Mitte Februar diesen Jahres war die Redaktion der Freistätter Online Zeitung für zwei Tage im schönen Rheinland unterwegs.
Während meine beiden Kollegen zur Fastelovendssitzung för ärm Lück, also zur Karnevalssitzung für arme Menschen, eingeladen waren, zog es mich für einen Tag nach Bonn, meiner alten Heimat. Und mit einem kleinen Bericht und den dazugehörigen Bildern möchte ich unseren Lesern die Beethoven- und Bundesstadt Bonn einmal mit der ein oder anderen Sehenswürdigkeit vorstellen.
Die etwas mehr als 330.000 Einwohner zählende Stadt (Stand: Januar 2019) gehört zu den Metropolregionen Rheinland, Rhein/Ruhr sowie zur Region Köln/Bonn. Bonn liegt an beiden Seiten des Rheins und war von 1949 – 1990 Bundeshauptstadt und bis 1999 Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland.
Mit ihrer mehr als 2000-jährigen Geschichte ist Bonn eine der ältesten Städte Deutschlands. Zwischen 1597 und 1794 war es Haupt- und Residenzstadt von Kurköln (dem Kurfürstentum Köln). In dieser Zeit, genauer gesagt im Jahre 1770, kam Ludwig van Beethoven, der wohl berühmteste Bonner, in der Stadt am Rhein zur Welt.
Als Sitz von 20 Organisationen der Vereinten Nationen ist Bonn in hohem Maße international verflechtet. Außerdem haben die beiden Unternehmen Deutsche Post und Deutsche Telekom ihren Hauptsitz in der Stadt.
Nach diesen allgemeinen Informationen über die Bundesstadt beginnt nun mein kleiner Stadtrundgang, der mich zuerst in den Bonner Stadtteil Graurheindorf führte – genauer gesagt zum dortigen Fähranleger der Rheinfähre Mondorf.
Die Fährverbindung von Graurheindorf über den Rhein nach Mondorf, einem Stadtteil von Niederkassel im Rhein-Sieg-Kreis, besteht bereits seit dem 13. Jahrhundert. Zu dieser Zeit rettete ein Mondorfer Fischer den Sohn eines Landesherren vor dem Ertrinken in den Fluten des Rheins und war darüber so dankbar, dass er dem Retter ein vererbbares Fährrecht verlieh. Bald darauf wurde die Mondorfer Fähre zu einem bekannten Ausdruck und blieb über Jahrhunderte in Familienbesitz. Nach vielen Wandlungen im Fährbetrieb, vom einfachen Nachen zur Motorfähre, und diversen Besitzerwechseln verkehrt heute die "Mondorf II" zwischen Graurheindorf und Mondorf.
Die Anlegestelle in Graurheindorf ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. So lädt der Platz die Ausflügler mit Liegebänken dazu ein, sich zurückzulehnen und den Enten, Schwänen und Möwen zuzusehen, die hier ihr angestammtes Revier haben. Und auch der Rheinradweg, der hier am Anleger vorbei führt, wird gut genutzt. Im Jahr 2014 wurde dann auch ein Bistro, der Fährpavillon, eröffnet, wo man bei kalten und warmen Getränken, Kuchen, warmen Speisen und anderen Leckereien verweilen kann.
Nach einer kleinen Stärkung führte mich mein Weg dann in die Bonner Innenstadt, genauer gesagt in die Bonngasse.
Hier gibt es drei Sehenswürdigkeiten, die ich unseren Lesern vorstellen möchte.
Gleich am Anfang der Bonngasse befindet sich das Gasthaus Im Stiefel. Der Stiefel ist ein Bonner Traditionsgasthaus sowie ein ehemaliges Brauhaus. Er wird bereits seit dem späten 18. Jahrhundert als Gasthaus genutzt. Schon Beethovens Vater Johann soll hier derartig oft eingekehrt sein, dass zu dessen Tod nicht seinem Sohn Ludwig, sondern dem Wirt des Stiefels wegen des einbrechenden Umsatzes das Beileid ausgesprochen wurde – Ein Hoch auf gute rheinische Bier-Legenden! Bis ins 19. Jahrhundert wurde im Stiefel noch selbst gebraut und gebrannt. Die hauseigenen Brennereiprodukte konnten lange Jahre nicht nur im Stiefel selber, sondern auch in den umliegenden Krankenhäusern genossen werden – das Gasthaus belieferte die Hospitäler mit Arzneimittelalkohol. Nach dem drohenden aus in den 1980er Jahren gehört das Gasthaus heute einer bekannten Brauerei aus der Eifel, die es derzeit an das nicht weniger bekannte Godesberger Rheinhotel Dreesen verpachtet hat.
