Bonn 2020

Rhein, Beethoven und mehr – Ein Kurztrip in die Bundes­stadt Bonn

Mitte Februar diesen Jahres war die Redaktion der Frei­stätter Online Zeitung für zwei Tage im schönen Rheinland unterwegs.

Während meine beiden Kollegen zur Fastel­ovends­sit­zung för ärm Lück, also zur Karne­vals­sit­zung für arme Menschen, einge­laden waren, zog es mich für einen Tag nach Bonn, meiner alten Heimat. Und mit einem kleinen Bericht und den dazu­ge­hö­rigen Bildern möchte ich unseren Lesern die Beethoven- und Bundes­stadt Bonn einmal mit der ein oder anderen Sehens­wür­dig­keit vorstellen.

Die etwas mehr als 330.000 Einwohner zählende Stadt (Stand: Januar 2019)  gehört zu den Metro­pol­re­gionen Rheinland, Rhein/Ruhr sowie zur Region Köln/Bonn. Bonn liegt an beiden Seiten des Rheins und war von 1949 – 1990 Bundes­haupt­stadt und bis 1999 Regie­rungs­sitz der Bundes­re­pu­blik Deutsch­land.

Mit ihrer mehr als 2000-jährigen Geschichte ist Bonn eine der ältesten Städte Deutsch­lands. Zwischen 1597 und 1794 war es Haupt- und Resi­denz­stadt von Kurköln (dem Kurfürs­tentum Köln). In dieser Zeit, genauer gesagt im Jahre 1770, kam Ludwig van Beethoven, der wohl berühm­teste Bonner, in der Stadt am Rhein zur Welt.

Als Sitz von 20 Orga­ni­sa­tionen der Vereinten Nationen ist Bonn in hohem Maße inter­na­tional verflechtet. Außerdem haben die beiden Unter­nehmen Deutsche Post und Deutsche Telekom ihren Hauptsitz in der Stadt.

Nach diesen allge­meinen Infor­ma­tionen über die Bundes­stadt beginnt nun mein kleiner Stadt­rund­gang, der mich zuerst in den Bonner Stadtteil Grau­rhein­dorf führte – genauer gesagt zum dortigen Fähr­an­leger der Rhein­fähre Mondorf.

Die Fähr­ver­bin­dung von Grau­rhein­dorf über den Rhein nach Mondorf, einem Stadtteil von Nieder­kassel im Rhein-Sieg-Kreis, besteht bereits seit dem 13. Jahr­hun­dert. Zu dieser Zeit rettete ein Mondorfer Fischer den Sohn eines Landes­herren vor dem Ertrinken in den Fluten des Rheins und war darüber so dankbar, dass er dem Retter ein vererb­bares Fährrecht verlieh. Bald darauf wurde die Mondorfer Fähre zu einem bekannten Ausdruck und blieb über Jahr­hun­derte in Fami­li­en­be­sitz. Nach vielen Wand­lungen im Fähr­be­trieb, vom einfachen Nachen zur Motor­fähre, und diversen Besit­zer­wech­seln verkehrt heute die "Mondorf II" zwischen Grau­rhein­dorf und Mondorf.

Die Anle­ge­stelle in Grau­rhein­dorf ist heute ein beliebtes Ausflugs­ziel. So lädt der Platz die Ausflügler mit Liege­bänken dazu ein, sich zurück­zu­lehnen und den Enten, Schwänen und Möwen zuzusehen, die hier ihr ange­stammtes Revier haben. Und auch der Rhein­radweg, der hier am Anleger vorbei führt, wird gut genutzt. Im Jahr 2014 wurde dann auch ein Bistro, der Fähr­pa­villon, eröffnet, wo man bei kalten und warmen Getränken, Kuchen, warmen Speisen und anderen Lecke­reien verweilen kann.

Nach einer kleinen Stärkung führte mich mein Weg dann in die Bonner Innen­stadt, genauer gesagt in die Bonngasse.

Hier gibt es drei Sehens­wür­dig­keiten, die ich unseren Lesern vorstellen möchte.

