Am Mittwoch, 8. September 2021, um 18 Uhr kam zum ersten mal die neue Frauengruppe aus Freistatt zusammen. Die Idee dazu kam von unserer neuen Pastorin Silke van Doorn, die bei diesem neuen Projekt aktuell von sechs Bewohnerinnen der Wohnungslosenhilfe Freistatt unterstützt wird. Und es wurde nicht nur über Make-Up und Nagellack gesprochen.
Die politisch und sozial engagierten Frauen sprachen offen über alles – von belanglosen bis hin zu brisanten Themen. Dabei stellten sie fest das es in Freistatt so ist wie überall in unserer Gesellschaft. Die Gleichberechtigung ist nicht bei jedem angekommen und Frauen werden immer noch allzu oft übersehen.
Frauenanteil unter Wohnungslosen wird unterschätzt
Und so ist es auch unter den Obdach- bzw. Wohnungslosen. Viele Einrichtungen sind auf die Bedürfnisse von Männern ausgelegt, da hier die größte Nachfrage besteht. Frauen bekommen allzu oft nur das, was sowieso schon da ist. Dabei werden ihre spezifischen Bedürfnisse einfach nicht wahrgenommen. Hier gibt es viel Nachholbedarf was die Versorgung, die Kommunikation und den gegenseitigen Respekt angeht. Denn erst seit Mitte der 1990er Jahre, gibt es ernstzunehmende wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Thema Obdachlosigkeit und Frauen.
Denn die wenigsten Frauen leben offen ohne Wohnung auf der Straße. Die meisten von ihnen suchen nach privaten Lösungen und betreiben Couchsurfing bei Bekannten und Freunden. Oder sie gehen ungewollte Partnerschaften ein um ein Dach über dem Kopf zu haben. Doch keine der oben genannten Möglichkeiten stellt eine gute Möglichkeit dar. Denn Frauen sind in allen drei Varianten nicht nur unsichtbar, sondern auch massiv von psychischer und physischer Gewalt bedroht.
Seit 2013 steigt die Zahl der obdach- und wohnungslosen Frauen an. Heute leben rund 110.000 Frauen auf deutschen Straßen. Das sind ca. 30% aller Obdachlosen. Da Deutschland im Gegensatz zu anderen EU-Ländern keine Statistik führt, lassen sich diese Zahlen nur schätzen. Jedoch gibt es ernsthafte Bemühungen die Situation wohnungsloser Frauen zu verbessern – wie etwa bei dem Projekt „Endlich ein ZUHAUSE!“ aus Mönchengladbach, welches vom nordrhein-westfälischen Sozialminister Karl-Josef Laumann unterstützt wird. Außerdem werden mit der „Mobilen Wohnhilfe“ des Frauenforum Unna, „Physische und psychische Gesundheit für Frauen“ von der Diakonie Mönchengladbach und dem „Kümmerer-Projekt“ vom Sozialdienst Katholischer Frauen aus Neuss e.V. drei weitere Projekte durch ihn unterstützt.
Zusammenhalt macht Stark
Die in Freistatt ansässige Frauengruppe möchte sich nicht auf die Probleme von Frauen konzentrieren. Das Augenmerk liegt speziell auf den Bedürfnissen der obdachlosen Frauen in Freistatt und auch deutschlandweit, um diese sichtbar und greifbar zu machen.
Durch das große Interesse bei den Bewohnerinnen in Freistatt wird es mit Sicherheit nicht das letzte mal gewesen sein, dass man von der Frauengruppe hören wird. Es wurden mehrere Projekte besprochen, die vor allem das Leben der ansässigen Frauen und der restlichen Bewohner verbessern soll. Wir dürfen also alle gespannt sein.
Zusammenarbeit und Kontakt
Mit großem Interesse beobachtet die Frauengruppe auch die Gründung der neuen Männergruppe in Freistatt und es besteht ein reges Interesse daran sich auszutauschen. Neue Termine zu den Treffen der Frauen- und der Männergruppe, findet ihr in unserem Veranstaltungskalender.
Wer noch weitere Infos über die Gruppe braucht, Fragen oder Kritik hat, meldet sich unter der Telefonnummer 0163 / 54 48 128 oder über E‑Mail bei: Silke.vanDoorn (at) bethel.de