Nur ein paar Türen weiter findet man das Beethovenhaus. Das Haus, in dem Ludwig van Beethoven im Jahr 1770 das Licht der Welt erblickte, ist eines der wenigen erhaltenen Bonner Bürgerhäusern aus dem 18. Jahrhundert. Vier Jahre später verließ die Familie Beethoven dann ihre Wohnung in diesem Gebäude. 1873 wurde dann im Erdgeschoss eine Wirtschaft mit Namen Beethoven's Geburtshaus eröffnet, die 1887 durch eine Bier- und Concerthalle im Hof erweitert wurde. 1888 übernahm ein Kolonialwarenhändler das Haus, bot es aber bereits ein Jahr später wieder zum Kauf an. Die Stadt Bonn war am Ankauf des Hauses nicht interessiert und so gründete sich 1889 der Verein Beethoven-Haus mit dem Ziel das Haus zu erwerben und als Gedenkstätte zu erhalten. Nach einigen Umbauten konnte das Haus dann am 10. Mai 1893 im Rahmen des zweiten Kammermusikfestes feierlich eröffnet werden. Mitte der 1930er Jahre wurde die erste umfangreiche Instandsetzung notwendig. Nach der Beseitigung von vergleichsweise geringen Kriegsschäden in den 1950er Jahren, erfolgte in den 1960er Jahren die zweite und zwischen 1994 – 1996 die dritte grundlegende Restaurierung.
In diesem Jahr, zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens haben sich die Bundesrepublik Deutschland, das Land Nordrhein-Westfalen, der Rhein-Sieg-Kreis und die Bundesstadt Bonn zur Gründung der gemeinnützigen Beethoven Jubiläums Gesellschaft zusammengefunden, die dieses bedeutende Jubiläum koordiniert und unter der Dachmarke BTHVN2020 kommuniziert.
Die dritte Sehenswürdigkeit in der Bonngasse ist die Namen-Jesu-Kirche. Seit drei Jahrhunderten ist sie für viele Bonner Familien ein wichtiger Ort der Andacht, des Gedenkens und des Gottesdienstes und wird seit 1877 durchgehend als Gotteshaus genutzt. Im Jahre 1686 legte Kurfürst Max Heinrich von Bayern den Grundstein der Kirche und legte fest, dass sie "ausgemalet werde wie St. Gereon zu Köln und den allersüssesten Namen Jesu trage". Da der Bau der Kirche in eine Zeit politischer Wirren fiel, beschlagnahmten die Franzosen im Jahr 1689 das gesamte Baumaterial – zwei Jahre später wurde der Bau dann wieder aufgenommen. Im Jahr 1717, also dreißig Jahre nach Baubeginn konnte Kurfürst Joseph Clemens von Bayern, ein Neffe Max Heinrichs, die Kirche dann endlich einweihen. Bis 1774 diente die Kirche der Gemeinschaft Jesu als Schul- und Ordenskirche und ab 1793 wurde sie von den Franzosen als Pferdestall und Magazin zweckentfremdet. Nachdem diese das Gotteshaus im Jahre 1800 als Ruine zurückließen, schloss die römisch-katholische Kirche 1802 einen Vertrag mit Napoleon Bonaparte, indem sie die Namen-Jesu-Kirche an den damals französischen Staat abtrat. Auf die Erste Französische Republik folgte später das Königreich Preußen und schließlich das Bundesland Nordrhein-Westfalen als Eigentümer der Kirche. Zwischen 1877 und 1934 war sie die erste Pfarrkirche der alt-katholischen Gemeinde. Zwischen 1934 und 2009 wurde sie von der römisch-katholischen Kirche, zuletzt als Universitätskirche, genutzt. 2011 erfolgte dann eine aufwendige Sanierung durch das Land Nordrhein-Westfalen und wurde 2012 der Stiftung Namen-Jesu-Kirche übergeben.
