Moorkirche Freistatt - Erntedankgottesdienst 4. Oktober 2020

Erntedank-Gottes­dienst 2020 mit Pastor Christian Sundermann

Am 4. Oktober 2020 kam Pastor Christian Sunder­mann (der auch einer der Geschäfts­füh­renden von Bethel im Norden ist) wieder einmal nach Freistatt, um den dies­jäh­rigen Erntedank-Gottes­dienst mit der Kirchen­ge­meinde Freistatt zu feiern.

Moorkirche Freistatt - Erntedankgottesdienst Oktober 2020 - Pastor Christian Sundermann
Moor­kirche Freistatt – Ernte­dank­got­tes­dienst Oktober 2020 – Pastor Christian Sundermann

Als Thema zog sich die Frage Genug zum Leben haben? durch den Gottesdienst.

Pastor Sunder­mann erinnerte mit einer Lesung des Kapitels 9 (6 – 15) aus dem zweiten Brief an die Korinther, dass wir heute in der Regel genug hätten, was wir zum Leben bräuchten. Neben Essen und Kleidung sollten das auch Soli­da­rität und Beistand sein.

… denn Gott liebt einen fröh­li­chen Geber.

Erntedank-Predigt

Nach dem Lied 324Ich singe dir mit Herz und Mund“ fuhr Pastor Sunder­mann mit der Speisung der Fünf­tau­send (Markus 6, 30 – 44) fort. Diese biblische Geschichte lasse auch heute im Jahr 2020 die Frage aufkommen, wie heut­zu­tage Tausende Menschen durch mehr gemein­sames Teilen satt werden könnten.

Moorkirche Freistatt - Erntedankgottesdienst Oktober 2020 - Pastor Christian Sundermann und Eberhard Brünger an der Orgel
Ernte­dank­got­tes­dienst Oktober 2020 – Pastor Christian Sunder­mann – Eberhard Brünger an der Orgel

Er habe in Freistatt schon oft Menschen kennen­ge­lernt, die durch Schick­sals­schläge und Verluste zuletzt ohne eigene Wohnung waren, deren Ernte also ausge­fallen sei. Hier in Freistatt ange­kommen, hätten sie dann aber das wenige, was zum Leben reiche, wieder­be­kommen. Dabei stelle sich aber immer auch die Frage, wie sie dann auch ihre Würde wieder bekommen könnten.

Pastor Sunder­mann hatte dann zum Ernte­dank­fest 2020 drei Anre­gungen für die Gemeinde:

1. Ein Dankgebet

Früher sei es üblich gewesen, vor jedem Essen ein kurzes Dankgebet zu sprechen. Später sei das nur noch Sonntags geschehen und heut­zu­tage eigent­lich gar nicht mehr. Unser Bewusst­sein für das tägliche Brot sei offenbar fast in Verges­sen­heit geraten und Essen und Trinken sei zur Selbst­ver­ständ­lich­keit geworden. Viel­leicht auch ein Grund für die immer wieder geduldete Vernich­tung von Lebens­mit­teln?

Unser täglich Brot gib uns heute.“

Essen, Kleider und Schuhe, Haus und Hof, Acker und Grund, eine gute Regierung, gute Nachbarn, … sei das alles so selbstverständlich?

Dazu stellte er auch noch die Frage, was mit den Menschen in Not sei? Von denen es ja einer­seits weltweit viel zu viele gebe, die wir aber auch durchaus in Deutsch­land sehen könnten.

2. „Wir können Alles!“

Hier erinnerte Pastor Sunder­mann an heutige Möglich­keiten von Technik und Wissen­schaft, die die Bedin­gungen für optimales Wachstum von Pflanzen und Tieren weit­ge­hend erforscht hätten. Blieben mit der Entschlüs­se­lung der DNA überhaupt noch Geheim­nisse des Lebens übrig?

