Am 4. Oktober 2020 kam Pastor Christian Sundermann (der auch einer der Geschäftsführenden von Bethel im Norden ist) wieder einmal nach Freistatt, um den diesjährigen Erntedank-Gottesdienst mit der Kirchengemeinde Freistatt zu feiern.
Als Thema zog sich die Frage „Genug zum Leben haben?“ durch den Gottesdienst.
Pastor Sundermann erinnerte mit einer Lesung des Kapitels 9 (6 – 15) aus dem zweiten Brief an die Korinther, dass wir heute in der Regel genug hätten, was wir zum Leben bräuchten. Neben Essen und Kleidung sollten das auch Solidarität und Beistand sein.
… denn Gott liebt einen fröhlichen Geber.
Erntedank-Predigt
Nach dem Lied 324 „Ich singe dir mit Herz und Mund“ fuhr Pastor Sundermann mit der Speisung der Fünftausend (Markus 6, 30 – 44) fort. Diese biblische Geschichte lasse auch heute im Jahr 2020 die Frage aufkommen, wie heutzutage Tausende Menschen durch mehr gemeinsames Teilen satt werden könnten.
Er habe in Freistatt schon oft Menschen kennengelernt, die durch Schicksalsschläge und Verluste zuletzt ohne eigene Wohnung waren, deren Ernte also ausgefallen sei. Hier in Freistatt angekommen, hätten sie dann aber das wenige, was zum Leben reiche, wiederbekommen. Dabei stelle sich aber immer auch die Frage, wie sie dann auch ihre Würde wieder bekommen könnten.
Pastor Sundermann hatte dann zum Erntedankfest 2020 drei Anregungen für die Gemeinde:
1. Ein Dankgebet
Früher sei es üblich gewesen, vor jedem Essen ein kurzes Dankgebet zu sprechen. Später sei das nur noch Sonntags geschehen und heutzutage eigentlich gar nicht mehr. Unser Bewusstsein für das tägliche Brot sei offenbar fast in Vergessenheit geraten und Essen und Trinken sei zur Selbstverständlichkeit geworden. Vielleicht auch ein Grund für die immer wieder geduldete Vernichtung von Lebensmitteln?
„Unser täglich Brot gib uns heute.“
Essen, Kleider und Schuhe, Haus und Hof, Acker und Grund, eine gute Regierung, gute Nachbarn, … sei das alles so selbstverständlich?
Dazu stellte er auch noch die Frage, was mit den Menschen in Not sei? Von denen es ja einerseits weltweit viel zu viele gebe, die wir aber auch durchaus in Deutschland sehen könnten.
2. „Wir können Alles!“
Hier erinnerte Pastor Sundermann an heutige Möglichkeiten von Technik und Wissenschaft, die die Bedingungen für optimales Wachstum von Pflanzen und Tieren weitgehend erforscht hätten. Blieben mit der Entschlüsselung der DNA überhaupt noch Geheimnisse des Lebens übrig?
Wir könnten heute schon das Leben soweit beeinflussen, dass wir uns oft fast als „Macher der Schöpfung“ sehen würden. Wie lange werde es noch dauern, bis wir unser körperliches Altern aufheben können? Lebten unter den heute Geborenen vielleicht schon die ersten Menschen, die hunderte von Jahren leben könnten?
Wo bliebe die Dankbarkeit für all diesen Fortschritt bei unseren Ansprüchen heute?
3. Wegwerfgesellschaft statt Brockensammlung?
Eine Beschreibung unseres heutigen Lebens könne wohl so aussehen:
- Kleidung – der Mode wegen
- Ernährung – muss ein besonderer Genuss sein
- Auto – Statussymbol statt ehemals Transportmittel
- Moderne Produkte – Verfallsdatum ist eingebaut
Wo bleibe da die Achtung vor den Dingen, die den alten Pastor Friedrich von Bodelschwingh einst zur Eröffnung seiner Brockensammlung veranlasste? (… dem Einsammeln der zwölf Körbe voller Brocken)
Die Brockensammlung gebe es auch heute noch, wenn auch Zigarrenasche (… früher für die Färberei verwendet) heute praktisch keine Rolle mehr spiele.
Der dritte Dürre-Sommer
Auf dem Friedhof in Freistatt gebe es immer mehr sterbende Bäume durch die trockenen Sommer der vergangenen Jahre. Mit der Frage: „Können und wollen wir an dieser Klima-Entwicklung wirklich noch etwas ändern?“ stellte Pastor Sundermann diese offenbar von uns Menschen selbstverantwortete Katastrophe zur Diskussion.
Sollten wir die Corona-Krise vielleicht einmal zum Nachdenken nutzen:
- Über weniger Konsum, Reisen, Fahrerei, Fliegen und Besuche?
- Über weniger Besitzen und mehr Teilen … damit es für Alle reicht und damit Alle satt werden können?
Das sei dann ja zuletzt auch ein Handeln in der Tradition Jesus Christus, gab Pastor Sundermann zu bedenken.
Mit dem Lied 508 „Wir pflügen und wir streuen“ zum Orgelspiel von Eberhard Brünger endete diese Predigt.
Pastor Sundermann bat noch um eine Spende für die Kollekte, die diesmal für das Diakonische Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen bestimmt sei.
Eine Abschieds-Predigt
Pastor Sundermann gab dann noch bekannt, dass dies seine Abschieds-Predigt hier in Freistatt gewesen sei, da er voraussichtlich am 9. Dezember 2020 in der Marktkirche Hannover aus seinem Kirchendienst verabschiedet werde – soweit das die Corona-Pandemie dann zulassen werde.
Zuletzt hatte Pastor Sundermann noch eine freudige Mitteilung für die Kirchengemeinde: Pastorin Silke van Doorn werde im nächsten Jahr neue und „wirklich klasse Pastorin“ in Freistatt werden. Sie freue sich schon auf ihre künftige Arbeit in Freistatt.
Auf ein weiteres Orgelspiel zum Lied 510 „Freuet euch der schönen Erde“ folgte das gemeinsame Schlussgebet mit einem Dank an Gott für alles und der abschließende Segen Pastor Sundermanns.
Mit einem Corona-bedingt einfachem Kirchenkaffee im Stehen im Eingangsbereich der Moorkirche endete dann der Erntedank-Gottesdienst 2020.