Von der Bonngasse geht es nun weiter in Richtung Marktplatz, wo auch wieder die ein oder andere Sehenswürdigkeit auf den Bonn-Besucher wartet.
Auf dem Weg dorthin kommt man an der Sternstraße, einer der zentralen Geschäftsstraßen der Bonner Innenstadt, vorbei.
Am Marktplatz angekommen fällt der Blick zunächst auf einen Obelisken. Bei diesem unter Denkmalschutz stehenden Baudenkmal handelt es sich um die Marktfontäne, die 1777 auf einen Befehl des Kurfürsten Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels hin erbaut wurde. Allerdings gab er nur den Befehl zum Bau, nicht jedoch das dazu benötigte Geld – die Finanzierung des Brunnens musste von den Bonner Bürgern übernommen werden, die mit Sicherheit nicht besonders erfreut darüber waren. So enthält die Lobeshymne auf den Kurfürsten, die auf zwei Tafeln sowohl in deutscher als auch in italienischer Sprache auf dem Obelisken zu finden ist, die Zeile "Du grubst Dein Denkmaal selbst in unsere Herzen ein …" – was wiederum dem Kurfürsten vermutlich nicht gefallen hat.
In einer Ecke des Marktplatzes, direkt neben dem Alten Rathaus, findet man die historische Gaststätte Em Höttche, dessen Bonner Geschichte sich von den Deckenbalken ablesen lässt. Diese Geschichte beginn im Jahr 1389, als das Haus einer Nesa von der Bomen gehörte. Später wurde das Haus zu einem Gasthaus und erhielt den Namen Zur Blomen. Außerdem erzählen die besagten Holzbalken von einer Hexenverbrennung in diesem Haus und selbstverständlich auch von Ludwig van Beethoven, der hier mit seiner Jugendliebe getanzt haben soll. Im Februar 1583 heiratete Kurfürst Gebhard Truchsess von Waldburg seine angebetete Agnes Gräfin von Mansfeld. Das anschließende Festmahl sollte dann Em Höttche, oder damals noch Zum Blomen, stattfinden. Dies endete jedoch im Chaos – denn diese Hochzeit endete später im Kölner Krieg.
Wie bereits kurz erwähnt, findet man direkt neben dem Höttche das Prunkstück des Bonner Marktplatzes, aber auch der Stadt Bonn: Das Alte Rathaus. Es wurde zwischen 1737 und 1738 im Rokoko-Stil vom kurfürstlichen Hofbaumeister Michael Leveilly erbaut. Allerdings wurde es erst 1780 vollständig fertig gestellt. Bekannt ist auch die goldene Freitreppe des Alten Rathauses, die im Verlauf der Geschichte immer wieder Schauplatz bedeutender Ereignisse war. So trat etwa Theodor Heuss im Jahr 1949 dort vor die Bonner, um seine gerade eben gewonnene Wahl zum Bundespräsidenten zu feiern. Außerdem hielten hier 1962 der französische Staatspräsident Charles de Gaulle und im Juni 1963 US-Präsident John F. Kennedy, der bereits im November des gleichen Jahres in Dallas ermordet wurde, während ihrer Staatsbesuche die Begrüßungsansprachen. Nachdem das Rathaus 1978 seine Funktion als Sitz der Bonner Stadtverwaltung verlor, wurde es von der Stadt Bonn jedoch weiterhin zu Repräsentationszwecken genutzt. So konnten die Bonner beispielsweise 1989 dem sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow zujubeln.
Wir verlassen nun den Marktplatz und gehen vorbei am Hauptgebäude Bonner Universität, genauer gesagt der Rheinischen Friedrichs Wilhelm Universität Bonn, in Richtung Münsterplatz. Die Universität wurde 1786 als Kurkölnische Akademie gegründet, erhielt 1818 die Erhebung zur Universität und wurde nach dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. benannt. Ende 2019 waren hier über 41.000 Studierende immatrikuliert.
Nach kurzer Zeit erreichen wir den Münsterplatz.