Gleich am Anfang der Bonngasse befindet sich das Gasthaus Im Stiefel. Der Stiefel ist ein Bonner Tradi­ti­ons­gast­haus sowie ein ehema­liges Brauhaus. Er wird bereits seit dem späten 18. Jahr­hun­dert als Gasthaus genutzt. Schon Beet­ho­vens Vater Johann soll hier derartig oft einge­kehrt sein, dass zu dessen Tod nicht seinem Sohn Ludwig, sondern dem Wirt des Stiefels wegen des einbre­chenden Umsatzes das Beileid ausge­spro­chen wurde – Ein Hoch auf gute rhei­ni­sche Bier-Legenden! Bis ins 19. Jahr­hun­dert wurde im Stiefel noch selbst gebraut und gebrannt. Die haus­ei­genen Bren­ne­rei­pro­dukte konnten lange Jahre nicht nur im Stiefel selber, sondern auch in den umlie­genden Kran­ken­häu­sern genossen werden – das Gasthaus belie­ferte die Hospi­täler mit Arznei­mit­tel­al­kohol. Nach dem drohenden aus in den 1980er Jahren gehört das Gasthaus heute einer bekannten Brauerei aus der Eifel, die es derzeit an das nicht weniger bekannte Godes­berger Rhein­hotel Dreesen verpachtet hat.

Nur ein paar Türen weiter findet man das Beet­ho­ven­haus. Das Haus, in dem Ludwig van Beethoven im Jahr 1770 das Licht der Welt erblickte, ist eines der wenigen erhal­tenen Bonner Bürger­häu­sern aus dem 18. Jahr­hun­dert. Vier Jahre später verließ die Familie Beethoven dann ihre Wohnung in diesem Gebäude. 1873 wurde dann im Erdge­schoss eine Wirt­schaft mit Namen Beethoven's Geburts­haus eröffnet, die 1887 durch eine Bier- und Concert­halle im Hof erweitert wurde. 1888 übernahm ein Kolo­ni­al­wa­ren­händler das Haus, bot es aber bereits ein Jahr später wieder zum Kauf an. Die Stadt Bonn war am Ankauf des Hauses nicht inter­es­siert und so gründete sich 1889 der Verein Beethoven-Haus mit dem Ziel das Haus zu erwerben und als Gedenk­stätte zu erhalten. Nach einigen Umbauten konnte das Haus dann am 10. Mai 1893 im Rahmen des zweiten Kammer­mu­sik­festes feierlich eröffnet werden. Mitte der 1930er Jahre wurde die erste umfang­reiche Instand­set­zung notwendig. Nach der Besei­ti­gung von vergleichs­weise geringen Kriegs­schäden in den 1950er Jahren, erfolgte in den 1960er Jahren die zweite und zwischen 1994 – 1996 die dritte grund­le­gende Restaurierung.

In diesem Jahr, zum 250. Geburtstag Ludwig van Beet­ho­vens haben sich die Bundes­re­pu­blik Deutsch­land, das Land Nordrhein-Westfalen, der Rhein-Sieg-Kreis und die Bundes­stadt Bonn zur Gründung der gemein­nüt­zigen Beethoven Jubiläums Gesell­schaft zusam­men­ge­funden, die dieses bedeu­tende Jubiläum koor­di­niert und unter der Dachmarke BTHVN2020 kommuniziert.

Die dritte Sehens­wür­dig­keit in der Bonngasse ist die Namen-Jesu-Kirche. Seit drei Jahr­hun­derten ist sie für viele Bonner Familien ein wichtiger Ort der Andacht, des Gedenkens und des Gottes­dienstes und wird seit 1877 durch­ge­hend als Gottes­haus genutzt. Im Jahre 1686 legte Kurfürst Max Heinrich von Bayern den Grund­stein der Kirche und legte fest, dass sie "ausge­malet werde wie St. Gereon zu Köln und den aller­süs­sesten Namen Jesu trage". Da der Bau der Kirche in eine Zeit poli­ti­scher Wirren fiel, beschlag­nahmten die Franzosen im Jahr 1689 das gesamte Bauma­te­rial – zwei Jahre später wurde der Bau dann wieder aufge­nommen. Im Jahr 1717, also dreißig Jahre nach Baubeginn konnte Kurfürst Joseph Clemens von Bayern, ein Neffe Max Heinrichs, die Kirche dann endlich einweihen. Bis 1774 diente die Kirche der Gemein­schaft Jesu als Schul- und Ordens­kirche und ab 1793 wurde sie von den Franzosen als Pfer­de­stall und Magazin zweck­ent­fremdet. Nachdem diese das Gottes­haus im Jahre 1800 als Ruine zurück­ließen, schloss die römisch-katho­li­sche Kirche 1802 einen Vertrag mit Napoleon Bonaparte, indem sie die Namen-Jesu-Kirche an den damals fran­zö­si­schen Staat abtrat. Auf die Erste Fran­zö­si­sche Republik folgte später das König­reich Preußen und schließ­lich das Bundes­land Nordrhein-Westfalen als Eigen­tümer der Kirche. Zwischen 1877 und 1934 war sie die erste Pfarr­kirche der alt-katho­li­schen Gemeinde. Zwischen 1934 und 2009 wurde sie von der römisch-katho­li­schen Kirche, zuletzt als Univer­si­täts­kirche, genutzt. 2011 erfolgte dann eine aufwen­dige Sanierung durch das Land Nordrhein-Westfalen und wurde 2012 der Stiftung Namen-Jesu-Kirche übergeben.

