondern auch an einem Seil in luftiger Höhe. Romy Meggiolaro ist übrigens mit dem brasilianischen Trapez-Künstler Alex Michael verheiratet, der ebenfalls in der PUNXXX-Show auftrat (siehe oben).
The Great Coperlin
Dustin Nicolodi, so der bürgerliche Name von The Great Coperlin, stammt in achter Generation aus einer Zirkusfamilie und wollte nie etwas anderes, als diese Tradition fortsetzen. Er wuchs praktisch im weltberühmten Pariser "Moulin Rouge" auf – und das prägte ihn. In seiner Show verwandelte er sich vom eher schüchternen Individuum in den Sprücheklopfer und Comedy-Jongleur Coperlin. Zur Freude des Publikums ging ihm manches daneben und diese Missgeschicke wurden mit einem herzlichen Lachen der Zuschauer begrüßt. Er machte Musik mit brennenden Kerzen, hypnotisierte ein kleines Pelztier auf eher unkonventionelle Weise, verkleidete sich als Samurai und jonglierte mit Schwertern und bezog auch das Publikum in seine Show mit ein.
Olha und Uyanga
Beim Waterbowl-Act tauchten die beiden reizenden Ladies ein in ihre Wasserwelt. Obwohl ihr Waterbowl zu klein für beide schien, gelang es ihnen darin zu schwimmen, kunstvolle Formen zu bilden und Synchron-Akrobatik zu präsentieren. Sie zeigten perfekte Körper in harmonischem Miteinander. Zwei wunderschöne Meerjungfrauen im Flic-Flac-Style, die nicht nur das männliche Publikum begeisterten.
Holy Warriors
Die Holy Warriors sind zehn Artisten der China National Acrobatic Troupe. Sie verblüfften und begeisterten die Zuschauer mit ihrer mit Hightech gepaarten Präzisions-Artistik. Die chinesische Artisten-Truppe zeigte zielgenaue Sprünge durch mobile und rotierende Reifen mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern. Besonders beeindruckend war der Sprung, den einer der Artisten fast aus dem Stand durch einen Reifen in vier Metern Höhe machte. Absolute Weltklasse. Auch die Show der Holy Warriors war, wie schon die vorangegangenen Shows, sensationell und beeindruckend.
Verabschiedung der Artisten
Nach dem letzten Show-Act, den Holy Warriors, kamen noch einmal alle Artisten in die Manège und verabschiedeten sich mit einer tiefen Verbeugung vom Publikum. Und die Zuschauer dankten den Künstlern mit tosenden Beifall und Standing Ovations.
Nachdem zu Beginn der Show darauf hingewiesen wurde, das Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Sexismus und Homophobie im Zirkus Flic Flac nicht zu suchen haben – dafür ein klares "Daumen hoch" – wurde während der Verabschiedung dann darauf hingewiesen, dass diese Show ohne die sogenannten "Ausländer" nur fünf Minuten dauern würde.
Etwas vergessen?
Ja. Die Redaktion der Freistätter Online Zeitung bedankt sich, auch im Namen der Wohnungslosenhilfe Freistatt und sicherlich auch der anderen anwesenden sozialen Einrichtungen und Organisationen, für die Möglichkeit diese sensationelle und faszinierende Show unentgeltlich sehen und bestaunen zu dürfen. Wir freuen uns schon auf ein nächstes Mal.