Wir könnten heute schon das Leben soweit beein­flussen, dass wir uns oft fast als „Macher der Schöpfung“ sehen würden. Wie lange werde es noch dauern, bis wir unser körper­li­ches Altern aufheben können? Lebten unter den heute Geborenen viel­leicht schon die ersten Menschen, die hunderte von Jahren leben könnten?

Wo bliebe die Dank­bar­keit für all diesen Fort­schritt bei unseren Ansprü­chen heute?

3. Wegwerf­ge­sell­schaft statt Brockensammlung?

Eine Beschrei­bung unseres heutigen Lebens könne wohl so aussehen:

  • Kleidung – der Mode wegen
  • Ernährung – muss ein beson­derer Genuss sein
  • Auto – Status­symbol statt ehemals Transportmittel
  • Moderne Produkte – Verfalls­datum ist eingebaut

Wo bleibe da die Achtung vor den Dingen, die den alten Pastor Friedrich von Bodel­schwingh einst zur Eröffnung seiner Brocken­samm­lung veran­lasste? (… dem Einsam­meln der zwölf Körbe voller Brocken)

Die Brocken­samm­lung gebe es auch heute noch, wenn auch Zigar­ren­asche (… früher für die Färberei verwendet) heute praktisch keine Rolle mehr spiele.

Der dritte Dürre-Sommer

Auf dem Friedhof in Freistatt gebe es immer mehr sterbende Bäume durch die trockenen Sommer der vergan­genen Jahre. Mit der Frage: „Können und wollen wir an dieser Klima-Entwick­lung wirklich noch etwas ändern?“ stellte Pastor Sunder­mann diese offenbar von uns Menschen selbst­ver­ant­wor­tete Kata­strophe zur Diskussion.

Sollten wir die Corona-Krise viel­leicht einmal zum Nach­denken nutzen:

  • Über weniger Konsum, Reisen, Fahrerei, Fliegen und Besuche?
  • Über weniger Besitzen und mehr Teilen … damit es für Alle reicht und damit Alle satt werden können?

Das sei dann ja zuletzt auch ein Handeln in der Tradition Jesus Christus, gab Pastor Sunder­mann zu bedenken.

Mit dem Lied 508Wir pflügen und wir streuen“ zum Orgel­spiel von Eberhard Brünger endete diese Predigt.

Pastor Sunder­mann bat noch um eine Spende für die Kollekte, die diesmal für das Diako­ni­sche Werk evan­ge­li­scher Kirchen in Nieder­sachsen bestimmt sei.

Moorkirche Freistatt - Erntedankgottesdienst 4. Oktober 2020
Moor­kirche Freistatt – Ernte­dank­got­tes­dienst 4. Oktober 2020

Eine Abschieds-Predigt

Pastor Sunder­mann gab dann noch bekannt, dass dies seine Abschieds-Predigt hier in Freistatt gewesen sei, da er voraus­sicht­lich am 9. Dezember 2020 in der Markt­kirche Hannover aus seinem Kirchen­dienst verab­schiedet werde – soweit das die Corona-Pandemie dann zulassen werde.

Silke van Doorn - (c) Kirchenkreis Siegen
Pastorin
Silke van Doorn
(© Kirchen­kreis Siegen und Wittgenstein)

Zuletzt hatte Pastor Sunder­mann noch eine freudige Mittei­lung für die Kirchen­ge­meinde: Pastorin Silke van Doorn werde im nächsten Jahr neue und „wirklich klasse Pastorin“ in Freistatt werden. Sie freue sich schon auf ihre künftige Arbeit in Freistatt.

Auf ein weiteres Orgel­spiel zum Lied 510Freuet euch der schönen Erde“ folgte das gemein­same Schluss­gebet mit einem Dank an Gott für alles und der abschlie­ßende Segen Pastor Sundermanns.

Mit einem Corona-bedingt einfachem Kirchen­kaffee im Stehen im Eingangs­be­reich der Moor­kirche endete dann der Erntedank-Gottes­dienst 2020.