Von der Bonngasse geht es nun weiter in Richtung Markt­platz, wo auch wieder die ein oder andere Sehens­wür­dig­keit auf den Bonn-Besucher wartet.

Auf dem Weg dorthin kommt man an der Stern­straße, einer der zentralen Geschäfts­straßen der Bonner Innen­stadt, vorbei.

Am Markt­platz ange­kommen fällt der Blick zunächst auf einen Obelisken. Bei diesem unter Denk­mal­schutz stehenden Baudenkmal handelt es sich um die Markt­fon­täne, die 1777 auf einen Befehl des Kurfürsten Maxi­mi­lian Friedrich von Königsegg-Rothen­fels hin erbaut wurde. Aller­dings gab er nur den Befehl zum Bau, nicht jedoch das dazu benötigte Geld – die Finan­zie­rung des Brunnens musste von den Bonner Bürgern über­nommen werden, die mit Sicher­heit nicht besonders erfreut darüber waren. So enthält die Lobes­hymne auf den Kurfürsten, die auf zwei Tafeln sowohl in deutscher als auch in italie­ni­scher Sprache auf dem Obelisken zu finden ist, die Zeile "Du grubst Dein Denkmaal selbst in unsere Herzen ein …" – was wiederum dem Kurfürsten vermut­lich nicht gefallen hat.

In einer Ecke des Markt­platzes, direkt neben dem Alten Rathaus, findet man die histo­ri­sche Gast­stätte Em Höttche, dessen Bonner Geschichte sich von den Decken­balken ablesen lässt. Diese Geschichte beginn im Jahr 1389, als das Haus einer Nesa von der Bomen gehörte. Später wurde das Haus zu einem Gasthaus und erhielt den Namen Zur Blomen. Außerdem erzählen die besagten Holz­balken von einer Hexen­ver­bren­nung in diesem Haus und selbst­ver­ständ­lich auch von Ludwig van Beethoven, der hier mit seiner Jugend­liebe getanzt haben soll. Im Februar 1583 heiratete Kurfürst Gebhard Truchsess von Waldburg seine ange­be­tete Agnes Gräfin von Mansfeld. Das anschlie­ßende Festmahl sollte dann Em Höttche, oder damals noch Zum Blomen, statt­finden. Dies endete jedoch im Chaos – denn diese Hochzeit endete später im Kölner Krieg.

Wie bereits kurz erwähnt, findet man direkt neben dem Höttche das Prunk­stück des Bonner Markt­platzes, aber auch der Stadt Bonn: Das Alte Rathaus. Es wurde zwischen 1737 und 1738 im Rokoko-Stil vom kurfürst­li­chen Hofbau­meister Michael Leveilly erbaut. Aller­dings wurde es erst 1780 voll­ständig fertig gestellt. Bekannt ist auch die goldene Frei­treppe des Alten Rathauses, die im Verlauf der Geschichte immer wieder Schau­platz bedeu­tender Ereig­nisse war. So trat etwa Theodor Heuss im Jahr 1949 dort vor die Bonner, um seine gerade eben gewonnene Wahl zum Bundes­prä­si­denten zu feiern. Außerdem hielten hier 1962 der fran­zö­si­sche Staats­prä­si­dent Charles de Gaulle und im Juni 1963 US-Präsident John F. Kennedy, der bereits im November des gleichen Jahres in Dallas ermordet wurde, während ihrer Staats­be­suche die Begrü­ßungs­an­spra­chen. Nachdem das Rathaus 1978 seine Funktion als Sitz der Bonner Stadt­ver­wal­tung verlor, wurde es von der Stadt Bonn jedoch weiterhin zu Reprä­sen­ta­ti­ons­zwe­cken genutzt. So konnten die Bonner beispiels­weise 1989 dem sowje­ti­schen Staats- und Partei­chef Michail Gorbat­schow zujubeln.

Wir verlassen nun den Markt­platz und gehen vorbei am Haupt­ge­bäude Bonner Univer­sität, genauer gesagt der Rhei­ni­schen Fried­richs Wilhelm Univer­sität Bonn, in Richtung Müns­ter­platz. Die Univer­sität wurde 1786 als Kurköl­ni­sche Akademie gegründet, erhielt 1818 die Erhebung zur Univer­sität und wurde nach dem preu­ßi­schen König Friedrich Wilhelm III. benannt. Ende 2019 waren hier über 41.000 Studie­rende immatrikuliert.

