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Braun­schweig feiert den 1.Mai

Es wurde gemahnt. Es war eine Veran­stal­tung, die alle zum Nach­denken. Es war eine für den 1. Mai typische Kund­ge­bung. Und es endete in einem fröh­li­chen Fest. Kurzum, der Tag der Arbeit, den die Stadt Braun­schweig zele­brierte, hatte von allem etwas. Vieles fühlte sich an wie vor 2020, und doch fehlte etwas. Aber dazu später mehr.

Der 1. Mai 2022: bundes­weit wurde dieser Feiertag erstmals nach zwei Pande­mie­ab­sagen wieder so begangen, wie wir es bis 2019 wieder gewohnt waren. Wir beschlossen, die hoffent­lich ab sofort wieder tradi­tio­nellen und alljähr­li­chen Maikund­ge­bungen  in Braun­schweig zu besuchen. Die u.a. vom Deutschen Gewerk­schafts­bund bestand aus drei Teilen, und begann auf dem Burgplatz, inmitten der Innen­stadt. Hunderte von Menschen waren vor Ort, um auf die Inter­essen der unter­schied­lichsten Verbände, Orga­ni­sa­tionen und Parteien aufmerksam zu machen.

Mitt­ler­weile gehen am Tag der Arbeit nicht nur Gewerk­schaftler, Arbeit­nehmer und Arbeit­geber auf die Straße; zu den Kund­ge­bungs­teil­neh­mern gesellten sich Bündnisse gegen rechts­po­li­ti­sche Strö­mungen, Umwelt­ak­ti­visten sowie Inter­es­sierte an einer offenen Gesell­schaft. Der Ort des Gesche­hens verwan­delte sich in ein Fahnen­mehr, zwischen Fahnen mit Abkür­zungen und Flaggen in Regen­bo­gen­farben wehten auch die Landes­flaggen der Ukraine. Bei den Vorträgen der geladenen Redner kamen auch sämtliche Themen aller Inter­essen zur Sprache.

Den Kern fanden sie alle; ob der Ober­bür­ger­meister der Stadt Dr. Thorsten Kornblum, sowie der national renom­mierte Wirt­schafts­wis­sen­schaftler Prof. Dr. Rudolf Hickel. Beide zählten die aktuellen Schwie­rig­keiten der Stadt, des Landes und des Bundes auf. Die Auswir­kungen der Pandemie sowie der russi­schen Invasion in der Ukraine und die damit verbun­denen wirt­schaft­li­chen Auswir­kungen auf dem Ener­gie­markt und den gestie­genen Lebens­hal­tungs­kosten. Das ist aktuell jedem auch bewusst, doch konkrete Lösungen, wie die derzei­tige Lage über­wunden werden kann, konnte keiner anbieten. Das galt auch für die Redner und Redn­de­rinnen von ver.di sowie zwei Sprecher der Braun­schweiger Jugendinitiative.

Nach dem Grußwort und der Mairede formierten sich die Kund­ge­bungs­teil­nehmer zu einem Demons­tar­ti­onszug, der sich quer durch die Innen­stadt in Richtung des dort ansäs­sigen Bürger­parks bewegte. Der Braun­schweiger Bürger­park, der im normalen Alltag ein Ort der Erholung ist, wurde in eine kleine Kirmes verandelt. Es wurde auf Bühnen musiziert, es gab kuli­na­ri­sches aus vielen anderen Nationen, und vor allem hatten jene Inter­es­sens­ver­treter der Kund­ge­bung Stände aufgebaut für weitere Infor­ma­tionen zu den entspre­chenden Organisationen.

Viel­leicht ist das kein schlechter Weg, den die zweit­größte Stadt Nieder­sachsens an diesem beson­deren Feiertag geht, der 2022 arbeit­neh­mer­feind­lich ein Sonntag war. Der 1. Mai in Braun­schweig hatte sehr viel gemüt­li­ches, die Veran­stal­tung wirkte insgesamt sehr familiär. Es fehlte zwar ein entschei­dender Lösungs­an­satz für die Probleme unserer Zeit. Jedoch bringt ein fried­li­cher Dialog die Menschen zusammen statt zu entzweien. Das sollten vor allem jene wissen, die am Tag der Arbeit vermummt zwischen Wasser­wer­fern geraten.

 

Fotos.: Thomas & Hari / Text.: Hari