… die aber nur 10 Minuten existierte
In Mindens Innenstadt war am vergangenen Sonnabend ganz schön was los. Der Weihnachtsmarkt hat begonnen, und die Einheimischen genossen in dichtgedrängten Scharen die verführerischen Düfte, die sich aus den Buden verteilten. Es war trotz der vielen Menschen eine sehr gemütliche Atmosphäre und die Mindener unterhielten sich offenbar prächtig. Wie viele von den vorweihnachtlich gestimmten Besuchern ihre gute Laune in die KAMPA-Halle mitbrachten, ist schwer zu sagen.
Aber wer um 20:30 Uhr (eine für Handballverhältnisse recht ungewohnte Zeit) zum Mitfiebern zum GWD-Bundesligaspiel Richtung Hahler Straße aufbrach, merkte sehr schnell, dass auch hier für reichlich Gesprächsstoff gesorgt war. Rund zweieinhalbtausend Handballfans nahmen sich am späten Samstagabend die Zeit, um dem Heimteam bei der schweren Aufgabe gegen die Rhein Neckar Löwen die Daumen zu drücken. Vor dem Bundesliga-Spiel hatte der harte Kern der Fans aber auch andere Sorgen.
Zum einen lag ein November der angekündigten Abschiede hinter dem Verein. Neben dem schon längere Zeit angekündigten Wechsel von Marian Michalczik Richtung Berlin, gaben vor kurzem auch Espen Christensen sowie Magnus Gullerud bekannt, im Sommer 2020 den Verein zu verlassen. Während es Christensen in seine norwegische Heimat zieht, bezieht sein Landsmann im kommenden Sommer in Magdeburg sein Quartier.
Die künftigen Spielstätten der drei oben genannten GWD-ler scheinen damit sicher – aber die der GWD? In das Dauerthema „Kampa-Halle“ scheint in Minden Bewegung gekommen zu sein.Ein neuer Brandschutz muss her, aber in welcher Form? Ab Februar 2020 ist die Merkur-Arena in Lübbecke für die restliche Saison Heimspielstätte. Was die Saison 2020/2021 angeht, so existieren derzeit zwei Modelle, und beide haben etliche Befürworter. Ein schon längerer existierender Wunsch, gerade bei den Fans, lautet „neue Halle“, am besten eine Mehrzweck-Halle. Dagegen spricht eine Alternative, die seit einigen Tagen im Raum steht: Die KAMPA-Halle soll erhalten bleiben, um während der Umzugsphase brandschutztechnisch renoviert zu werden.
Zu diesem Anlass lud der Fan-Club Grün-Weiß Günter Klatt zu einem Gespräch ein. Klatt gehört zum Management der Melitta GmbH & Co. KG, welche zu den Hauptsponsoren der GWD Minden gehört. Auf Fragen des Fan-Club Vorsitzenden Frank Wentzlawsky erklärte Klatt, er habe zusammen mit dem Unternehmer Jero Bentz, seines Zeichen Geschäftsführer der Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG auf kommunaler Ebene Entwürfe präsentiert, die die Erbauung einer Multifunktionshalle möglich machen könnten. Laut Klatt soll im Kreistag am 16. Dezember eine Entscheidung fallen, ob die Stadt für den Bau einer solchen Halle am Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs stimmt.
Ach ja, Handball wurde am 30. November auch noch gespielt. Und wie. Obwohl, auch wegen der Ergebnisse Dankersens in jüngerer Zeit, wenige Anhänger zum Optimismus neigten. Immerhin handelte es sich bei dem südwestdeutschen Gast um ein Team, das den Mindener Jungs in den letzten 17 Begegnungen nicht einen Punkt überließ. Das Saisonvorhaben der Gäste aus der Mannheimer SAP-Arena, nächste Saison international mitspielen zu wollen, sowie das derzeitige Unterstreichen dieses Ziels in der Tabelle, zeigten klar, wer als Favorit abends um halb neun das Spielfeld betrat.
Am Ende sah es mit dem 28:24 aus Sicht der Löwen auch erwartungsgemäß aus. Aber so leicht machte der Hausherr es den „Kröten“, so der Spitzname der Rhein Neckar Löwen, nicht, um an die zwei Punkte vom vorweihnachtlichen Gabentisch zu gelangen. Die zwischenzeitlichen Drei-Tore-Führungen des Favoriten verraten zum Beispiel nicht, welche Chancen Grün-Weiß Dankersen gerade in der Anfangsphase hatte, um sogar selbst in Führung zu gehen. Doch die Ostwestfalen blieben giftig. Sie kämpften sich nicht nur heran, es gelang vor der Pause gar zweimal der Ausgleichstreffer.
Kurz vor und kurz nach dem Seitenwechsel konnten sich die Löwen immer wieder mit einem Treffer behaupten, doch die GWD ließ nicht locker, und das Publikum begann lautstark zu spüren, hier ist gar eine Überraschung drin. In der 40. Minute sorgte Mats Korte für Ekstase pur, als er die GWD Minden gar in Führung brachte. Der Jubel wurde sogar noch stärker, denn wenige Augenblicke lag die Heimmanschaft sensationell mit drei Toren in Führung.
Für knapp 10 Minuten glaubten die rund 2.500 Zuschauer, die Rhein Neckar Löwen haben ein Gastgeschenk mitgebracht. Doch zu früh gefreut: Knapp 10 Minuten vor dem Abpfiff packte das Team um Uwe Gensheimer eine verfrühte Nikolausrute aus, um die Partie erneut zu drehen. Am Ende gewannen die Rhein Neckar Löwen sicher verdient – schade nur, dass ein guter Einsatz und eine starke Moral der Mindener nicht belohnt wurden.
Zwei Punkte hätten ja so gut getan. Erst recht, wenn man sich die Tabelle aktuell anschaut und an die kommenden Aufgaben denkt. Neben den fast unlösbaren Auswärtsbrocken wie Kiel und Flensburg sind auch die kommenden Gäste aus Erlangen, Solingen und Hannover ordentliche Hürden. Aber mit dem Einsatz vom 15. Spieltag sollten sich auch die Kontrahenten nicht zu früh freuen.