Hier gibt es zunächst ein Bronze-Modell zu sehen, dass Bonn im 18. Jahrhundert zeigt – noch bevor die Franzosen 1794 einmarschierten und das gesamte Stadtbild veränderten, indem sie ganze Kirchen im Rahmen der Säkularisation abrissen. Zu sehen ist das Modell seit November 2013 und wurde vom Rotary-Club Bonn Süd Bad Godesberg zu dessen 50-jährigen Bestehen aufgestellt.
Besonders ins Auge fiel das Festzelt, welches die Bonner Stadtsoldaten, wie in jedem Jahr zur Fünften Jahreszeit, für das Bonner Karnevalsfestival sowie ein großes Kinderkostümfest hier mitten auf den Münsterplatz aufgestellt hatten.
Am Rande des Münsterplatzes findet man neben einigen kleinen und großen Geschäften, wie zum Beispiel Galeria Kaufhof, TK Maxx oder Sinn Leffers, das bereits 1912 von Karl Thoma erbaute Münster-Haus. Das Gebäude beherbergte später die Bonner Geschäftsstelle der Dresdner Bank. Heute ist das Gebäude Sitz verschiedener Unternehmen wie zum Beispiel Vodafone.
Ein weiterer Blickfang auf dem Münsterplatz ist das Beethoven-Denkmal, welches wie viele andere Dinge in Bonn, an den berühmtesten Sohn der Stadt erinnern soll. Das von Ernst Hähnel entworfene und von Jacob Daniel Burgschmiet gefertigte Denkmal wurde im Sommer 1845 zum Gedenken an Beethovens 75. Geburtstag feierlich enthüllt und ist heute ein beliebtes Fotomotiv – nicht nur für Touristen.
Direkt hinter dem Komponisten fällt die gelbe Fassade der ehemaligen Bonner Hauptpost ins Auge. Das Gebäude ist das ehemalige Fürstenbergische Palais und wurde zwischen 1751 und 1753 erbaut. Bis zum Jahr 1859 diente das Palais als Wohnhaus mehrerer Bonner Familien und wurde dann bis 1876 als Mädchenpensionat genutzt. Im gleichen Jahr kaufte die Deutsche Reichspost das Gebäude dann, um hier das Postamt Bonn einzurichten, welches nach einigen Umbauten im Winter 1877 eröffnet wurde. Einige Jahre später erwies sich das Gebäude als unzureichend und nach dem Kauf angrenzender Häuser und Grundstücke begann im Sommer 1906 der Bau eines Paketpostamtes. Nach vielen weiteren Umbaumaßnahmen und Umgestaltungen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten wurde 1996 ein Architekturwettbewerb zur Neugestaltung des mittlerweile "Post-Carré" genannten Posthof ausgeschrieben. Die Umsetzung der Ergebnisse dieses Wettbewerbs erfolgte zwischen 1997 und 1998 und wurde insgesamt 2001 abgeschlossen. Aufgrund von Umstrukturierungs-Maßnahmen verlor das Gebäude dann 2008 seinen Status als Hauptpost und beherbergt seitdem ein Finanzcenter der Postbank sowie Dienstleistungsbereiche der Deutschen Post und der DHL. Der Mieter in den oberen Etagen des Gebäudes ist seit 1999 das Max-Planck-Institut für Mathematik.
Hier endet mein Rundgang durch die Bundesstadt.
Der Weg zum Hauptbahnhof mit seinem im Jahr 1885 eingeweihten und heute unter Denkmalschutz stehenden Empfangsgebäude führt noch kurz am Martinsbrunnen vorbei. Er ist einer von über 100 Bonner Brunnen und ist vor dem Westportal des Bonner Münster zu finden. Die vom Künstler entworfene Szene zeigt Kinder, die versuchen, ein Festessen in Form einer Gans für den Martinstag am 11.11. zu fangen. Wenn im Sommer die Mittagshitze brennt, nutzen viele den steinernen Rand des Brunnens für eine Verschnaufpause und so mancher kommt nicht am Martinsbrunnen vorbei ohne wenigstens einmal die Finger durch das kühle Nass zu ziehen.
Auf Wiedersehen Bonn – bis zum nächsten Mal …
Text: Stefan
Fotos: Stefan (Ausnahmen siehe Bildunterschriften)