Nach kurzer Zeit erreichen wir den Münsterplatz.

Hier gibt es zunächst ein Bronze-Modell zu sehen, dass Bonn im 18. Jahr­hun­dert zeigt – noch bevor die Franzosen 1794 einmar­schierten und das gesamte Stadtbild verän­derten, indem sie ganze Kirchen im Rahmen der Säku­la­ri­sa­tion abrissen. Zu sehen ist das Modell seit November 2013 und wurde vom Rotary-Club Bonn Süd Bad Godesberg zu dessen 50-jährigen Bestehen aufgestellt.

Besonders ins Auge fiel das Festzelt, welches die Bonner Stadt­sol­daten, wie in jedem Jahr zur Fünften Jahres­zeit, für das Bonner Karne­vals­fes­tival sowie ein großes Kinder­kos­tüm­fest hier mitten auf den Müns­ter­platz aufge­stellt hatten.

Am Rande des Müns­ter­platzes findet man neben einigen kleinen und großen Geschäften, wie zum Beispiel Galeria Kaufhof, TK Maxx oder Sinn Leffers, das bereits 1912 von Karl Thoma erbaute Münster-Haus. Das Gebäude beher­bergte später die Bonner Geschäfts­stelle der Dresdner Bank. Heute ist das Gebäude Sitz verschie­dener Unter­nehmen wie zum Beispiel Vodafone.

Ein weiterer Blickfang auf dem Müns­ter­platz ist das Beethoven-Denkmal, welches wie viele andere Dinge in Bonn, an den berühm­testen Sohn der Stadt erinnern soll. Das von Ernst Hähnel entwor­fene und von Jacob Daniel Burg­schmiet gefer­tigte Denkmal wurde im Sommer 1845 zum Gedenken an Beet­ho­vens 75. Geburtstag feierlich enthüllt und ist heute ein beliebtes Fotomotiv – nicht nur für Touristen.

Direkt hinter dem Kompo­nisten fällt die gelbe Fassade der ehema­ligen Bonner Hauptpost ins Auge. Das Gebäude ist das ehemalige Fürs­ten­ber­gi­sche Palais und wurde zwischen 1751 und 1753 erbaut. Bis zum Jahr 1859 diente das Palais als Wohnhaus mehrerer Bonner Familien und wurde dann bis 1876 als Mädchen­pen­sionat genutzt. Im gleichen Jahr kaufte die Deutsche Reichs­post das Gebäude dann, um hier das Postamt Bonn einzu­richten, welches nach einigen Umbauten im Winter 1877 eröffnet wurde. Einige Jahre später erwies sich das Gebäude als unzu­rei­chend und nach dem Kauf angren­zender Häuser und Grund­stücke begann im Sommer 1906 der Bau eines Paket­post­amtes. Nach vielen weiteren Umbau­maß­nahmen und Umge­stal­tungen in den kommenden Jahren und Jahr­zehnten wurde 1996 ein Archi­tek­tur­wett­be­werb zur Neuge­stal­tung des mitt­ler­weile "Post-Carré" genannten Posthof ausge­schrieben. Die Umsetzung der Ergeb­nisse dieses Wett­be­werbs erfolgte zwischen 1997 und 1998 und wurde insgesamt 2001 abge­schlossen. Aufgrund von Umstruk­tu­rie­rungs-Maßnahmen verlor das Gebäude dann 2008 seinen Status als Hauptpost und beher­bergt seitdem ein Finanz­center der Postbank sowie Dienst­leis­tungs­be­reiche der Deutschen Post und der DHL. Der Mieter in den oberen Etagen des Gebäudes ist seit 1999 das Max-Planck-Institut für Mathe­matik.

Hier endet mein Rundgang durch die Bundesstadt.

Der Weg zum Haupt­bahnhof mit seinem im Jahr 1885 einge­weihten und heute unter Denk­mal­schutz stehenden Empfangs­ge­bäude führt noch kurz am Martins­brunnen vorbei. Er ist einer von über 100 Bonner Brunnen und ist vor dem West­portal des Bonner Münster zu finden. Die vom Künstler entwor­fene Szene zeigt Kinder, die versuchen, ein Festessen in Form einer Gans für den Martinstag am 11.11. zu fangen. Wenn im Sommer die Mittags­hitze brennt, nutzen viele den stei­nernen Rand des Brunnens für eine Verschnauf­pause und so mancher kommt nicht am Martins­brunnen vorbei ohne wenigs­tens einmal die Finger durch das kühle Nass zu ziehen.

Auf Wieder­sehen Bonn – bis zum nächsten Mal …

 

Text: Stefan

Fotos: Stefan (Ausnahmen siehe Bildunterschriften)