Lange Zeit war es Still auf Deutschlands Bühnen. Schuld daran ist eine Spaß-Bremse namens "Coronavirus Disease 2019", besser bekannt als COVID-19 oder Corona, der uns quasi unter Hausarrest gestellt hatte. Seit einiger Zeit aber werden die Corona-Sicherheitsmaßnahmen nach und nach gelockert und auch der Spaß kehrt wieder zurück – zwar langsam, aber der Anfang wäre gemacht.
Für die Freunde der gepflegten Live-Musik gibt es jetzt wieder die Möglichkeit dieser Leidenschaft zu frönen. Jedoch nicht in der gewohnten Form. Sich vor die Bühne stellen und gemeinsam mit den Künstlern und dem übrigen Publikum abfeiern, abrocken oder abtanzen – soviel Spaß lässt die eingangs genannte Spaß-Bremse noch nicht zu. Live-Konzert heißt heute Autokonzert. Solche Konzerte werden seit einiger Zeit in ganz Deutschland veranstaltet und sorgen für Unterhaltung. Das SetUp der Autokonzerte ist ähnlich wie das eines Autokinos. Das Konzert-Gelände kann ausschließlich mit einem PKW befahren werden, in dem, den Corona-Regeln entsprechend, maximal zwei Personen sitzen dürfen. Verschiedene Veranstaltungen lassen auch zusätzlich Kinder zu. Außerhalb des Geländes ist von den Musikern auf der Bühne nichts zu hören. Der Sound wird über eine UKW-Frequenz, die dem Publikum vor Beginn der Veranstaltung mitgeteilt wird, direkt ins Autoradio übertragen. Desweiteren ist das Verlassen der Fahrzeuge, mit Ausnahme von Toilettengängen, nicht gestattet und außerhalb des Fahrzeugs besteht Maskenpflicht. Für den Besuch eines solchen Autokonzerts sind also die folgenden Dinge unbedingt notwendig …
Und ein solches Autokonzert besuchten wir am 12. Juni in Bremen. Im Rahmen des Bremer Open Air InCar ‑Kulturfestivals am Speicher XI, bei dem zwischen Mai 2020 und Ende August 2020 genre-übergreifende Kulturveranstaltungen in Bremen stattfinden, gab es ein Konzert der Bands Magistarium und Daalschlag. Veranstalter des Events war, und ist es auch bei den kommenden InCar-Events, das AutoLustSpiel. Außerdem werden die AutoLustSpiel-Events von der Bremer Dr. Hübotter Gruppe, der Digital-Agentur planetmutlu sowie vom Veranstaltungstechniker active blue unterstützt. Der Veranstaltungsort für dieses und für die kommenden Events ist ein 4.000 Quadratmeter großes Gelände am BLG-Forum am Speicher XI in der Bremer Überseestadt.
Nach einer Begrüßung durch "Locke" und "Brain", die beiden Macher des Bremer Rock-Senders Local Radio, ging die PowerMetal-Band Magistarium aus der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover als erster Act des Abends an den Start. Die fünfköpfige ukrainisch-russisch-niedersächsisch-ostfriesische Formation steht für qualitativ hochwertigen, druck- und kraftvollen PowerMetal. Und das bewiesen die Jungs gleich von Anfang an. Sänger Oleg, der über eine klassische Ausbildung zu Bariton verfügt, sorgte mit seiner wirklich beeindruckenden Stimme und den starken Sounds von Gitarrist Mike, Keyboarder Volker, Bassist "Brumbo" und Drummer Sebastian für eine wirklich explosive musikalische Mischung. Mit Stücken wie "Rising From the Ashes", "Break this Chain", " 5'55" Till the End of Days " oder "Slave of the Faith" brachten Magistarium das Publikum ordentlich auf Touren. Auch, wenn dieses im Auto verharren musste – Headbangen ist auch dort möglich. Mit einer sichtlichen Leidenschaft zur Musik und reiner Spielfreude überzeugten Magistarium die Besucher/-innen des Events während des gesamten Auftritts. Irgendwann in Nach-Corona-Zeiten werden wir, die Freistätter Online Zeitung, noch einmal ein Konzert der Truppe aus Hannover besuchen, um Magistarium einmal "ungefiltert" erleben zu können. Hoffentlich bald.
Nach dem wirklich geilen Auftritt von Magistarium enterten "Locke" und "Brain" wieder die Bühne, um den zweiten Act des Abends, die Bremer Formation Daalschlag anzukündigen. Daalschlag, die 2011 aus der Bremer Metal-Band Unrest hervorgingen, rocken auf deutsch und nennen ihren Musikstil "MopedMetal". Normalerweise begeistern sie als Quartett ihr Publikum, konnten an diesem Freitag jedoch nur als Trio zum BLG-Forum kommen, da Leadgitarrist Marco krankheitsbedingt zu Hause bleiben musste. Wir wünschen gute Besserung. Aber das schmälerte die Qualität ihres Auftritt keines Wegs. Sänger Claus, Bassist Daniel und Drummer Tim – der verbliebene Daalschlag-Rest – begeisterten das Bremer Publikum mit ihren meist humorvollen und abwechslungsreichen Texten. Das eigentliche Thema ihrer Songs ist das Motorradfahren. Aber auch Themen wie die gute alte Metal-Zeit, Liebesgeschichten sowie weniger schöne Themen wie etwa Alkoholsucht finden den Weg in ihre Texte. So hielten Daalschlag die nicht nur aus Bremen angereisten Rock-Fans mit Stücken wie "Lebe dein Leben", "Der Rocker", Mopedmädchen" oder "Knucklehead" auf dem gleichen Gute-Laune-Level, auf den sie von Magistarium gebracht wurden. Ach ja, Fußball ist auch ein Thema ihrer Songs. Als krönenden Abschluss ihres Auftritts spielten die musikalischen Werder-Bremen-Fans noch ihren Song "Echte Bremer". Leider hat der Bundesligist sein Heimspiel am 16. Juni verloren und den FC Bayern München zum deutschen Meister gemacht, aber noch besteht ein Funken Hoffnung auf den Verbleib der Kicker aus der Hansestadt in der Ersten Liga. Und auch für Daalschlag gilt: Wir, die Freistätter Online Zeitung, werden in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft noch einmal ein Konzert der Bremer Moped-Rocker besuchen, um Daalschlag einmal "ungefiltert" und als Quartett zu erleben.
Abschließend bedanken wir uns bei allen Beteiligten für dieses gelungene Konzert und besonders bei Servet von planetmutlu sowie "Locke" und "Brain" von Local Radio Bremen dafür, das wir dabei sein durften. Und wer nicht genug von Veranstaltungen wie diesen bekommen kann, der sollte einmal hier nachschauen, was AutoLustSpiel noch zu bieten hat. Text und Fotos: Stefan