Autokonzert Bremen 6/2020

Live-Musik mal anders – Magis­ta­rium & Daal­schlag in der Bremer Überseestadt

Lange Zeit war es Still auf Deutsch­lands Bühnen. Schuld daran ist eine Spaß-Bremse namens "Coro­na­virus Disease 2019", besser bekannt als COVID-19 oder Corona, der uns quasi unter Haus­ar­rest gestellt hatte. Seit einiger Zeit aber werden die Corona-Sicher­heits­maß­nahmen nach und nach gelockert und auch der Spaß kehrt wieder zurück – zwar langsam, aber der Anfang wäre gemacht.

Für die Freunde der gepflegten Live-Musik gibt es jetzt wieder die Möglich­keit dieser Leiden­schaft zu frönen. Jedoch nicht in der gewohnten Form. Sich vor die Bühne stellen und gemeinsam mit den Künstlern und dem übrigen Publikum abfeiern, abrocken oder abtanzen – soviel Spaß lässt die eingangs genannte Spaß-Bremse noch nicht zu. Live-Konzert heißt heute Auto­kon­zert. Solche Konzerte werden seit einiger Zeit in ganz Deutsch­land veran­staltet und sorgen für Unter­hal­tung. Das SetUp der Auto­kon­zerte ist ähnlich wie das eines Autokinos. Das Konzert-Gelände kann ausschließ­lich mit einem PKW befahren werden, in dem, den Corona-Regeln entspre­chend, maximal zwei Personen sitzen dürfen. Verschie­dene Veran­stal­tungen lassen auch zusätz­lich Kinder zu. Außerhalb des Geländes ist von den Musikern auf der Bühne nichts zu hören. Der Sound wird über eine UKW-Frequenz, die dem Publikum vor Beginn der Veran­stal­tung mitge­teilt wird, direkt ins Autoradio über­tragen. Deswei­teren ist das Verlassen der Fahrzeuge, mit Ausnahme von Toilet­ten­gängen, nicht gestattet und außerhalb des Fahrzeugs besteht Masken­pflicht. Für den Besuch eines solchen Auto­kon­zerts sind also die folgenden Dinge unbedingt notwendig …

Und ein solches Auto­kon­zert besuchten wir am 12. Juni in Bremen. Im Rahmen des Bremer Open Air InCar ‑Kultur­fes­ti­vals am Speicher XI, bei dem zwischen Mai 2020 und Ende August 2020 genre-über­grei­fende Kultur­ver­an­stal­tungen in Bremen statt­finden, gab es ein Konzert der Bands Magis­ta­rium und Daal­schlag. Veran­stalter des Events war, und ist es auch bei den kommenden InCar-Events, das Auto­Lust­Spiel. Außerdem werden die Auto­Lust­Spiel-Events von der Bremer Dr. Hübotter Gruppe, der Digital-Agentur planet­mutlu sowie vom Veran­stal­tungs­tech­niker active blue unter­stützt. Der Veran­stal­tungsort für dieses und für die kommenden Events ist ein 4.000 Quadrat­meter großes Gelände am BLG-Forum am Speicher XI in der Bremer Über­see­stadt.

Nach einer Begrüßung durch "Locke" und "Brain", die beiden Macher des Bremer Rock-Senders Local Radio, ging die Power­Metal-Band Magis­ta­rium aus der nieder­säch­si­schen Landes­haupt­stadt Hannover als erster Act des Abends an den Start. Die fünf­köp­fige ukrai­nisch-russisch-nieder­säch­sisch-ostfrie­si­sche Formation steht für quali­tativ hoch­wer­tigen, druck- und kraft­vollen Power­Metal. Und das bewiesen die Jungs gleich von Anfang an. Sänger Oleg, der über eine klas­si­sche Ausbil­dung zu Bariton verfügt, sorgte mit seiner wirklich beein­dru­ckenden Stimme und den starken Sounds von Gitarrist Mike, Keyboarder Volker, Bassist "Brumbo" und Drummer Sebastian für eine wirklich explosive musi­ka­li­sche Mischung. Mit Stücken wie "Rising From the Ashes", "Break this Chain", " 5'55" Till the End of Days " oder "Slave of the Faith" brachten Magis­ta­rium das Publikum ordent­lich auf Touren. Auch, wenn dieses im Auto verharren musste – Head­bangen ist auch dort möglich. Mit einer sicht­li­chen Leiden­schaft zur Musik und reiner Spiel­freude über­zeugten Magis­ta­rium die Besucher/-innen des Events während des gesamten Auftritts. Irgend­wann in Nach-Corona-Zeiten werden wir, die Frei­stätter Online Zeitung, noch einmal ein Konzert der Truppe aus Hannover besuchen, um Magis­ta­rium einmal "unge­fil­tert" erleben zu können. Hoffent­lich bald.

Nach dem wirklich geilen Auftritt von Magis­ta­rium enterten "Locke" und "Brain" wieder die Bühne, um den zweiten Act des Abends, die Bremer Formation Daal­schlag anzu­kün­digen. Daal­schlag, die 2011 aus der Bremer Metal-Band Unrest hervor­gingen, rocken auf deutsch und nennen ihren Musikstil "Moped­Metal". Norma­ler­weise begeis­tern sie als Quartett ihr Publikum, konnten an diesem Freitag jedoch nur als Trio zum BLG-Forum kommen, da Lead­gi­tar­rist Marco krank­heits­be­dingt zu Hause bleiben musste. Wir wünschen gute Besserung. Aber das schmä­lerte die Qualität ihres Auftritt keines Wegs. Sänger Claus, Bassist Daniel und Drummer Tim – der verblie­bene Daal­schlag-Rest – begeis­terten das Bremer Publikum mit ihren meist humor­vollen und abwechs­lungs­rei­chen Texten. Das eigent­liche Thema ihrer Songs ist das Motor­rad­fahren. Aber auch Themen wie die gute alte Metal-Zeit, Liebes­ge­schichten sowie weniger schöne Themen wie etwa Alko­hol­sucht finden den Weg in ihre Texte. So hielten Daal­schlag die nicht nur aus Bremen ange­reisten Rock-Fans mit Stücken wie "Lebe dein Leben", "Der Rocker", Moped­mäd­chen" oder "Knuck­le­head" auf dem gleichen Gute-Laune-Level, auf den sie von Magis­ta­rium gebracht wurden. Ach ja, Fußball ist auch ein Thema ihrer Songs. Als krönenden Abschluss ihres Auftritts spielten die musi­ka­li­schen Werder-Bremen-Fans noch ihren Song "Echte Bremer". Leider hat der Bundes­li­gist sein Heimspiel am 16. Juni verloren und den FC Bayern München zum deutschen Meister gemacht, aber noch besteht ein Funken Hoffnung auf den Verbleib der Kicker aus der Hanse­stadt in der Ersten Liga. Und auch für Daal­schlag gilt: Wir, die Frei­stätter Online Zeitung, werden in hoffent­lich nicht allzu ferner Zukunft noch einmal ein Konzert der Bremer Moped-Rocker besuchen, um Daal­schlag einmal "unge­fil­tert" und als Quartett zu erleben.

Abschlie­ßend bedanken wir uns bei allen Betei­ligten für dieses gelungene Konzert und besonders bei Servet von planet­mutlu sowie "Locke" und "Brain" von Local Radio Bremen dafür, das wir dabei sein durften. Und wer nicht genug von Veran­stal­tungen wie diesen bekommen kann, der sollte einmal hier nach­schauen, was Auto­Lust­Spiel noch zu bieten hat.   Text und Fotos: Stefan